[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753.lich wäre, sich selbst eine Freistadt bei der Frau Howe, oder sonst an einem sichern Orte (aber nicht bei Herrn Lovelace, oder einer seiner Fräulein Basen, die sie doch eingeladen hatten) auszumachen, und von dorther Bedingungen vorzuschlagen, die man hätte annehmen müs- sen, und die mit ihrer Pflicht gar nicht stritten. - - Daß, ob sie sich gleich in der Hofnung, eine solche Zuflucht, oder Schutz zu finden, betro- gen sahe, sie doch bei der Zusammenkunft mit dem Herrn Lovelace gar nicht Willens gewe- sen, sich in seine Gewalt zu begeben; weil al- les, was sie durch diesen Schritt zu erreichen suchte, darauf hinauslief, daß sie sich bemü- hen wollte, ein so heftiges Gemüth zu frieden zu sprechen, damit er nicht (wie er würklich vor hatte) bei ihren Verwandten einen Besuch ab- legen möchte, der unglückliche Folgen gehabt haben könnte: Aber daß sie von ihm durch ein falsches Schrecken so listig weggebracht worden, daß man billig eher Mitleiden mit ihr haben, als sie tadeln sollen. Diese Auszüge überführten sie noch weiter, gemacht Zusätze zur Cl. U
lich waͤre, ſich ſelbſt eine Freiſtadt bei der Frau Howe, oder ſonſt an einem ſichern Orte (aber nicht bei Herrn Lovelace, oder einer ſeiner Fraͤulein Baſen, die ſie doch eingeladen hatten) auszumachen, und von dorther Bedingungen vorzuſchlagen, die man haͤtte annehmen muͤſ- ſen, und die mit ihrer Pflicht gar nicht ſtritten. ‒ ‒ Daß, ob ſie ſich gleich in der Hofnung, eine ſolche Zuflucht, oder Schutz zu finden, betro- gen ſahe, ſie doch bei der Zuſammenkunft mit dem Herrn Lovelace gar nicht Willens gewe- ſen, ſich in ſeine Gewalt zu begeben; weil al- les, was ſie durch dieſen Schritt zu erreichen ſuchte, darauf hinauslief, daß ſie ſich bemuͤ- hen wollte, ein ſo heftiges Gemuͤth zu frieden zu ſprechen, damit er nicht (wie er wuͤrklich vor hatte) bei ihren Verwandten einen Beſuch ab- legen moͤchte, der ungluͤckliche Folgen gehabt haben koͤnnte: Aber daß ſie von ihm durch ein falſches Schrecken ſo liſtig weggebracht worden, daß man billig eher Mitleiden mit ihr haben, als ſie tadeln ſollen. Dieſe Auszuͤge uͤberfuͤhrten ſie noch weiter, gemacht Zuſaͤtze zur Cl. U
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lich waͤre, ſich ſelbſt eine Freiſtadt bei der Frau
Howe, oder ſonſt an einem ſichern Orte (aber
nicht bei Herrn Lovelace, oder einer ſeiner
Fraͤulein Baſen, die ſie doch eingeladen hatten)
auszumachen, und von dorther Bedingungen
vorzuſchlagen, die man haͤtte annehmen muͤſ-
ſen, und die mit ihrer Pflicht gar nicht ſtritten.
‒ ‒ Daß, ob ſie ſich gleich in der Hofnung, eine
ſolche Zuflucht, oder Schutz zu finden, betro-
gen ſahe, ſie doch bei der Zuſammenkunft mit
dem Herrn Lovelace gar nicht Willens gewe-
ſen, ſich in ſeine Gewalt zu begeben; weil al-
les, was ſie durch dieſen Schritt zu erreichen
ſuchte, darauf hinauslief, daß ſie ſich bemuͤ-
hen wollte, ein ſo heftiges Gemuͤth zu frieden
zu ſprechen, damit er nicht (wie er wuͤrklich vor
hatte) bei ihren Verwandten einen Beſuch ab-
legen moͤchte, der ungluͤckliche Folgen gehabt
haben koͤnnte: Aber daß ſie von ihm durch ein
falſches Schrecken ſo liſtig weggebracht worden,
daß man billig eher Mitleiden mit ihr haben,
als ſie tadeln ſollen.
Dieſe Auszuͤge uͤberfuͤhrten ſie noch weiter,
daß ſie in der That und nicht blos zum Schein
daruͤber bekuͤmmert geweſen, wie ſie fand, es
ſtuͤnde noch in langer Zeit nicht in ihrer Gewalt,
den Menſchen zu heirathen; und daß ſie zuletzt,
da ſich eine einzige Gelegenheit darbot, durch
ihre unnatuͤrliche Grauſamkeit (da ſie ſich von
neuen an ihre Tante Harvey gewendet, um
Gnade und Vergebung zu erlangen) unfaͤhig
gemacht
Zuſaͤtze zur Cl. U
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