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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753.

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Ach! gnädige Fräulein, kan es Jhnen wol
schwer fallen, zu wissen, was das für ein Mit-
tel ist? - - Sie werden einem Gemal das
Recht nicht streitig machen, was sie ihnen
nicht zustehen.

Warum sagte er: einem Gemal, an statt
zu sagen: ihm? Doch sahe er so aus, als wenn
er aufgemuntert zu werden wünschte, mehr zu
sagen.

So wollten sie, Herr Lovelace, daß ich
einen Advocaten annehmen sollte? wollten sie
das? ungeachtet ich mich, den Rechtshandel mit
meinem Vatter betreffend, genug erkläret
habe?

Nein das wollte ich nicht, allerliebstes Kind,
(er ergrif meine Hand, und drückte sie an sei-
ne Lippen) außer wenn sie mich zum Advoca-
ten annehmen wollten.

Hätte er das: mich gleich Anfangs gesagt,
so hätte ich nicht nöthig gehabt, mich zu ver-
stellen, und einen Advocaten zu nennen.

Jch erröthete. Der Mensch verfolgte diesen
Vorwurf unsrer Unterredung nicht so hitzig,
daß es nicht leichter oder natürlicher gewesen
wäre, ihn zu verlassen, als sich weiter dabei
aufzuhalten.

Wollte der Himmel, er hätte es gethan, oh-
ne mich zu beleidigen! - - Aber ich wußte ihn
so in Furcht zu setzen. - - (so in Furcht zu
setzen,
Sie sagen doch, daß ich das kann,
mein Kind!) Und so ließ der in Furcht gesetzte,

der


Ach! gnaͤdige Fraͤulein, kan es Jhnen wol
ſchwer fallen, zu wiſſen, was das fuͤr ein Mit-
tel iſt? ‒ ‒ Sie werden einem Gemal das
Recht nicht ſtreitig machen, was ſie ihnen
nicht zuſtehen.

Warum ſagte er: einem Gemal, an ſtatt
zu ſagen: ihm? Doch ſahe er ſo aus, als wenn
er aufgemuntert zu werden wuͤnſchte, mehr zu
ſagen.

So wollten ſie, Herr Lovelace, daß ich
einen Advocaten annehmen ſollte? wollten ſie
das? ungeachtet ich mich, den Rechtshandel mit
meinem Vatter betreffend, genug erklaͤret
habe?

Nein das wollte ich nicht, allerliebſtes Kind,
(er ergrif meine Hand, und druͤckte ſie an ſei-
ne Lippen) außer wenn ſie mich zum Advoca-
ten annehmen wollten.

Haͤtte er das: mich gleich Anfangs geſagt,
ſo haͤtte ich nicht noͤthig gehabt, mich zu ver-
ſtellen, und einen Advocaten zu nennen.

Jch erroͤthete. Der Menſch verfolgte dieſen
Vorwurf unſrer Unterredung nicht ſo hitzig,
daß es nicht leichter oder natuͤrlicher geweſen
waͤre, ihn zu verlaſſen, als ſich weiter dabei
aufzuhalten.

Wollte der Himmel, er haͤtte es gethan, oh-
ne mich zu beleidigen! ‒ ‒ Aber ich wußte ihn
ſo in Furcht zu ſetzen. ‒ ‒ (ſo in Furcht zu
ſetzen,
Sie ſagen doch, daß ich das kann,
mein Kind!) Und ſo ließ der in Furcht geſetzte,

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[42/0050] Ach! gnaͤdige Fraͤulein, kan es Jhnen wol ſchwer fallen, zu wiſſen, was das fuͤr ein Mit- tel iſt? ‒ ‒ Sie werden einem Gemal das Recht nicht ſtreitig machen, was ſie ihnen nicht zuſtehen. Warum ſagte er: einem Gemal, an ſtatt zu ſagen: ihm? Doch ſahe er ſo aus, als wenn er aufgemuntert zu werden wuͤnſchte, mehr zu ſagen. So wollten ſie, Herr Lovelace, daß ich einen Advocaten annehmen ſollte? wollten ſie das? ungeachtet ich mich, den Rechtshandel mit meinem Vatter betreffend, genug erklaͤret habe? Nein das wollte ich nicht, allerliebſtes Kind, (er ergrif meine Hand, und druͤckte ſie an ſei- ne Lippen) außer wenn ſie mich zum Advoca- ten annehmen wollten. Haͤtte er das: mich gleich Anfangs geſagt, ſo haͤtte ich nicht noͤthig gehabt, mich zu ver- ſtellen, und einen Advocaten zu nennen. Jch erroͤthete. Der Menſch verfolgte dieſen Vorwurf unſrer Unterredung nicht ſo hitzig, daß es nicht leichter oder natuͤrlicher geweſen waͤre, ihn zu verlaſſen, als ſich weiter dabei aufzuhalten. Wollte der Himmel, er haͤtte es gethan, oh- ne mich zu beleidigen! ‒ ‒ Aber ich wußte ihn ſo in Furcht zu ſetzen. ‒ ‒ (ſo in Furcht zu ſetzen, Sie ſagen doch, daß ich das kann, mein Kind!) Und ſo ließ der in Furcht geſetzte, der

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753/50>, abgerufen am 23.11.2024.