[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753.dränget sind, unter seinen Landesleuten von dem höchsten Range bis zu dem niedrigsten Pöbel mit Fleiß unterhalten worden. Bei dieser allgemeinen Verderbniß, da selbst Vielleicht rührt ein Gedicht den, der die Predigt scheuet, Daß er die Lust bezwingt, und ihn die Bosheit reuet. Demnach entschloß er sich, einen Weg zu be- geahmt Zusätze zur Cl. Y
draͤnget ſind, unter ſeinen Landesleuten von dem hoͤchſten Range bis zu dem niedrigſten Poͤbel mit Fleiß unterhalten worden. Bei dieſer allgemeinen Verderbniß, da ſelbſt Vielleicht ruͤhrt ein Gedicht den, der die Predigt ſcheuet, Daß er die Luſt bezwingt, und ihn die Bosheit reuet. Demnach entſchloß er ſich, einen Weg zu be- geahmt Zuſaͤtze zur Cl. Y
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0345" n="337"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> draͤnget ſind, unter ſeinen Landesleuten von<lb/> dem hoͤchſten Range bis zu dem niedrigſten<lb/> Poͤbel mit Fleiß unterhalten worden.</p><lb/> <p>Bei dieſer allgemeinen Verderbniß, da ſelbſt<lb/> die Canzeln ein groſſes Theil ihres Gewichts<lb/> verlohren haben, und die Geiſtlichkeit als ein<lb/> Stand betrachtet wird, der aus lauter eigen-<lb/> nuͤtzigen Leuten beſtehet, glaubte der Verfaſſer<lb/> es bei ſeinem eignen Herzen verantworten zu<lb/> koͤnnen, wenn er, der Erfolg moͤchte ſeyn, wel-<lb/> cher er wollte, zu der ſo noͤthigen Verbeſſerung<lb/> der Sitten ſein Schaͤrflein mit beitruͤge. Zu-<lb/> gleich uͤberredete er ſich, wenn es ihm in ei-<lb/> nem Jahrhundert, welches der Luſtbarkeit und<lb/> dem Zeitvertreibe Preis gegeben iſt, gluͤckte, ſich<lb/> gleichſam <hi rendition="#fr">einzuſtehlen,</hi> und die wichtigen Leh-<lb/> ren des Chriſtenthums unter der Verkleidung<lb/> eines Zeitvertreibers nach der Mode einzuſchaͤr-<lb/> fen, daß er vielleicht ſeine Abſicht erreichen wuͤr-<lb/> de. Er dachte dabei an die Worte des Dich-<lb/> ters:</p><lb/> <lg type="poem"> <l>Vielleicht ruͤhrt ein Gedicht den, der die</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Predigt ſcheuet,</hi> </l><lb/> <l>Daß er die Luſt bezwingt, und ihn die</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Bosheit reuet.</hi> </l> </lg><lb/> <p>Demnach entſchloß er ſich, einen Weg zu be-<lb/> treten, wo er keinen Vorgaͤnger hat. Die<lb/> meiſten Tragiſchen Dichter, dachte er, haben<lb/> ihre Helden eben ſo ſelten zu wahren Gegenſtaͤn-<lb/> den des Mitleidens gemacht, als die Charack-<lb/> tere der Comiſchen Dichter wuͤrdig ſind, nach-<lb/> <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">Zuſaͤtze zur Cl.</hi> Y</fw><fw place="bottom" type="catch">geahmt</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [337/0345]
draͤnget ſind, unter ſeinen Landesleuten von
dem hoͤchſten Range bis zu dem niedrigſten
Poͤbel mit Fleiß unterhalten worden.
Bei dieſer allgemeinen Verderbniß, da ſelbſt
die Canzeln ein groſſes Theil ihres Gewichts
verlohren haben, und die Geiſtlichkeit als ein
Stand betrachtet wird, der aus lauter eigen-
nuͤtzigen Leuten beſtehet, glaubte der Verfaſſer
es bei ſeinem eignen Herzen verantworten zu
koͤnnen, wenn er, der Erfolg moͤchte ſeyn, wel-
cher er wollte, zu der ſo noͤthigen Verbeſſerung
der Sitten ſein Schaͤrflein mit beitruͤge. Zu-
gleich uͤberredete er ſich, wenn es ihm in ei-
nem Jahrhundert, welches der Luſtbarkeit und
dem Zeitvertreibe Preis gegeben iſt, gluͤckte, ſich
gleichſam einzuſtehlen, und die wichtigen Leh-
ren des Chriſtenthums unter der Verkleidung
eines Zeitvertreibers nach der Mode einzuſchaͤr-
fen, daß er vielleicht ſeine Abſicht erreichen wuͤr-
de. Er dachte dabei an die Worte des Dich-
ters:
Vielleicht ruͤhrt ein Gedicht den, der die
Predigt ſcheuet,
Daß er die Luſt bezwingt, und ihn die
Bosheit reuet.
Demnach entſchloß er ſich, einen Weg zu be-
treten, wo er keinen Vorgaͤnger hat. Die
meiſten Tragiſchen Dichter, dachte er, haben
ihre Helden eben ſo ſelten zu wahren Gegenſtaͤn-
den des Mitleidens gemacht, als die Charack-
tere der Comiſchen Dichter wuͤrdig ſind, nach-
geahmt
Zuſaͤtze zur Cl. Y
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |