Richter, Christoph Philipp: Spectaculum Historicum. Historisches Schauspiel. Jena, 1661.dern in guter Ordnung diesem Herrn erzehlete: Welcher über dieser Post hefftig bestürtzet wurde/ und verwunderte sich höchlichen/ wie es seyn könte/ daß die Sachen/ so ihm allein vertrauet/ und er niemals einigen Menschen offenbaret/ ihm von seinen armen Unterthanen so stattlich erzehlet und vor gestellet würden/ als wenn er sie in einem Buche gelesen. Als ferner der Gefangene den andern/ mit dem er in der Hölle redete/ fragte: Ob es müglich und wahr wäre/ daß so viel Leute/ die so prächtig gekleidet wären / etwa Pein fühleten? Antwortete der ander: Sie würden gebrennet mit einem stetigen Feuer/ und gepeiniget mir unsäglichen Torturen und Wartern: Und alles das jenige/ was da scheinete wie Gold und Scharlach/ wäre lauter brennend Feuer/ welches eine solche Farge von sich gebe. Als er nun wolte fühlen/ ob dem also wäre/ und hinzu nahete/ den Scharlach anzugreiffen/ hätte ihn der andere heissen zu rück gehen: Aber des Feuers Hitze hätte ihm die inwendige Hand gantz versenget: Welche er dann zeigete/ wie sie gantz geröster/ und am Feuer gebraten war. Der arme Gefangene/ als er loß gelassen/ und nach Hause gieng/ sahe aus als ein vertodter Mensch/ der weder hörete noch sahe: War gantz tieffsinnig / redete sehr wenig/ und antwortete fast nichts/ wenn er ümb etwas gefraget wurde. dern in guter Ordnung diesem Herrn erzehlete: Welcher über dieser Post hefftig bestürtzet wurde/ und verwunderte sich höchlichen/ wie es seyn könte/ daß die Sachen/ so ihm allein vertrauet/ und er niemals einigen Menschen offenbaret/ ihm von seinen armen Unterthanen so stattlich erzehlet und vor gestellet würden/ als wenn er sie in einem Buche gelesen. Als ferner der Gefangene den andern/ mit dem er in der Hölle redete/ fragte: Ob es müglich und wahr wäre/ daß so viel Leute/ die so prächtig gekleidet wären / etwa Pein fühleten? Antwortete der ander: Sie würden gebrennet mit einem stetigen Feuer/ und gepeiniget mir unsäglichen Torturen und Wartern: Und alles das jenige/ was da scheinete wie Gold und Scharlach/ wäre lauter brennend Feuer/ welches eine solche Farge von sich gebe. Als er nun wolte fühlen/ ob dem also wäre/ und hinzu nahete/ den Scharlach anzugreiffen/ hätte ihn der andere heissen zu rück gehen: Aber des Feuers Hitze hätte ihm die inwendige Hand gantz versenget: Welche er dann zeigete/ wie sie gantz geröster/ und am Feuer gebraten war. Der arme Gefangene/ als er loß gelassen/ und nach Hause gieng/ sahe aus als ein vertodter Mensch/ der weder hörete noch sahe: War gantz tieffsinnig / redete sehr wenig/ und antwortete fast nichts/ wenn er ümb etwas gefraget wurde. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0047" n="27"/> dern in guter Ordnung diesem Herrn erzehlete: Welcher über dieser Post hefftig bestürtzet wurde/ und verwunderte sich höchlichen/ wie es seyn könte/ daß die Sachen/ so ihm allein vertrauet/ und er niemals einigen Menschen offenbaret/ ihm von seinen armen Unterthanen so stattlich erzehlet und vor gestellet würden/ als wenn er sie in einem Buche gelesen.</p> <p>Als ferner der Gefangene den andern/ mit dem er in der Hölle redete/ fragte: Ob es müglich und wahr wäre/ daß so viel Leute/ die so prächtig gekleidet wären / etwa Pein fühleten? Antwortete der ander: Sie würden gebrennet mit einem stetigen Feuer/ und gepeiniget mir unsäglichen Torturen und Wartern: Und alles das jenige/ was da scheinete wie Gold und Scharlach/ wäre lauter brennend Feuer/ welches eine solche Farge von sich gebe.</p> <p>Als er nun wolte fühlen/ ob dem also wäre/ und hinzu nahete/ den Scharlach anzugreiffen/ hätte ihn der andere heissen zu rück gehen: Aber des Feuers Hitze hätte ihm die inwendige Hand gantz versenget: Welche er dann zeigete/ wie sie gantz geröster/ und am Feuer gebraten war.</p> <p>Der arme Gefangene/ als er loß gelassen/ und nach Hause gieng/ sahe aus als ein vertodter Mensch/ der weder hörete noch sahe: War gantz tieffsinnig / redete sehr wenig/ und antwortete fast nichts/ wenn er ümb etwas gefraget wurde.</p> </div> </body> </text> </TEI> [27/0047]
dern in guter Ordnung diesem Herrn erzehlete: Welcher über dieser Post hefftig bestürtzet wurde/ und verwunderte sich höchlichen/ wie es seyn könte/ daß die Sachen/ so ihm allein vertrauet/ und er niemals einigen Menschen offenbaret/ ihm von seinen armen Unterthanen so stattlich erzehlet und vor gestellet würden/ als wenn er sie in einem Buche gelesen.
Als ferner der Gefangene den andern/ mit dem er in der Hölle redete/ fragte: Ob es müglich und wahr wäre/ daß so viel Leute/ die so prächtig gekleidet wären / etwa Pein fühleten? Antwortete der ander: Sie würden gebrennet mit einem stetigen Feuer/ und gepeiniget mir unsäglichen Torturen und Wartern: Und alles das jenige/ was da scheinete wie Gold und Scharlach/ wäre lauter brennend Feuer/ welches eine solche Farge von sich gebe.
Als er nun wolte fühlen/ ob dem also wäre/ und hinzu nahete/ den Scharlach anzugreiffen/ hätte ihn der andere heissen zu rück gehen: Aber des Feuers Hitze hätte ihm die inwendige Hand gantz versenget: Welche er dann zeigete/ wie sie gantz geröster/ und am Feuer gebraten war.
Der arme Gefangene/ als er loß gelassen/ und nach Hause gieng/ sahe aus als ein vertodter Mensch/ der weder hörete noch sahe: War gantz tieffsinnig / redete sehr wenig/ und antwortete fast nichts/ wenn er ümb etwas gefraget wurde.
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Zitationshilfe: | Richter, Christoph Philipp: Spectaculum Historicum. Historisches Schauspiel. Jena, 1661, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richter_spectaculum_1661/47>, abgerufen am 17.02.2025. |