Er räusperte zwei bis dreimal-Wie, Fräulein? wie gnädige Fräulein? Jch kann nicht sagen. - - Dann hielt er wieder ein - - und endlich stand er mit einer frechen Bewegung auf, und sagte: ich sehe die Ursache deutlich genug, warum kei- ne von meinen Vorschlägen angenommen wer- den können. Zuletzt werde ich doch wol das Opfer der Versöhnung mit ihrer unversöhnli- chen Familie seyn müssen!
Es ist allezeit ihre ehrerbietige Art gewesen, Herr Lovelace, meine Familie so frei herum- zu nehmen. Aber ich bitte sie, wenn sie andre Leute unversöhnlich nennen, so nehmen sie sich in Acht, daß sie selbst nicht den Tadel ver- dienen.
Er müßte freilich sagen, daß er einigen von meiner Familie eben so gewogen wäre, wie sie ihm wären; aber er hätte doch das von ihnen nicht verdienet, was sie von ihm verdienet hätten.
Wenn sie selbst Richter sind?
Nein, alle Welt, sie selbst, gnädige Fräulein, können Richter seyn.
So muß ich ihnen denn sagen, wenn sie meine Familie weniger gereizet hätten, so wür- de sie auch nicht so sehr wider sie aufgebracht seyn. Aber das ist unerhört, daß eine offenba- re Verachtung der Verwandten einer Person eine geziemende Ehrenbezeugung für die Person selbst, oder für ihre Familie, seyn soll.
So
Er raͤusperte zwei bis dreimal-Wie, Fraͤulein? wie gnaͤdige Fraͤulein? Jch kann nicht ſagen. ‒ ‒ Dann hielt er wieder ein ‒ ‒ und endlich ſtand er mit einer frechen Bewegung auf, und ſagte: ich ſehe die Urſache deutlich genug, warum kei- ne von meinen Vorſchlaͤgen angenommen wer- den koͤnnen. Zuletzt werde ich doch wol das Opfer der Verſoͤhnung mit ihrer unverſoͤhnli- chen Familie ſeyn muͤſſen!
Es iſt allezeit ihre ehrerbietige Art geweſen, Herr Lovelace, meine Familie ſo frei herum- zu nehmen. Aber ich bitte ſie, wenn ſie andre Leute unverſoͤhnlich nennen, ſo nehmen ſie ſich in Acht, daß ſie ſelbſt nicht den Tadel ver- dienen.
Er muͤßte freilich ſagen, daß er einigen von meiner Familie eben ſo gewogen waͤre, wie ſie ihm waͤren; aber er haͤtte doch das von ihnen nicht verdienet, was ſie von ihm verdienet haͤtten.
Wenn ſie ſelbſt Richter ſind?
Nein, alle Welt, ſie ſelbſt, gnaͤdige Fraͤulein, koͤnnen Richter ſeyn.
So muß ich ihnen denn ſagen, wenn ſie meine Familie weniger gereizet haͤtten, ſo wuͤr- de ſie auch nicht ſo ſehr wider ſie aufgebracht ſeyn. Aber das iſt unerhoͤrt, daß eine offenba- re Verachtung der Verwandten einer Perſon eine geziemende Ehrenbezeugung fuͤr die Perſon ſelbſt, oder fuͤr ihre Familie, ſeyn ſoll.
So
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Er raͤusperte zwei bis dreimal-Wie, Fraͤulein?
wie gnaͤdige Fraͤulein? Jch kann nicht ſagen.
‒ ‒ Dann hielt er wieder ein ‒ ‒ und endlich ſtand
er mit einer frechen Bewegung auf, und ſagte:
ich ſehe die Urſache deutlich genug, warum kei-
ne von meinen Vorſchlaͤgen angenommen wer-
den koͤnnen. Zuletzt werde ich doch wol das
Opfer der Verſoͤhnung mit ihrer unverſoͤhnli-
chen Familie ſeyn muͤſſen!
Es iſt allezeit ihre ehrerbietige Art geweſen,
Herr Lovelace, meine Familie ſo frei herum-
zu nehmen. Aber ich bitte ſie, wenn ſie andre
Leute unverſoͤhnlich nennen, ſo nehmen ſie ſich
in Acht, daß ſie ſelbſt nicht den Tadel ver-
dienen.
Er muͤßte freilich ſagen, daß er einigen von
meiner Familie eben ſo gewogen waͤre, wie ſie
ihm waͤren; aber er haͤtte doch das von ihnen
nicht verdienet, was ſie von ihm verdienet
haͤtten.
Wenn ſie ſelbſt Richter ſind?
Nein, alle Welt, ſie ſelbſt, gnaͤdige Fraͤulein,
koͤnnen Richter ſeyn.
So muß ich ihnen denn ſagen, wenn ſie
meine Familie weniger gereizet haͤtten, ſo wuͤr-
de ſie auch nicht ſo ſehr wider ſie aufgebracht
ſeyn. Aber das iſt unerhoͤrt, daß eine offenba-
re Verachtung der Verwandten einer Perſon
eine geziemende Ehrenbezeugung fuͤr die Perſon
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753/52>, abgerufen am 20.07.2024.
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