Richter, Christoph Philipp: Spectaculum Historicum. Historisches Schauspiel. Jena, 1661.sich selber und seiner eigenen Kraft (oder vielmehr durch Gottes Gnade) ein solcher Künstler in allerley Holtzwerck worden ist/ daß er nicht allein mit einer wunderbahren Vollkommenheit das jenige/ daran er seine Hand geleget/ aus gearbeitet: sondern/ das noch mehr ist/ er erfindet viel Werckzeuge/ die zu seiner Kunst gehören. Er machet allerley Drechsler-Arbeit und andere: Machet Music altsche Instrumente / Spiner/ Geigen: Darnach stimmet er sie/ und spielet artlich gnug darauf: Er machet viel andere Wercke/ alles nach dem Griff/ aber mit einer solchen Maaßgebung und Geschwindigkeit/ so recht/ artlich/ und reinlich/ daß wohl nicht ein Scharffsichtiger zu finden/ der sie besser zurichten/ noch mit mehrerm Verstande machen könne. In Summa/ dieser Mann ist trefflich listig/ von scharffen Sinnen/ und hohem Geiste/ fleissig/ und arbeitet Tag und Nacht/ wie es ihm beliebet/ ohne Licht und Lampe. Ich fragte ihn einsmahls/ was er vornehmlich begehrte zu sehen? Die Farben / sagte er: Denn ich greiffe an (das sind seine Worte) mein Weib/ meine Kinder / und fühle wohl/ welche es sind/ wie ich es auch mache mit einem Pferde/ Vogel / oder Fisch: Aber weder durch hören sagen/ noch durch Einbildung und Gedancken / kan ich fassen/ was da sey schwartz/ weiß/ oder andere Farbe: Darum begehre ich sie so seyr zu sehen/ und Wissenschafft sich selber und seiner eigenen Kraft (oder vielmehr durch Gottes Gnade) ein solcher Künstler in allerley Holtzwerck worden ist/ daß er nicht allein mit einer wunderbahren Vollkommenheit das jenige/ daran er seine Hand geleget/ aus gearbeitet: sondern/ das noch mehr ist/ er erfindet viel Werckzeuge/ die zu seiner Kunst gehören. Er machet allerley Drechsler-Arbeit und andere: Machet Music altsche Instrumente / Spiner/ Geigen: Darnach stimmet er sie/ und spielet artlich gnug darauf: Er machet viel andere Wercke/ alles nach dem Griff/ aber mit einer solchen Maaßgebung und Geschwindigkeit/ so recht/ artlich/ und reinlich/ daß wohl nicht ein Scharffsichtiger zu finden/ der sie besser zurichten/ noch mit mehrerm Verstande machen könne. In Summa/ dieser Mann ist trefflich listig/ von scharffen Sinnen/ und hohem Geiste/ fleissig/ und arbeitet Tag und Nacht/ wie es ihm beliebet/ ohne Licht und Lampe. Ich fragte ihn einsmahls/ was er vornehmlich begehrte zu sehen? Die Farben / sagte er: Denn ich greiffe an (das sind seine Worte) mein Weib/ meine Kinder / und fühle wohl/ welche es sind/ wie ich es auch mache mit einem Pferde/ Vogel / oder Fisch: Aber weder durch hören sagen/ noch durch Einbildung und Gedancken / kan ich fassen/ was da sey schwartz/ weiß/ oder andere Farbe: Darum begehre ich sie so seyr zu sehen/ und Wissenschafft <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0183" n="163"/> sich selber und seiner eigenen Kraft (oder vielmehr durch Gottes Gnade) ein solcher Künstler in allerley Holtzwerck worden ist/ daß er nicht allein mit einer wunderbahren Vollkommenheit das jenige/ daran er seine Hand geleget/ aus gearbeitet: sondern/ das noch mehr ist/ er erfindet viel Werckzeuge/ die zu seiner Kunst gehören.</p> <p>Er machet allerley Drechsler-Arbeit und andere: Machet Music altsche Instrumente / Spiner/ Geigen: Darnach stimmet er sie/ und spielet artlich gnug darauf: Er machet viel andere Wercke/ alles nach dem Griff/ aber mit einer solchen Maaßgebung und Geschwindigkeit/ so recht/ artlich/ und reinlich/ daß wohl nicht ein Scharffsichtiger zu finden/ der sie besser zurichten/ noch mit mehrerm Verstande machen könne.</p> <p>In Summa/ dieser Mann ist trefflich listig/ von scharffen Sinnen/ und hohem Geiste/ fleissig/ und arbeitet Tag und Nacht/ wie es ihm beliebet/ ohne Licht und Lampe.</p> <p>Ich fragte ihn einsmahls/ was er vornehmlich begehrte zu sehen? Die Farben / sagte er: Denn ich greiffe an (das sind seine Worte) mein Weib/ meine Kinder / und fühle wohl/ welche es sind/ wie ich es auch mache mit einem Pferde/ Vogel / oder Fisch: Aber weder durch hören sagen/ noch durch Einbildung und Gedancken / kan ich fassen/ was da sey schwartz/ weiß/ oder andere Farbe: Darum begehre ich sie so seyr zu sehen/ und Wissenschafft </p> </div> </body> </text> </TEI> [163/0183]
sich selber und seiner eigenen Kraft (oder vielmehr durch Gottes Gnade) ein solcher Künstler in allerley Holtzwerck worden ist/ daß er nicht allein mit einer wunderbahren Vollkommenheit das jenige/ daran er seine Hand geleget/ aus gearbeitet: sondern/ das noch mehr ist/ er erfindet viel Werckzeuge/ die zu seiner Kunst gehören.
Er machet allerley Drechsler-Arbeit und andere: Machet Music altsche Instrumente / Spiner/ Geigen: Darnach stimmet er sie/ und spielet artlich gnug darauf: Er machet viel andere Wercke/ alles nach dem Griff/ aber mit einer solchen Maaßgebung und Geschwindigkeit/ so recht/ artlich/ und reinlich/ daß wohl nicht ein Scharffsichtiger zu finden/ der sie besser zurichten/ noch mit mehrerm Verstande machen könne.
In Summa/ dieser Mann ist trefflich listig/ von scharffen Sinnen/ und hohem Geiste/ fleissig/ und arbeitet Tag und Nacht/ wie es ihm beliebet/ ohne Licht und Lampe.
Ich fragte ihn einsmahls/ was er vornehmlich begehrte zu sehen? Die Farben / sagte er: Denn ich greiffe an (das sind seine Worte) mein Weib/ meine Kinder / und fühle wohl/ welche es sind/ wie ich es auch mache mit einem Pferde/ Vogel / oder Fisch: Aber weder durch hören sagen/ noch durch Einbildung und Gedancken / kan ich fassen/ was da sey schwartz/ weiß/ oder andere Farbe: Darum begehre ich sie so seyr zu sehen/ und Wissenschafft
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