Richter, Christoph Philipp: Spectaculum Historicum. Historisches Schauspiel. Jena, 1661.Wenn der Wirth dieses thät/ fand er seine Summa gantz richtig/ daß nicht ein Heller felete/ oder übrig war. Man möchte sich verwundern/ warüm ihn die Obrigkeit nicht zur Straffe genommen. Er ist etliche mahl eingezogen worden: Aber die Gerichte durfften nicht die Gesetze überschreiten/ welche verbieten/ daß man einen Beklagten nicht verurtheile/ biß er der That geständig gewesen. Nun dieser Morta verleugnete so steiff und feste die Warheit/ daß es unmüglich war/ etwas aus ihm zu bringen/ weil er entweder die Marter nicht fühlete / oder dieselbe verachtete. Denn er fürchtete sich so wenig vor einem Folterzuge/ als einen Tantz anzutreten. Wenn ihm ein harter Zug gegeben wurde/ stellete er sich / als wenn es ihm sehr wehe thäte/ und schrye: Lasset mich loß/ ich wil die Warheit sagen. Wenn er loß gemachet worden/ sprach er zu den Herren: Was wolt ihr/ das ich soll sagen? Da ward er gefraget: Weistu/ wer hat dieses und jenes gethan? da trieb Wenn der Wirth dieses thät/ fand er seine Summa gantz richtig/ daß nicht ein Heller felete/ oder übrig war. Man möchte sich verwundern/ warüm ihn die Obrigkeit nicht zur Straffe genommen. Er ist etliche mahl eingezogen worden: Aber die Gerichte durfften nicht die Gesetze überschreiten/ welche verbieten/ daß man einen Beklagten nicht verurtheile/ biß er der That geständig gewesen. Nun dieser Morta verleugnete so steiff und feste die Warheit/ daß es unmüglich war/ etwas aus ihm zu bringen/ weil er entweder die Marter nicht fühlete / oder dieselbe verachtete. Denn er fürchtete sich so wenig vor einem Folterzuge/ als einen Tantz anzutreten. Weñ ihm ein harter Zug gegeben wurde/ stellete er sich / als wenn es ihm sehr wehe thäte/ und schrye: Lasset mich loß/ ich wil die Warheit sagen. Wenn er loß gemachet worden/ sprach er zu den Herren: Was wolt ihr/ das ich soll sagen? Da ward er gefraget: Weistu/ wer hat dieses und jenes gethan? da trieb <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0676" n="652"/> <p>Wenn der Wirth dieses thät/ fand er seine Summa gantz richtig/ daß nicht ein Heller felete/ oder übrig war.</p> <p>Man möchte sich verwundern/ warüm ihn die Obrigkeit nicht zur Straffe genommen.</p> <p>Er ist etliche mahl eingezogen worden: Aber die Gerichte durfften nicht die Gesetze überschreiten/ welche verbieten/ daß man einen Beklagten nicht verurtheile/ biß er der That geständig gewesen.</p> <p>Nun dieser Morta verleugnete so steiff und feste die Warheit/ daß es unmüglich war/ etwas aus ihm zu bringen/ weil er entweder die Marter nicht fühlete / oder dieselbe verachtete.</p> <p>Denn er fürchtete sich so wenig vor einem Folterzuge/ als einen Tantz anzutreten. Weñ ihm ein harter Zug gegeben wurde/ stellete er sich / als wenn es ihm sehr wehe thäte/ und schrye: Lasset mich loß/ ich wil die Warheit sagen.</p> <p>Wenn er loß gemachet worden/ sprach er zu den Herren: Was wolt ihr/ das ich soll sagen? Da ward er gefraget: Weistu/ wer hat dieses und jenes gethan? da trieb </p> </div> </body> </text> </TEI> [652/0676]
Wenn der Wirth dieses thät/ fand er seine Summa gantz richtig/ daß nicht ein Heller felete/ oder übrig war.
Man möchte sich verwundern/ warüm ihn die Obrigkeit nicht zur Straffe genommen.
Er ist etliche mahl eingezogen worden: Aber die Gerichte durfften nicht die Gesetze überschreiten/ welche verbieten/ daß man einen Beklagten nicht verurtheile/ biß er der That geständig gewesen.
Nun dieser Morta verleugnete so steiff und feste die Warheit/ daß es unmüglich war/ etwas aus ihm zu bringen/ weil er entweder die Marter nicht fühlete / oder dieselbe verachtete.
Denn er fürchtete sich so wenig vor einem Folterzuge/ als einen Tantz anzutreten. Weñ ihm ein harter Zug gegeben wurde/ stellete er sich / als wenn es ihm sehr wehe thäte/ und schrye: Lasset mich loß/ ich wil die Warheit sagen.
Wenn er loß gemachet worden/ sprach er zu den Herren: Was wolt ihr/ das ich soll sagen? Da ward er gefraget: Weistu/ wer hat dieses und jenes gethan? da trieb
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