Richter, Christoph Philipp: Spectaculum Historicum. Historisches Schauspiel. Jena, 1661.wolte sie keine andere Artzney brauchen/ als einen Drummesschläger mit der Flötten/ und den nennete sie ihren Artzt. Als sie auf ihr hohes Alter an einem Knie grosse Schmertzen vom Zipperlein hatte: Befahl sie eines Tages ihrem Spielmanne/ er solte ihr eine Courante spielen: Der selbige rührte seine Drummel mit grosser geschwindigkeit/ und bließ so starck seine Flötte/ daß er viel Athems und Kräffte verlohr/ und daher gantz ohnmächtig aufs Pflaster niederfiel. Als er nun nicht mehr auffspielete/ und man geschäfftig war/ ihm aus der Ohnmacht wieder aufzuhelffen: Er aber in derselben fast drey viertel Stunden blieb ohne Wiedererlangung seiner Kräffte und Verstandes: Beklagte sich das Weib hefftig/ und sagte: Sie empfindete die allereussersten Schmertzen/ und grösser / als sie ihr Lebetage ausgestanden hätte. Der Drummelschlägel kam wieder zu seinen Kräfften und Verstande: Und nach dem er eine gute Mahlzeit zu sich genommen/ und starcken guten Wein getruncken: Begab er sich wieder zu seiner vorigen Verrichtung: Da bifand die Frau/ daß ihr auf der Stette besser wurde. Ich war damals in dem Hause/ als sich dieses zutrug. Sie lebte in diesem Zustande hundert und sechs Jahr-Ibidem. wolte sie keine andere Artzney brauchen/ als einen Drummesschläger mit der Flötten/ und den nennete sie ihren Artzt. Als sie auf ihr hohes Alter an einem Knie grosse Schmertzen vom Zipperlein hatte: Befahl sie eines Tages ihrem Spielmanne/ er solte ihr eine Courante spielen: Der selbige rührte seine Drummel mit grosser geschwindigkeit/ und bließ so starck seine Flötte/ daß er viel Athems und Kräffte verlohr/ und daher gantz ohnmächtig aufs Pflaster niederfiel. Als er nun nicht mehr auffspielete/ und man geschäfftig war/ ihm aus der Ohnmacht wieder aufzuhelffen: Er aber in derselben fast drey viertel Stunden blieb ohne Wiedererlangung seiner Kräffte und Verstandes: Beklagte sich das Weib hefftig/ und sagte: Sie empfindete die allereussersten Schmertzen/ und grösser / als sie ihr Lebetage ausgestanden hätte. Der Drummelschlägel kam wieder zu seinen Kräfften und Verstande: Und nach dem er eine gute Mahlzeit zu sich genommen/ und starcken guten Wein getruncken: Begab er sich wieder zu seiner vorigen Verrichtung: Da bifand die Frau/ daß ihr auf der Stette besser wurde. Ich war damals in dem Hause/ als sich dieses zutrug. Sie lebte in diesem Zustande hundert und sechs Jahr-Ibidem. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0151" n="131"/> wolte sie keine andere Artzney brauchen/ als einen Drummesschläger mit der Flötten/ und den nennete sie ihren Artzt.</p> <p>Als sie auf ihr hohes Alter an einem Knie grosse Schmertzen vom Zipperlein hatte: Befahl sie eines Tages ihrem Spielmanne/ er solte ihr eine Courante spielen: Der selbige rührte seine Drummel mit grosser geschwindigkeit/ und bließ so starck seine Flötte/ daß er viel Athems und Kräffte verlohr/ und daher gantz ohnmächtig aufs Pflaster niederfiel.</p> <p>Als er nun nicht mehr auffspielete/ und man geschäfftig war/ ihm aus der Ohnmacht wieder aufzuhelffen: Er aber in derselben fast drey viertel Stunden blieb ohne Wiedererlangung seiner Kräffte und Verstandes: Beklagte sich das Weib hefftig/ und sagte: Sie empfindete die allereussersten Schmertzen/ und grösser / als sie ihr Lebetage ausgestanden hätte.</p> <p>Der Drummelschlägel kam wieder zu seinen Kräfften und Verstande: Und nach dem er eine gute Mahlzeit zu sich genommen/ und starcken guten Wein getruncken: Begab er sich wieder zu seiner vorigen Verrichtung: Da bifand die Frau/ daß ihr auf der Stette besser wurde. Ich war damals in dem Hause/ als sich dieses zutrug. Sie lebte in diesem Zustande hundert und sechs Jahr-Ibidem.</p> </div> </body> </text> </TEI> [131/0151]
wolte sie keine andere Artzney brauchen/ als einen Drummesschläger mit der Flötten/ und den nennete sie ihren Artzt.
Als sie auf ihr hohes Alter an einem Knie grosse Schmertzen vom Zipperlein hatte: Befahl sie eines Tages ihrem Spielmanne/ er solte ihr eine Courante spielen: Der selbige rührte seine Drummel mit grosser geschwindigkeit/ und bließ so starck seine Flötte/ daß er viel Athems und Kräffte verlohr/ und daher gantz ohnmächtig aufs Pflaster niederfiel.
Als er nun nicht mehr auffspielete/ und man geschäfftig war/ ihm aus der Ohnmacht wieder aufzuhelffen: Er aber in derselben fast drey viertel Stunden blieb ohne Wiedererlangung seiner Kräffte und Verstandes: Beklagte sich das Weib hefftig/ und sagte: Sie empfindete die allereussersten Schmertzen/ und grösser / als sie ihr Lebetage ausgestanden hätte.
Der Drummelschlägel kam wieder zu seinen Kräfften und Verstande: Und nach dem er eine gute Mahlzeit zu sich genommen/ und starcken guten Wein getruncken: Begab er sich wieder zu seiner vorigen Verrichtung: Da bifand die Frau/ daß ihr auf der Stette besser wurde. Ich war damals in dem Hause/ als sich dieses zutrug. Sie lebte in diesem Zustande hundert und sechs Jahr-Ibidem.
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Zitationshilfe: | Richter, Christoph Philipp: Spectaculum Historicum. Historisches Schauspiel. Jena, 1661, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richter_spectaculum_1661/151>, abgerufen am 16.02.2025. |