Richter, Christoph Philipp: Spectaculum Historicum. Historisches Schauspiel. Jena, 1661.Nun begab sich eines Tages/ daß ein Vetter der Juliette (sintemal der Zanck zwischen ermeldeten beyden Geschlechtern noch immer währete) auf den Romeo mit tödtlichem Gewehr loß gienge/ ihn niederzumachen: Romeo aber nicht faul / wehrete sich stattlich/ und stieß seinen Feind nieder: Dieserwegen wurde er von Verona bannisiret/ daß er muste ausweichen. Die Juliette unter dem Schein/ als beichte sie/ klagete dem barfüsser Mönche ihr Leid/ wie sie ihres liebsten Schatzes und Ehegattens müste beraubet leben. Der Barfüsser gab ihr den Raht/ sie solte einen zugerichteten Tranck von ihm einnehmen: Welcher die Krafft hätte/ daß er einen Menschen in die dreissig Stunden lang schlaffend machte/ also/ daß man nicht anders meinete/ er wäre Todes verblichen. Sie verschluckete diesen Tranck unerschrocken: Jhre Eltern aber/ die da meineten / sie wäre todt/ liessen sie einsencken in die Grufft ihrer Vorältern. Nun begab sich eines Tages/ daß ein Vetter der Juliette (sintemal der Zanck zwischen ermeldeten beyden Geschlechtern noch immer währete) auf den Romeo mit tödtlichem Gewehr loß gienge/ ihn niederzumachen: Romeo aber nicht faul / wehrete sich stattlich/ und stieß seinen Feind nieder: Dieserwegen wurde er von Verona bannisiret/ daß er muste ausweichen. Die Juliette unter dem Schein/ als beichte sie/ klagete dem barfüsser Mönche ihr Leid/ wie sie ihres liebsten Schatzes und Ehegattens müste beraubet leben. Der Barfüsser gab ihr den Raht/ sie solte einen zugerichteten Tranck von ihm einnehmen: Welcher die Krafft hätte/ daß er einen Menschen in die dreissig Stunden lang schlaffend machte/ also/ daß man nicht anders meinete/ er wäre Todes verblichen. Sie verschluckete diesen Tranck unerschrocken: Jhre Eltern aber/ die da meineten / sie wäre todt/ liessen sie einsencken in die Grufft ihrer Vorältern. <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0602" n="578"/> <p>Nun begab sich eines Tages/ daß ein Vetter der Juliette (sintemal der Zanck zwischen ermeldeten beyden Geschlechtern noch immer währete) auf den Romeo mit tödtlichem Gewehr loß gienge/ ihn niederzumachen: Romeo aber nicht faul / wehrete sich stattlich/ und stieß seinen Feind nieder: Dieserwegen wurde er von Verona bannisiret/ daß er muste ausweichen.</p> <p>Die Juliette unter dem Schein/ als beichte sie/ klagete dem barfüsser Mönche ihr Leid/ wie sie ihres liebsten Schatzes und Ehegattens müste beraubet leben.</p> <p>Der Barfüsser gab ihr den Raht/ sie solte einen zugerichteten Tranck von ihm einnehmen: Welcher die Krafft hätte/ daß er einen Menschen in die dreissig Stunden lang schlaffend machte/ also/ daß man nicht anders meinete/ er wäre Todes verblichen.</p> <p>Sie verschluckete diesen Tranck unerschrocken: Jhre Eltern aber/ die da meineten / sie wäre todt/ liessen sie einsencken in die Grufft ihrer Vorältern.</p> </div> </body> </text> </TEI> [578/0602]
Nun begab sich eines Tages/ daß ein Vetter der Juliette (sintemal der Zanck zwischen ermeldeten beyden Geschlechtern noch immer währete) auf den Romeo mit tödtlichem Gewehr loß gienge/ ihn niederzumachen: Romeo aber nicht faul / wehrete sich stattlich/ und stieß seinen Feind nieder: Dieserwegen wurde er von Verona bannisiret/ daß er muste ausweichen.
Die Juliette unter dem Schein/ als beichte sie/ klagete dem barfüsser Mönche ihr Leid/ wie sie ihres liebsten Schatzes und Ehegattens müste beraubet leben.
Der Barfüsser gab ihr den Raht/ sie solte einen zugerichteten Tranck von ihm einnehmen: Welcher die Krafft hätte/ daß er einen Menschen in die dreissig Stunden lang schlaffend machte/ also/ daß man nicht anders meinete/ er wäre Todes verblichen.
Sie verschluckete diesen Tranck unerschrocken: Jhre Eltern aber/ die da meineten / sie wäre todt/ liessen sie einsencken in die Grufft ihrer Vorältern.
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