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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753.

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ster unter demselben Dache ein erträgliches Le-
ben führen werden?

O Herr Lovelace! Herr Lovelace! was
haben sie für Leiden ausgestanden? Und alles
meinetwillen, meinen sie doch! - - Jch kann sie
wol nimmer dafür belohnen! - - Denken sie
nicht weiter an mich, ich bitte sie - - Wie kön-
nen sie noch Geduld mit mir haben? - - Nichts
haben sie ihrer eigenen Aufführung zu danken,
denke ich! Nichts ihren Gegenausforderungen!
Nichts ihrer Entschliessung, die sie mehr als
einmal erkläret haben, daß sie mit einer Fami-
lie durchaus verwand seyn wollten, ohne sich
so weit herunter zu lassen, daß sie diese Ver-
bindung auf eine geziemende Art zu suchen däch-
ten. Nichts den Mitteln, die sie angewand
haben, weswegen sie jederman tadelte, und
worüber sie es doch nicht der Mühe werth ach-
teten, sich zu rechtfertigen. Hätte ich nicht ge-
glaubt, daß man ihnen auf eine unanständige
Art begegnet wäre, wie ich ihnen schon ge-
sagt, nimmer hätte ich mich mit ihnen in ei-
nen Briefwechsel eingelassen. (*) Der Brief-
wechsel machte sie, in ihren Gedanken, si-
cher, und sie trotzten nach ihrer Grosmuth mei-
nen Verwandten desto mehr. Dies erweckte,
(vielleicht nicht unverschuldet) meines Vaters
Unwillen gegen mich, ohne welchen es meinem
Bruder, bei seinem besondern Haß, und eigen-
nützigen Absichten, an einem rechtmäßigen Vor-

wande
(*) Siehe Th. III. S. 64.
D 2



ſter unter demſelben Dache ein ertraͤgliches Le-
ben fuͤhren werden?

O Herr Lovelace! Herr Lovelace! was
haben ſie fuͤr Leiden ausgeſtanden? Und alles
meinetwillen, meinen ſie doch! ‒ ‒ Jch kann ſie
wol nimmer dafuͤr belohnen! ‒ ‒ Denken ſie
nicht weiter an mich, ich bitte ſie ‒ ‒ Wie koͤn-
nen ſie noch Geduld mit mir haben? ‒ ‒ Nichts
haben ſie ihrer eigenen Auffuͤhrung zu danken,
denke ich! Nichts ihren Gegenausforderungen!
Nichts ihrer Entſchlieſſung, die ſie mehr als
einmal erklaͤret haben, daß ſie mit einer Fami-
lie durchaus verwand ſeyn wollten, ohne ſich
ſo weit herunter zu laſſen, daß ſie dieſe Ver-
bindung auf eine geziemende Art zu ſuchen daͤch-
ten. Nichts den Mitteln, die ſie angewand
haben, weswegen ſie jederman tadelte, und
woruͤber ſie es doch nicht der Muͤhe werth ach-
teten, ſich zu rechtfertigen. Haͤtte ich nicht ge-
glaubt, daß man ihnen auf eine unanſtaͤndige
Art begegnet waͤre, wie ich ihnen ſchon ge-
ſagt, nimmer haͤtte ich mich mit ihnen in ei-
nen Briefwechſel eingelaſſen. (*) Der Brief-
wechſel machte ſie, in ihren Gedanken, ſi-
cher, und ſie trotzten nach ihrer Grosmuth mei-
nen Verwandten deſto mehr. Dies erweckte,
(vielleicht nicht unverſchuldet) meines Vaters
Unwillen gegen mich, ohne welchen es meinem
Bruder, bei ſeinem beſondern Haß, und eigen-
nuͤtzigen Abſichten, an einem rechtmaͤßigen Vor-

wande
(*) Siehe Th. III. S. 64.
D 2
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[51/0059] ſter unter demſelben Dache ein ertraͤgliches Le- ben fuͤhren werden? O Herr Lovelace! Herr Lovelace! was haben ſie fuͤr Leiden ausgeſtanden? Und alles meinetwillen, meinen ſie doch! ‒ ‒ Jch kann ſie wol nimmer dafuͤr belohnen! ‒ ‒ Denken ſie nicht weiter an mich, ich bitte ſie ‒ ‒ Wie koͤn- nen ſie noch Geduld mit mir haben? ‒ ‒ Nichts haben ſie ihrer eigenen Auffuͤhrung zu danken, denke ich! Nichts ihren Gegenausforderungen! Nichts ihrer Entſchlieſſung, die ſie mehr als einmal erklaͤret haben, daß ſie mit einer Fami- lie durchaus verwand ſeyn wollten, ohne ſich ſo weit herunter zu laſſen, daß ſie dieſe Ver- bindung auf eine geziemende Art zu ſuchen daͤch- ten. Nichts den Mitteln, die ſie angewand haben, weswegen ſie jederman tadelte, und woruͤber ſie es doch nicht der Muͤhe werth ach- teten, ſich zu rechtfertigen. Haͤtte ich nicht ge- glaubt, daß man ihnen auf eine unanſtaͤndige Art begegnet waͤre, wie ich ihnen ſchon ge- ſagt, nimmer haͤtte ich mich mit ihnen in ei- nen Briefwechſel eingelaſſen. (*) Der Brief- wechſel machte ſie, in ihren Gedanken, ſi- cher, und ſie trotzten nach ihrer Grosmuth mei- nen Verwandten deſto mehr. Dies erweckte, (vielleicht nicht unverſchuldet) meines Vaters Unwillen gegen mich, ohne welchen es meinem Bruder, bei ſeinem beſondern Haß, und eigen- nuͤtzigen Abſichten, an einem rechtmaͤßigen Vor- wande (*) Siehe Th. III. S. 64. D 2

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753/59>, abgerufen am 27.11.2024.