Richter, Christoph Philipp: Spectaculum Historicum. Historisches Schauspiel. Jena, 1661.einander gehalten/ und darnach verschwunden: Solcher seltzamer Possen hat er mehr getrieben. Da sich nun ferner die Priester an ihn gemachet/ zwey Tage vor Trinitatis/ und ihn gefraget: Wer ihn dahin geschicket habe? Antwortete er: Gott der HErr habe es gethan/ den Leib zu peinigen/ und zu martern/ aber der Seelen mit nichten zu schaden: Und er solle den Leuten anzeigen/ daß sie von der Hoffart/ Wucher / Fressen/ und Sauffen solten abstehen: Wiewohl es wider mich und mein Recht ist/ also zu reden/ muß ich es doch/ weil mirs Gott geboten/ also thun: Und ich weiß/ daß ich am Jüngsien Tage mehr Seelen/ denn Gott der HErr/ haben werde. Darauf der Pfarrherr von Schlackenwalde gesaget: Du Schelm leugest: Die Sünder werden Busse thun/ und selig werden: Dich aber wird GOTT mit allen deinem Anhang am Jüngsten Tage ins höllische Feuer werffen: Wie daß du nicht im Himmel bliebest/ da dich GOtt zu einem so schönen Engel erschaffen hatte? Da antwortete er: Ey/ lieber Pfaff/ da saß ich nicht feste: Pfaff/ du möchtest wohl daheim bleiben/ und mich zu frieden lassen: Ich weiß wohl/ daß du in Pfingsten vor die tölpische Margretha (so nante er die Jungfrau allwege/ da sie doch mit ihrem Tauffnahmen Anna hieß) auf der Cantzel gebeten hast. Da sagte der Pfarrherr: Ich habe es gethan/ und wil es noch thun: Und wil dich mit meinen einander gehalten/ und darnach verschwunden: Solcher seltzamer Possen hat er mehr getrieben. Da sich nun ferner die Priester an ihn gemachet/ zwey Tage vor Trinitatis/ und ihn gefraget: Wer ihn dahin geschicket habe? Antwortete er: Gott der HErr habe es gethan/ den Leib zu peinigen/ und zu martern/ aber der Seelen mit nichten zu schaden: Und er solle den Leuten anzeigen/ daß sie von der Hoffart/ Wucher / Fressen/ und Sauffen solten abstehen: Wiewohl es wider mich und mein Recht ist/ also zu reden/ muß ich es doch/ weil mirs Gott geboten/ also thun: Und ich weiß/ daß ich am Jüngsien Tage mehr Seelen/ denn Gott der HErr/ haben werde. Darauf der Pfarrherr von Schlackenwalde gesaget: Du Schelm leugest: Die Sünder werden Busse thun/ und selig werden: Dich aber wird GOTT mit allen deinem Anhang am Jüngsten Tage ins höllische Feuer werffen: Wie daß du nicht im Himmel bliebest/ da dich GOtt zu einem so schönen Engel erschaffen hatte? Da antwortete er: Ey/ lieber Pfaff/ da saß ich nicht feste: Pfaff/ du möchtest wohl daheim bleiben/ und mich zu frieden lassen: Ich weiß wohl/ daß du in Pfingsten vor die tölpische Margretha (so nante er die Jungfrau allwege/ da sie doch mit ihrem Tauffnahmen Anna hieß) auf der Cantzel gebeten hast. Da sagte der Pfarrherr: Ich habe es gethan/ und wil es noch thun: Und wil dich mit meinen <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0786" n="762"/> einander gehalten/ und darnach verschwunden: Solcher seltzamer Possen hat er mehr getrieben.</p> <p>Da sich nun ferner die Priester an ihn gemachet/ zwey Tage vor Trinitatis/ und ihn gefraget: Wer ihn dahin geschicket habe? Antwortete er: Gott der HErr habe es gethan/ den Leib zu peinigen/ und zu martern/ aber der Seelen mit nichten zu schaden: Und er solle den Leuten anzeigen/ daß sie von der Hoffart/ Wucher / Fressen/ und Sauffen solten abstehen: Wiewohl es wider mich und mein Recht ist/ also zu reden/ muß ich es doch/ weil mirs Gott geboten/ also thun: Und ich weiß/ daß ich am Jüngsien Tage mehr Seelen/ denn Gott der HErr/ haben werde.</p> <p>Darauf der Pfarrherr von Schlackenwalde gesaget: Du Schelm leugest: Die Sünder werden Busse thun/ und selig werden: Dich aber wird GOTT mit allen deinem Anhang am Jüngsten Tage ins höllische Feuer werffen: Wie daß du nicht im Himmel bliebest/ da dich GOtt zu einem so schönen Engel erschaffen hatte? Da antwortete er: Ey/ lieber Pfaff/ da saß ich nicht feste: Pfaff/ du möchtest wohl daheim bleiben/ und mich zu frieden lassen: Ich weiß wohl/ daß du in Pfingsten vor die tölpische Margretha (so nante er die Jungfrau allwege/ da sie doch mit ihrem Tauffnahmen Anna hieß) auf der Cantzel gebeten hast.</p> <p>Da sagte der Pfarrherr: Ich habe es gethan/ und wil es noch thun: Und wil dich mit meinen </p> </div> </body> </text> </TEI> [762/0786]
einander gehalten/ und darnach verschwunden: Solcher seltzamer Possen hat er mehr getrieben.
Da sich nun ferner die Priester an ihn gemachet/ zwey Tage vor Trinitatis/ und ihn gefraget: Wer ihn dahin geschicket habe? Antwortete er: Gott der HErr habe es gethan/ den Leib zu peinigen/ und zu martern/ aber der Seelen mit nichten zu schaden: Und er solle den Leuten anzeigen/ daß sie von der Hoffart/ Wucher / Fressen/ und Sauffen solten abstehen: Wiewohl es wider mich und mein Recht ist/ also zu reden/ muß ich es doch/ weil mirs Gott geboten/ also thun: Und ich weiß/ daß ich am Jüngsien Tage mehr Seelen/ denn Gott der HErr/ haben werde.
Darauf der Pfarrherr von Schlackenwalde gesaget: Du Schelm leugest: Die Sünder werden Busse thun/ und selig werden: Dich aber wird GOTT mit allen deinem Anhang am Jüngsten Tage ins höllische Feuer werffen: Wie daß du nicht im Himmel bliebest/ da dich GOtt zu einem so schönen Engel erschaffen hatte? Da antwortete er: Ey/ lieber Pfaff/ da saß ich nicht feste: Pfaff/ du möchtest wohl daheim bleiben/ und mich zu frieden lassen: Ich weiß wohl/ daß du in Pfingsten vor die tölpische Margretha (so nante er die Jungfrau allwege/ da sie doch mit ihrem Tauffnahmen Anna hieß) auf der Cantzel gebeten hast.
Da sagte der Pfarrherr: Ich habe es gethan/ und wil es noch thun: Und wil dich mit meinen
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Zitationshilfe: | Richter, Christoph Philipp: Spectaculum Historicum. Historisches Schauspiel. Jena, 1661, S. 762. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richter_spectaculum_1661/786>, abgerufen am 16.07.2024. |