Richter, Christoph Philipp: Spectaculum Historicum. Historisches Schauspiel. Jena, 1661.Wenn sie bißweilen anfieng zu beten: Ward sie alsbald vom bösen Geist verwirret: Also/ daß sie nicht kunte/ wie gerne sie wolte/ ihre Rede andächtig hinaus führen/ noch ihre Zunge regen. Wenn sie aber ohen Andacht das Gebet und die Horas Canonicas hermurmelte/ befand sie keine Verhinderung/ sondern vielmehr Linderung. Endlich blieb sie gantz thumm/ hatte den Verstand nicht/ kunte nichts unterscheiden/ oder urtheilen/ also/ daß sie keiner eintzigen sache andächtig kunte nachsinnen. So es sich begab/ daß etwa ein andächtiger Gottfürchtiger Mensch mit ihr redete: Da war es/ als wenn sie der Teuffel darüm straffete. Hingegen wenn die andern Weibespersonen von geringen und nichtswürdigen Sachen mit ihr plauderten/ hatte sie Lust daran/ und empfand Linderung. Ferner auch/ als man sie beschwerete/ speyete sie eine grosse Menge Bluts aus ihrem Munde: Damals aber widerfuhr ihr kein ander böser Zufall. Wenn sie bißweilen anfieng zu beten: Ward sie alsbald vom bösen Geist verwirret: Also/ daß sie nicht kunte/ wie gerne sie wolte/ ihre Rede andächtig hinaus führen/ noch ihre Zunge regen. Wenn sie aber ohen Andacht das Gebet und die Horas Canonicas hermurmelte/ befand sie keine Verhinderung/ sondern vielmehr Linderung. Endlich blieb sie gantz thumm/ hatte den Verstand nicht/ kunte nichts unterscheiden/ oder urtheilen/ also/ daß sie keiner eintzigen sache andächtig kunte nachsinnen. So es sich begab/ daß etwa ein andächtiger Gottfürchtiger Mensch mit ihr redete: Da war es/ als wenn sie der Teuffel darüm straffete. Hingegen wenn die andern Weibespersonen von geringen und nichtswürdigen Sachen mit ihr plauderten/ hatte sie Lust daran/ und empfand Linderung. Ferner auch/ als man sie beschwerete/ speyete sie eine grosse Menge Bluts aus ihrem Munde: Damals aber widerfuhr ihr kein ander böser Zufall. <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0356" n="332"/> <p>Wenn sie bißweilen anfieng zu beten: Ward sie alsbald vom bösen Geist verwirret: Also/ daß sie nicht kunte/ wie gerne sie wolte/ ihre Rede andächtig hinaus führen/ noch ihre Zunge regen.</p> <p>Wenn sie aber ohen Andacht das Gebet und die Horas Canonicas hermurmelte/ befand sie keine Verhinderung/ sondern vielmehr Linderung.</p> <p>Endlich blieb sie gantz thumm/ hatte den Verstand nicht/ kunte nichts unterscheiden/ oder urtheilen/ also/ daß sie keiner eintzigen sache andächtig kunte nachsinnen.</p> <p>So es sich begab/ daß etwa ein andächtiger Gottfürchtiger Mensch mit ihr redete: Da war es/ als wenn sie der Teuffel darüm straffete.</p> <p>Hingegen wenn die andern Weibespersonen von geringen und nichtswürdigen Sachen mit ihr plauderten/ hatte sie Lust daran/ und empfand Linderung.</p> <p>Ferner auch/ als man sie beschwerete/ speyete sie eine grosse Menge Bluts aus ihrem Munde: Damals aber widerfuhr ihr kein ander böser Zufall.</p> </div> </body> </text> </TEI> [332/0356]
Wenn sie bißweilen anfieng zu beten: Ward sie alsbald vom bösen Geist verwirret: Also/ daß sie nicht kunte/ wie gerne sie wolte/ ihre Rede andächtig hinaus führen/ noch ihre Zunge regen.
Wenn sie aber ohen Andacht das Gebet und die Horas Canonicas hermurmelte/ befand sie keine Verhinderung/ sondern vielmehr Linderung.
Endlich blieb sie gantz thumm/ hatte den Verstand nicht/ kunte nichts unterscheiden/ oder urtheilen/ also/ daß sie keiner eintzigen sache andächtig kunte nachsinnen.
So es sich begab/ daß etwa ein andächtiger Gottfürchtiger Mensch mit ihr redete: Da war es/ als wenn sie der Teuffel darüm straffete.
Hingegen wenn die andern Weibespersonen von geringen und nichtswürdigen Sachen mit ihr plauderten/ hatte sie Lust daran/ und empfand Linderung.
Ferner auch/ als man sie beschwerete/ speyete sie eine grosse Menge Bluts aus ihrem Munde: Damals aber widerfuhr ihr kein ander böser Zufall.
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