Richter, Christoph Philipp: Spectaculum Historicum. Historisches Schauspiel. Jena, 1661.Da sie also rieff/ antworteten sie alle Neune. Hierüber verwunderte sich die Mutter heftig sehr/ und ward noch mehr in ihren Gedancken verwirret/ als sie sahe/ daß diese alle an der Statur/ am Gesichte Geberden und Stimme/ wie auch an der Kleidung/ einander ähnlich waren: Und bald sagte ihr das Hertz/ daß dieses ihre neun Töchter wären: Und daß Gott die achte erhalten hätte/ welche sie ausgesetzet/ und vermeinet hätte/ sie wären längst gestorben. Davon thät der Eheman mehr Bericht/ und schalt vor der gantzen Versamlung ihr unmenschliches Beginnen: Zeigete ihr auch an/ wie solches vielleicht ihr widerfahren/ damit sie über ihrer unbillichen bösen Meinung/ die sie von ihm und der Kammermagd gehabt/ zu Schanden würde. L. Joubertus lib. 3. de Erroribus popularibus cap. 1. XXIV. Andere dergleichen. ICh vernehme/ daß eben dergleichen Handel in dem Geschlechte derer von Stourneau in der Landschafft Perigort in Franckreich/ etwa vor dreyhundert Jahren/ sich zugetragen. Die Edle Frau gebahr neun Söhnlein auf einmahl/ und wolte ihrer achte davon aussetzen: Dieselben aber wurden durch Gottes Gnade/ von Da sie also rieff/ antworteten sie alle Neune. Hierüber verwunderte sich die Mutter heftig sehr/ und ward noch mehr in ihren Gedancken verwirret/ als sie sahe/ daß diese alle an der Statur/ am Gesichte Geberden und Stimme/ wie auch an der Kleidung/ einander ähnlich waren: Und bald sagte ihr das Hertz/ daß dieses ihre neun Töchter wären: Und daß Gott die achte erhalten hätte/ welche sie ausgesetzet/ und vermeinet hätte/ sie wären längst gestorben. Davon thät der Eheman mehr Bericht/ und schalt vor der gantzen Versamlung ihr unmenschliches Beginnen: Zeigete ihr auch an/ wie solches vielleicht ihr widerfahren/ damit sie über ihrer unbillichen bösen Meinung/ die sie von ihm und der Kammermagd gehabt/ zu Schanden würde. L. Joubertus lib. 3. de Erroribus popularibus cap. 1. XXIV. Andere dergleichen. ICh vernehme/ daß eben dergleichen Handel in dem Geschlechte derer von Stourneau in der Landschafft Perigort in Franckreich/ etwa vor dreyhundert Jahren/ sich zugetragen. Die Edle Frau gebahr neun Söhnlein auf einmahl/ und wolte ihrer achte davon aussetzen: Dieselben aber wurden durch Gottes Gnade/ von <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0238" n="216"/> <p>Da sie also rieff/ antworteten sie alle Neune. Hierüber verwunderte sich die Mutter heftig sehr/ und ward noch mehr in ihren Gedancken verwirret/ als sie sahe/ daß diese alle an der Statur/ am Gesichte Geberden und Stimme/ wie auch an der Kleidung/ einander ähnlich waren: Und bald sagte ihr das Hertz/ daß dieses ihre neun Töchter wären: Und daß Gott die achte erhalten hätte/ welche sie ausgesetzet/ und vermeinet hätte/ sie wären längst gestorben.</p> <p>Davon thät der Eheman mehr Bericht/ und schalt vor der gantzen Versamlung ihr unmenschliches Beginnen: Zeigete ihr auch an/ wie solches vielleicht ihr widerfahren/ damit sie über ihrer unbillichen bösen Meinung/ die sie von ihm und der Kammermagd gehabt/ zu Schanden würde.</p> <p>L. Joubertus lib. 3. de Erroribus popularibus cap. 1.</p> <p>XXIV.</p> <p>Andere dergleichen.</p> <p>ICh vernehme/ daß eben dergleichen Handel in dem Geschlechte derer von Stourneau in der Landschafft Perigort in Franckreich/ etwa vor dreyhundert Jahren/ sich zugetragen.</p> <p>Die Edle Frau gebahr neun Söhnlein auf einmahl/ und wolte ihrer achte davon aussetzen: Dieselben aber wurden durch Gottes Gnade/ von </p> </div> </body> </text> </TEI> [216/0238]
Da sie also rieff/ antworteten sie alle Neune. Hierüber verwunderte sich die Mutter heftig sehr/ und ward noch mehr in ihren Gedancken verwirret/ als sie sahe/ daß diese alle an der Statur/ am Gesichte Geberden und Stimme/ wie auch an der Kleidung/ einander ähnlich waren: Und bald sagte ihr das Hertz/ daß dieses ihre neun Töchter wären: Und daß Gott die achte erhalten hätte/ welche sie ausgesetzet/ und vermeinet hätte/ sie wären längst gestorben.
Davon thät der Eheman mehr Bericht/ und schalt vor der gantzen Versamlung ihr unmenschliches Beginnen: Zeigete ihr auch an/ wie solches vielleicht ihr widerfahren/ damit sie über ihrer unbillichen bösen Meinung/ die sie von ihm und der Kammermagd gehabt/ zu Schanden würde.
L. Joubertus lib. 3. de Erroribus popularibus cap. 1.
XXIV.
Andere dergleichen.
ICh vernehme/ daß eben dergleichen Handel in dem Geschlechte derer von Stourneau in der Landschafft Perigort in Franckreich/ etwa vor dreyhundert Jahren/ sich zugetragen.
Die Edle Frau gebahr neun Söhnlein auf einmahl/ und wolte ihrer achte davon aussetzen: Dieselben aber wurden durch Gottes Gnade/ von
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/richter_spectaculum_1661 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/richter_spectaculum_1661/238 |
Zitationshilfe: | Richter, Christoph Philipp: Spectaculum Historicum. Historisches Schauspiel. Jena, 1661, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richter_spectaculum_1661/238>, abgerufen am 17.07.2024. |