Richter, Christoph Philipp: Spectaculum Historicum. Historisches Schauspiel. Jena, 1661.schon bemühete loßzureissen/ er doch mit vielen andern Stichen in die Brust verwundet ward/ welche ihm in eil die Stimme und das Leben nahmen. Als nun ein Licht angezündet worden/ ward diese Jungfrau ferner von schmertzlichem Grim/ der aus unbillicher Schmach herrührete/ angereitzet/ daß sie dem Todten die Augen ausstach/ die Zunge ausrisse und auch das Hertze / welches sie in kleine stücklein zerschnitt: Sie zerstümmelte ihn an unterschiedlichen Orten seines Leibes: Welchen sie mit Hülffe ihrer Magd durch ein Fenster auf das Pflaster in eine Gasse/ da viel Volck täglich gieng/ hinab stürtzete. Als der Tag angebrochen/ lief ein iedweder zu diesem blutigen Spectakel. Man redete unterschiedlich von der That/ weil man den Cörper nicht kennen kunte: So heßlich war er werstellet/ und hatte nichts/ als das blutige zerstochene Hembde. Als nun einer und der andere seine Meinung sagte/ kam die Jungfrau auf die Gasse / erzehlete unerschrocken und mit trockenen Augen alles/ was obstehet: Welches noch ferner ist wahr gemacht worden durch die Aussage des Dieners dieses Herren / des Priesters/ der sie hat zusammen gegeben/ der Mutter und der Brüder/ so darbey gewesen. So bald/ als sie den Cörper auf die Gassen geworffen: Gab die Jungfrau ihrer Magd ein stücke Geld/ und vermahnete sie/ daß sie sich solte schon bemühete loßzureissen/ er doch mit vielen andern Stichen in die Brust verwundet ward/ welche ihm in eil die Stimme und das Leben nahmen. Als nun ein Licht angezündet worden/ ward diese Jungfrau ferner von schmertzlichem Grim/ der aus unbillicher Schmach herrührete/ angereitzet/ daß sie dem Todten die Augen ausstach/ die Zunge ausrisse und auch das Hertze / welches sie in kleine stücklein zerschnitt: Sie zerstümmelte ihn an unterschiedlichen Orten seines Leibes: Welchen sie mit Hülffe ihrer Magd durch ein Fenster auf das Pflaster in eine Gasse/ da viel Volck täglich gieng/ hinab stürtzete. Als der Tag angebrochen/ lief ein iedweder zu diesem blutigen Spectakel. Man redete unterschiedlich von der That/ weil man den Cörper nicht kennen kunte: So heßlich war er werstellet/ und hatte nichts/ als das blutige zerstochene Hembde. Als nun einer und der andere seine Meinung sagte/ kam die Jungfrau auf die Gasse / erzehlete unerschrocken und mit trockenen Augen alles/ was obstehet: Welches noch ferner ist wahr gemacht worden durch die Aussage des Dieners dieses Herren / des Priesters/ der sie hat zusammen gegeben/ der Mutter und der Brüder/ so darbey gewesen. So bald/ als sie den Cörper auf die Gassen geworffen: Gab die Jungfrau ihrer Magd ein stücke Geld/ und vermahnete sie/ daß sie sich solte <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0100" n="80"/> schon bemühete loßzureissen/ er doch mit vielen andern Stichen in die Brust verwundet ward/ welche ihm in eil die Stimme und das Leben nahmen.</p> <p>Als nun ein Licht angezündet worden/ ward diese Jungfrau ferner von schmertzlichem Grim/ der aus unbillicher Schmach herrührete/ angereitzet/ daß sie dem Todten die Augen ausstach/ die Zunge ausrisse und auch das Hertze / welches sie in kleine stücklein zerschnitt: Sie zerstümmelte ihn an unterschiedlichen Orten seines Leibes: Welchen sie mit Hülffe ihrer Magd durch ein Fenster auf das Pflaster in eine Gasse/ da viel Volck täglich gieng/ hinab stürtzete.</p> <p>Als der Tag angebrochen/ lief ein iedweder zu diesem blutigen Spectakel.</p> <p>Man redete unterschiedlich von der That/ weil man den Cörper nicht kennen kunte: So heßlich war er werstellet/ und hatte nichts/ als das blutige zerstochene Hembde.</p> <p>Als nun einer und der andere seine Meinung sagte/ kam die Jungfrau auf die Gasse / erzehlete unerschrocken und mit trockenen Augen alles/ was obstehet: Welches noch ferner ist wahr gemacht worden durch die Aussage des Dieners dieses Herren / des Priesters/ der sie hat zusammen gegeben/ der Mutter und der Brüder/ so darbey gewesen.</p> <p>So bald/ als sie den Cörper auf die Gassen geworffen: Gab die Jungfrau ihrer Magd ein stücke Geld/ und vermahnete sie/ daß sie sich solte </p> </div> </body> </text> </TEI> [80/0100]
schon bemühete loßzureissen/ er doch mit vielen andern Stichen in die Brust verwundet ward/ welche ihm in eil die Stimme und das Leben nahmen.
Als nun ein Licht angezündet worden/ ward diese Jungfrau ferner von schmertzlichem Grim/ der aus unbillicher Schmach herrührete/ angereitzet/ daß sie dem Todten die Augen ausstach/ die Zunge ausrisse und auch das Hertze / welches sie in kleine stücklein zerschnitt: Sie zerstümmelte ihn an unterschiedlichen Orten seines Leibes: Welchen sie mit Hülffe ihrer Magd durch ein Fenster auf das Pflaster in eine Gasse/ da viel Volck täglich gieng/ hinab stürtzete.
Als der Tag angebrochen/ lief ein iedweder zu diesem blutigen Spectakel.
Man redete unterschiedlich von der That/ weil man den Cörper nicht kennen kunte: So heßlich war er werstellet/ und hatte nichts/ als das blutige zerstochene Hembde.
Als nun einer und der andere seine Meinung sagte/ kam die Jungfrau auf die Gasse / erzehlete unerschrocken und mit trockenen Augen alles/ was obstehet: Welches noch ferner ist wahr gemacht worden durch die Aussage des Dieners dieses Herren / des Priesters/ der sie hat zusammen gegeben/ der Mutter und der Brüder/ so darbey gewesen.
So bald/ als sie den Cörper auf die Gassen geworffen: Gab die Jungfrau ihrer Magd ein stücke Geld/ und vermahnete sie/ daß sie sich solte
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Zitationshilfe: | Richter, Christoph Philipp: Spectaculum Historicum. Historisches Schauspiel. Jena, 1661, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richter_spectaculum_1661/100>, abgerufen am 16.07.2024. |