Richter, Christoph Philipp: Spectaculum Historicum. Historisches Schauspiel. Jena, 1661.LXXIX. Füsse an statt der Hände. ICh habe bey uns einen kleinen Mann von Nantes bürtig gesehen/ derselbe war ohne Armen gebohren/ hatte aber seine Füsse so stattlich gewöhnet/ zum Dienste / den ihm die Hände thun solten/ daß sie gewißlich die Helffte ihres natürlichen Ampts vergessen. Dannenhero nennete er sie seine Hände/ er schnitte damit/ er ladete ein Pistol / und schoß es loß/ er fädelte seine Nadel/ er nähete/ er schriebe/ er zog seinen Huht ab/ er kämmete sich/ er spielete auf der Karten/ und mit den Würffeln/ und rührete dieselben so stattlich/ als ein ander thun kunte. Das Geld/ das ich ihm gab/ nahm er in seinen Fuß/ wie wir es in die Hände nehmen. Ich habe auch in meiner Kindheit einen andern gesehen/ welcher ein schlachtschwerdt und eine Helleparten mit der Falte des Hals/ in Mangelung der Hän- LXXIX. Füsse an statt der Hände. ICh habe bey uns einen kleinen Mann von Nantes bürtig gesehen/ derselbe war ohne Armen gebohren/ hatte aber seine Füsse so stattlich gewöhnet/ zum Dienste / den ihm die Hände thun solten/ daß sie gewißlich die Helffte ihres natürlichen Ampts vergessen. Dannenhero nennete er sie seine Hände/ er schnitte damit/ er ladete ein Pistol / und schoß es loß/ er fädelte seine Nadel/ er nähete/ er schriebe/ er zog seinen Huht ab/ er kämmete sich/ er spielete auf der Karten/ und mit den Würffeln/ und rührete dieselben so stattlich/ als ein ander thun kunte. Das Geld/ das ich ihm gab/ nahm er in seinen Fuß/ wie wir es in die Hände nehmen. Ich habe auch in meiner Kindheit einen andern gesehen/ welcher ein schlachtschwerdt und eine Helleparten mit der Falte des Hals/ in Mangelung der Hän- <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0298" n="276"/> <p>LXXIX.</p> <p>Füsse an statt der Hände.</p> <p>ICh habe bey uns einen kleinen Mann von Nantes bürtig gesehen/ derselbe war ohne Armen gebohren/ hatte aber seine Füsse so stattlich gewöhnet/ zum Dienste / den ihm die Hände thun solten/ daß sie gewißlich die Helffte ihres natürlichen Ampts vergessen.</p> <p>Dannenhero nennete er sie seine Hände/ er schnitte damit/ er ladete ein Pistol / und schoß es loß/ er fädelte seine Nadel/ er nähete/ er schriebe/ er zog seinen Huht ab/ er kämmete sich/ er spielete auf der Karten/ und mit den Würffeln/ und rührete dieselben so stattlich/ als ein ander thun kunte.</p> <p>Das Geld/ das ich ihm gab/ nahm er in seinen Fuß/ wie wir es in die Hände nehmen.</p> <p>Ich habe auch in meiner Kindheit einen andern gesehen/ welcher ein schlachtschwerdt und eine Helleparten mit der Falte des Hals/ in Mangelung der Hän- </p> </div> </body> </text> </TEI> [276/0298]
LXXIX.
Füsse an statt der Hände.
ICh habe bey uns einen kleinen Mann von Nantes bürtig gesehen/ derselbe war ohne Armen gebohren/ hatte aber seine Füsse so stattlich gewöhnet/ zum Dienste / den ihm die Hände thun solten/ daß sie gewißlich die Helffte ihres natürlichen Ampts vergessen.
Dannenhero nennete er sie seine Hände/ er schnitte damit/ er ladete ein Pistol / und schoß es loß/ er fädelte seine Nadel/ er nähete/ er schriebe/ er zog seinen Huht ab/ er kämmete sich/ er spielete auf der Karten/ und mit den Würffeln/ und rührete dieselben so stattlich/ als ein ander thun kunte.
Das Geld/ das ich ihm gab/ nahm er in seinen Fuß/ wie wir es in die Hände nehmen.
Ich habe auch in meiner Kindheit einen andern gesehen/ welcher ein schlachtschwerdt und eine Helleparten mit der Falte des Hals/ in Mangelung der Hän-
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