Richter, Christoph Philipp: Spectaculum Historicum. Historisches Schauspiel. Jena, 1661.Bäume und Gärten/ sehr nahe einem Walde gelegen/ daraus die Wölffe auf die Beute zu lauffen pflegten. Etliche Jahr hernach vermerckte man unter den Wölffen/ die in die Gärten lieffen / ein Thier/ welches nicht gäntzlich aus sahe wie ein Wolf/ auch nicht so hurtig über die Zäune springen kunte. Als es nun etliche mahl die Bauersleute mit Verwunderung gesehen/ und vermeineten/ daß dieses ein sonderbahres Thier wäre: Brachten sie die Geschicht vor ihre Amptman/ welcher es dem Landgraffen zu wissen thäte. Als er nun Befehl gethan/ daß dieses Thier gejagt/ lebendig ergriffen/ und vor Ihn gebracht würde/ es sey durch was Mittel es wolle: Bemüheten sich die Bauren / daß sie es ertappeten/ und einbrachten: Das gieng nun auf vier Füssen/ wie ein Wolf/ und hatte eine scheußliche mine und gestalt. Als ein in dem Saale des Fürsten war/ verkroche es sich unter die Banck/ und fieng an zu schnurren und zu brillen/ wie eine Bestien. Weil man nun an ihm etliche Merckwahl eines menschlichen ANgesichtes (wiewohl seyr ungestalt) merckte: Befahl der Fürst/ daß es etliche Zeit bey Leuten ernähret würde: Biß daß man genauer erkennen könte/ was es wohl seyn müste. Bäume und Gärten/ sehr nahe einem Walde gelegen/ daraus die Wölffe auf die Beute zu lauffen pflegten. Etliche Jahr hernach vermerckte man unter den Wölffen/ die in die Gärten lieffen / ein Thier/ welches nicht gäntzlich aus sahe wie ein Wolf/ auch nicht so hurtig über die Zäune springen kunte. Als es nun etliche mahl die Bauersleute mit Verwunderung gesehen/ und vermeineten/ daß dieses ein sonderbahres Thier wäre: Brachten sie die Geschicht vor ihre Amptman/ welcher es dem Landgraffen zu wissen thäte. Als er nun Befehl gethan/ daß dieses Thier gejagt/ lebendig ergriffen/ und vor Ihn gebracht würde/ es sey durch was Mittel es wolle: Bemüheten sich die Bauren / daß sie es ertappeten/ und einbrachten: Das gieng nun auf vier Füssen/ wie ein Wolf/ und hatte eine scheußliche mine und gestalt. Als ein in dem Saale des Fürsten war/ verkroche es sich unter die Banck/ und fieng an zu schnurren und zu brillen/ wie eine Bestien. Weil man nun an ihm etliche Merckwahl eines menschlichen ANgesichtes (wiewohl seyr ungestalt) merckte: Befahl der Fürst/ daß es etliche Zeit bey Leuten ernähret würde: Biß daß man genauer erkennen könte/ was es wohl seyn müste. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0076" n="56"/> Bäume und Gärten/ sehr nahe einem Walde gelegen/ daraus die Wölffe auf die Beute zu lauffen pflegten.</p> <p>Etliche Jahr hernach vermerckte man unter den Wölffen/ die in die Gärten lieffen / ein Thier/ welches nicht gäntzlich aus sahe wie ein Wolf/ auch nicht so hurtig über die Zäune springen kunte.</p> <p>Als es nun etliche mahl die Bauersleute mit Verwunderung gesehen/ und vermeineten/ daß dieses ein sonderbahres Thier wäre: Brachten sie die Geschicht vor ihre Amptman/ welcher es dem Landgraffen zu wissen thäte.</p> <p>Als er nun Befehl gethan/ daß dieses Thier gejagt/ lebendig ergriffen/ und vor Ihn gebracht würde/ es sey durch was Mittel es wolle: Bemüheten sich die Bauren / daß sie es ertappeten/ und einbrachten: Das gieng nun auf vier Füssen/ wie ein Wolf/ und hatte eine scheußliche mine und gestalt.</p> <p>Als ein in dem Saale des Fürsten war/ verkroche es sich unter die Banck/ und fieng an zu schnurren und zu brillen/ wie eine Bestien.</p> <p>Weil man nun an ihm etliche Merckwahl eines menschlichen ANgesichtes (wiewohl seyr ungestalt) merckte: Befahl der Fürst/ daß es etliche Zeit bey Leuten ernähret würde: Biß daß man genauer erkennen könte/ was es wohl seyn müste.</p> </div> </body> </text> </TEI> [56/0076]
Bäume und Gärten/ sehr nahe einem Walde gelegen/ daraus die Wölffe auf die Beute zu lauffen pflegten.
Etliche Jahr hernach vermerckte man unter den Wölffen/ die in die Gärten lieffen / ein Thier/ welches nicht gäntzlich aus sahe wie ein Wolf/ auch nicht so hurtig über die Zäune springen kunte.
Als es nun etliche mahl die Bauersleute mit Verwunderung gesehen/ und vermeineten/ daß dieses ein sonderbahres Thier wäre: Brachten sie die Geschicht vor ihre Amptman/ welcher es dem Landgraffen zu wissen thäte.
Als er nun Befehl gethan/ daß dieses Thier gejagt/ lebendig ergriffen/ und vor Ihn gebracht würde/ es sey durch was Mittel es wolle: Bemüheten sich die Bauren / daß sie es ertappeten/ und einbrachten: Das gieng nun auf vier Füssen/ wie ein Wolf/ und hatte eine scheußliche mine und gestalt.
Als ein in dem Saale des Fürsten war/ verkroche es sich unter die Banck/ und fieng an zu schnurren und zu brillen/ wie eine Bestien.
Weil man nun an ihm etliche Merckwahl eines menschlichen ANgesichtes (wiewohl seyr ungestalt) merckte: Befahl der Fürst/ daß es etliche Zeit bey Leuten ernähret würde: Biß daß man genauer erkennen könte/ was es wohl seyn müste.
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Zitationshilfe: | Richter, Christoph Philipp: Spectaculum Historicum. Historisches Schauspiel. Jena, 1661, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richter_spectaculum_1661/76>, abgerufen am 18.07.2024. |