hören. Alles was wir sagen, alles wir thun, alles was wir wünschen, ist ein Spaß. Wer das Leben nicht selbst zum Spaß machet, ist ein trauriger Bursche, und hat es desto schlimmer.
Jch zweifle nicht, Joseph, daß ihr nicht so wol eure Lust gehabt habt, wie ihr sagt, als rechtliche Leute. Jch wünsche, daß ihr immer mehr eure Lust haben möget, ehrlicher Joseph. - - Wer einem armen Manne seine Freude nicht gönnet, sollte billig selbst keine Freude haben. Spasset ihr also nur fort! Jch wiederhole es noch einmal: Spassen ist besser als Grillen fangen.
Jch hatte nicht nöthig, euch etwas von der Jungfer Betterton zu erzählen. Habe ich euch nicht ohne dem genug Historien gegen mich an die Hand gegeben, um euch bei euren verschlagnen Herren mehr Zutrauen zu erwer- ben? Es war mir überdem verdrieslich, die Jungfer Betterton zu erwähnen, da ihre Verwandten alle lebten, und im Ansehen stun- den. Zudem liebte ich sie, denn sie ward durch ihre grausamen Verwandten von mir genommen, da unsre Freude kaum angegan- gen war.
Doch genug von der werthen Jungfer Betterton. Werth, sage ich, denn der Tod macht uns eine Person recht werth! GOtt gebe ihr eine sanfte Ruhe in der Erde! - - Hier, Joseph, gieng ein tiefer Seufzer nach meiner guten Jungfer Betterton hin!
Was
hoͤren. Alles was wir ſagen, alles wir thun, alles was wir wuͤnſchen, iſt ein Spaß. Wer das Leben nicht ſelbſt zum Spaß machet, iſt ein trauriger Burſche, und hat es deſto ſchlimmer.
Jch zweifle nicht, Joſeph, daß ihr nicht ſo wol eure Luſt gehabt habt, wie ihr ſagt, als rechtliche Leute. Jch wuͤnſche, daß ihr immer mehr eure Luſt haben moͤget, ehrlicher Joſeph. ‒ ‒ Wer einem armen Manne ſeine Freude nicht goͤnnet, ſollte billig ſelbſt keine Freude haben. Spaſſet ihr alſo nur fort! Jch wiederhole es noch einmal: Spaſſen iſt beſſer als Grillen fangen.
Jch hatte nicht noͤthig, euch etwas von der Jungfer Betterton zu erzaͤhlen. Habe ich euch nicht ohne dem genug Hiſtorien gegen mich an die Hand gegeben, um euch bei euren verſchlagnen Herren mehr Zutrauen zu erwer- ben? Es war mir uͤberdem verdrieslich, die Jungfer Betterton zu erwaͤhnen, da ihre Verwandten alle lebten, und im Anſehen ſtun- den. Zudem liebte ich ſie, denn ſie ward durch ihre grauſamen Verwandten von mir genommen, da unſre Freude kaum angegan- gen war.
Doch genug von der werthen Jungfer Betterton. Werth, ſage ich, denn der Tod macht uns eine Perſon recht werth! GOtt gebe ihr eine ſanfte Ruhe in der Erde! ‒ ‒ Hier, Joſeph, gieng ein tiefer Seufzer nach meiner guten Jungfer Betterton hin!
Was
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hoͤren. Alles was wir ſagen, alles wir thun,
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trauriger Burſche, und hat es deſto ſchlimmer.
Jch zweifle nicht, Joſeph, daß ihr nicht
ſo wol eure Luſt gehabt habt, wie ihr ſagt,
als rechtliche Leute. Jch wuͤnſche, daß ihr
immer mehr eure Luſt haben moͤget, ehrlicher
Joſeph. ‒ ‒ Wer einem armen Manne ſeine
Freude nicht goͤnnet, ſollte billig ſelbſt keine
Freude haben. Spaſſet ihr alſo nur fort! Jch
wiederhole es noch einmal: Spaſſen iſt beſſer
als Grillen fangen.
Jch hatte nicht noͤthig, euch etwas von
der Jungfer Betterton zu erzaͤhlen. Habe
ich euch nicht ohne dem genug Hiſtorien gegen
mich an die Hand gegeben, um euch bei euren
verſchlagnen Herren mehr Zutrauen zu erwer-
ben? Es war mir uͤberdem verdrieslich, die
Jungfer Betterton zu erwaͤhnen, da ihre
Verwandten alle lebten, und im Anſehen ſtun-
den. Zudem liebte ich ſie, denn ſie ward
durch ihre grauſamen Verwandten von mir
genommen, da unſre Freude kaum angegan-
gen war.
Doch genug von der werthen Jungfer
Betterton. Werth, ſage ich, denn der
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753/98>, abgerufen am 16.07.2024.
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