Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Richter, Christoph Philipp: Spectaculum Historicum. Historisches Schauspiel. Jena, 1661.

Bild:
<< vorherige Seite

den Bauch angriffe. Es gieng kein Excrementum oder Unflaht von ihr: Und sie hatte einen so hefftigen Eckel vor der Speise/ daß als einer unter dem Hauffen der Anschauer/ ihr unversehens ein Bißlein Zucker in den Mund stackte/ sie alsbald in Ohnmacht niedersanck.

Darüber aber verwunderte ich mich sonderlich/ daß ich sie sahe gehen/ spielen / tantzen/ und mit andern Mägdlein ihres Alters Kurtzweil treiben/ und daß ihr Leib eine natürliche Wärme hatte.

Sie hohlete Athem/ redete/ schrye laut ohne eintzige Mühe und Beschwehrnüß: Welches ich mit meinen Augen gesehen/ und mit meinen Ohren gehöret habe.

Als ich die Eltern fragete/ wie es sich mit dieser Enthaltnüß von der Speise habe angefangen/ berichteten sie mich: Es wäre das Kind im Jahr 1588. von einer schwehren Kranckheit genesen/ und darauf hatte es allmählich von Tag zu Tag den appetit und Lust zu essen verlohren/ also daß bißweilen in drey oder vier Tagen keine Speise in seinen Mund kommen wäre.

den Bauch angriffe. Es gieng kein Excrementum oder Unflaht von ihr: Und sie hatte einen so hefftigen Eckel vor der Speise/ daß als einer unter dem Hauffen der Anschauer/ ihr unversehens ein Bißlein Zucker in den Mund stackte/ sie alsbald in Ohnmacht niedersanck.

Darüber aber verwunderte ich mich sonderlich/ daß ich sie sahe gehen/ spielen / tantzen/ und mit andern Mägdlein ihres Alters Kurtzweil treiben/ und daß ihr Leib eine natürliche Wärme hatte.

Sie hohlete Athem/ redete/ schrye laut ohne eintzige Mühe und Beschwehrnüß: Welches ich mit meinen Augen gesehen/ und mit meinen Ohren gehöret habe.

Als ich die Eltern fragete/ wie es sich mit dieser Enthaltnüß von der Speise habe angefangen/ berichteten sie mich: Es wäre das Kind im Jahr 1588. von einer schwehren Kranckheit genesen/ und darauf hatte es allmählich von Tag zu Tag den appetit und Lust zu essen verlohren/ also daß bißweilen in drey oder vier Tagen keine Speise in seinen Mund kommen wäre.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0520" n="496"/>
den Bauch angriffe. Es gieng kein                      Excrementum oder Unflaht von ihr: Und sie hatte einen so hefftigen Eckel vor der                      Speise/ daß als einer unter dem Hauffen der Anschauer/ ihr unversehens ein                      Bißlein Zucker in den Mund stackte/ sie alsbald in Ohnmacht niedersanck.</p>
        <p>Darüber aber verwunderte ich mich sonderlich/ daß ich sie sahe gehen/ spielen /                      tantzen/ und mit andern Mägdlein ihres Alters Kurtzweil treiben/ und daß ihr                      Leib eine natürliche Wärme hatte.</p>
        <p>Sie hohlete Athem/ redete/ schrye laut ohne eintzige Mühe und Beschwehrnüß:                      Welches ich mit meinen Augen gesehen/ und mit meinen Ohren gehöret habe.</p>
        <p>Als ich die Eltern fragete/ wie es sich mit dieser Enthaltnüß von der Speise                      habe angefangen/ berichteten sie mich: Es wäre das Kind im Jahr 1588. von einer                      schwehren Kranckheit genesen/ und darauf hatte es allmählich von Tag zu Tag den                      appetit und Lust zu essen verlohren/ also daß bißweilen in drey oder vier Tagen                      keine Speise in seinen Mund kommen wäre.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[496/0520] den Bauch angriffe. Es gieng kein Excrementum oder Unflaht von ihr: Und sie hatte einen so hefftigen Eckel vor der Speise/ daß als einer unter dem Hauffen der Anschauer/ ihr unversehens ein Bißlein Zucker in den Mund stackte/ sie alsbald in Ohnmacht niedersanck. Darüber aber verwunderte ich mich sonderlich/ daß ich sie sahe gehen/ spielen / tantzen/ und mit andern Mägdlein ihres Alters Kurtzweil treiben/ und daß ihr Leib eine natürliche Wärme hatte. Sie hohlete Athem/ redete/ schrye laut ohne eintzige Mühe und Beschwehrnüß: Welches ich mit meinen Augen gesehen/ und mit meinen Ohren gehöret habe. Als ich die Eltern fragete/ wie es sich mit dieser Enthaltnüß von der Speise habe angefangen/ berichteten sie mich: Es wäre das Kind im Jahr 1588. von einer schwehren Kranckheit genesen/ und darauf hatte es allmählich von Tag zu Tag den appetit und Lust zu essen verlohren/ also daß bißweilen in drey oder vier Tagen keine Speise in seinen Mund kommen wäre.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richter_spectaculum_1661
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richter_spectaculum_1661/520
Zitationshilfe: Richter, Christoph Philipp: Spectaculum Historicum. Historisches Schauspiel. Jena, 1661, S. 496. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richter_spectaculum_1661/520>, abgerufen am 25.11.2024.