Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753.

Bild:
<< vorherige Seite



etwa ein neues Buch, oder neue Musicalien
von London gekommen waren. Aber wenn
die Gesellschaft so zahlreich war, daß das Ge-
spräch nicht so angenehm werden konnte, als
es oft unter vier oder fünf Freunden von glei-
chen Jahren wird, und es also gewisser maßen
nöthig schien, einige davon abzusondern, damit
die übrigen sich besser unterhalten könnten: so
schlug sie es nicht aus, zu spielen, wenn sie das
Loos traff. Und dann zeigte sie, daß ihre Ab-
neigung vor den Karten bloß die Wirkung ih-
res Geschmacks war, und daß sie ein jedes ar-
tiges Spiel verstand. Aber dann erklärte sie
sich allezeit wieder das hohe Spiel.

Kleinigkeiten ausgenommen u. s. w.

Th. VII. S. 815. L. 2. nach den Worten:
Nächsten Gut zu begehren, lies statt
der vier nächsten Abschnitte, bis S.
816. L. 3.

Sie war über die maßen mildthätig; die
einzige von ihrer Familie, die das Wort verstand!
Und zwar in Ansehung des Leibes und und der
Seele der Leute, die sie zu Vorwürfen ihrer
Mildthätigkeit klüglich ausgewählet hatte. Sie
hielt eine Liste von denen, welche sie ihre Ar-
men
zu nennen pflegte, und setzte auf dieselbe
allemal einen neuen, wenn einer von ihnen starb,
oder auf andre Weise versorget wurde. Doch
legte sie immer etwas zurück, um im Fall der
Noth jemanden in unvermutheten Unglücksfäl-

len
T 3



etwa ein neues Buch, oder neue Muſicalien
von London gekommen waren. Aber wenn
die Geſellſchaft ſo zahlreich war, daß das Ge-
ſpraͤch nicht ſo angenehm werden konnte, als
es oft unter vier oder fuͤnf Freunden von glei-
chen Jahren wird, und es alſo gewiſſer maßen
noͤthig ſchien, einige davon abzuſondern, damit
die uͤbrigen ſich beſſer unterhalten koͤnnten: ſo
ſchlug ſie es nicht aus, zu ſpielen, wenn ſie das
Loos traff. Und dann zeigte ſie, daß ihre Ab-
neigung vor den Karten bloß die Wirkung ih-
res Geſchmacks war, und daß ſie ein jedes ar-
tiges Spiel verſtand. Aber dann erklaͤrte ſie
ſich allezeit wieder das hohe Spiel.

Kleinigkeiten ausgenommen u. ſ. w.

Th. VII. S. 815. L. 2. nach den Worten:
Naͤchſten Gut zu begehren, lies ſtatt
der vier naͤchſten Abſchnitte, bis S.
816. L. 3.

Sie war uͤber die maßen mildthaͤtig; die
einzige von ihrer Familie, die das Wort verſtand!
Und zwar in Anſehung des Leibes und und der
Seele der Leute, die ſie zu Vorwuͤrfen ihrer
Mildthaͤtigkeit kluͤglich ausgewaͤhlet hatte. Sie
hielt eine Liſte von denen, welche ſie ihre Ar-
men
zu nennen pflegte, und ſetzte auf dieſelbe
allemal einen neuen, wenn einer von ihnen ſtarb,
oder auf andre Weiſe verſorget wurde. Doch
legte ſie immer etwas zuruͤck, um im Fall der
Noth jemanden in unvermutheten Ungluͤcksfaͤl-

len
T 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0301" n="293"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
etwa ein neues Buch, oder neue Mu&#x017F;icalien<lb/>
von <hi rendition="#fr">London</hi> gekommen waren. Aber wenn<lb/>
die Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft &#x017F;o zahlreich war, daß das Ge-<lb/>
&#x017F;pra&#x0364;ch nicht &#x017F;o angenehm werden konnte, als<lb/>
es oft unter vier oder fu&#x0364;nf Freunden von glei-<lb/>
chen Jahren wird, und es al&#x017F;o gewi&#x017F;&#x017F;er maßen<lb/>
no&#x0364;thig &#x017F;chien, einige davon abzu&#x017F;ondern, damit<lb/>
die u&#x0364;brigen &#x017F;ich be&#x017F;&#x017F;er unterhalten ko&#x0364;nnten: &#x017F;o<lb/>
&#x017F;chlug &#x017F;ie es nicht aus, zu &#x017F;pielen, wenn &#x017F;ie das<lb/>
Loos traff. Und dann zeigte &#x017F;ie, daß ihre Ab-<lb/>
neigung vor den Karten bloß die Wirkung ih-<lb/>
res Ge&#x017F;chmacks war, und daß &#x017F;ie ein jedes ar-<lb/>
tiges Spiel ver&#x017F;tand. Aber dann erkla&#x0364;rte &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;ich allezeit wieder das hohe Spiel.</p><lb/>
          <p>Kleinigkeiten ausgenommen u. &#x017F;. w.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>Th. <hi rendition="#aq">VII.</hi> S. 815. L. 2. nach den Worten:<lb/><hi rendition="#fr">Na&#x0364;ch&#x017F;ten Gut zu begehren,</hi> lies &#x017F;tatt<lb/>
der vier na&#x0364;ch&#x017F;ten Ab&#x017F;chnitte, bis S.<lb/>
816. L. 3.</head><lb/>
          <p>Sie war u&#x0364;ber die maßen <hi rendition="#fr">mildtha&#x0364;tig;</hi> die<lb/>
einzige von ihrer Familie, die das Wort ver&#x017F;tand!<lb/>
Und zwar in An&#x017F;ehung des Leibes und und der<lb/>
Seele der Leute, die &#x017F;ie zu Vorwu&#x0364;rfen ihrer<lb/>
Mildtha&#x0364;tigkeit klu&#x0364;glich ausgewa&#x0364;hlet hatte. Sie<lb/>
hielt eine Li&#x017F;te von denen, welche &#x017F;ie <hi rendition="#fr">ihre Ar-<lb/>
men</hi> zu nennen pflegte, und &#x017F;etzte auf die&#x017F;elbe<lb/>
allemal einen neuen, wenn einer von ihnen &#x017F;tarb,<lb/>
oder auf andre Wei&#x017F;e ver&#x017F;orget wurde. Doch<lb/>
legte &#x017F;ie immer etwas zuru&#x0364;ck, um im Fall der<lb/>
Noth jemanden in unvermutheten Unglu&#x0364;cksfa&#x0364;l-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">T 3</fw><fw place="bottom" type="catch">len</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[293/0301] etwa ein neues Buch, oder neue Muſicalien von London gekommen waren. Aber wenn die Geſellſchaft ſo zahlreich war, daß das Ge- ſpraͤch nicht ſo angenehm werden konnte, als es oft unter vier oder fuͤnf Freunden von glei- chen Jahren wird, und es alſo gewiſſer maßen noͤthig ſchien, einige davon abzuſondern, damit die uͤbrigen ſich beſſer unterhalten koͤnnten: ſo ſchlug ſie es nicht aus, zu ſpielen, wenn ſie das Loos traff. Und dann zeigte ſie, daß ihre Ab- neigung vor den Karten bloß die Wirkung ih- res Geſchmacks war, und daß ſie ein jedes ar- tiges Spiel verſtand. Aber dann erklaͤrte ſie ſich allezeit wieder das hohe Spiel. Kleinigkeiten ausgenommen u. ſ. w. Th. VII. S. 815. L. 2. nach den Worten: Naͤchſten Gut zu begehren, lies ſtatt der vier naͤchſten Abſchnitte, bis S. 816. L. 3. Sie war uͤber die maßen mildthaͤtig; die einzige von ihrer Familie, die das Wort verſtand! Und zwar in Anſehung des Leibes und und der Seele der Leute, die ſie zu Vorwuͤrfen ihrer Mildthaͤtigkeit kluͤglich ausgewaͤhlet hatte. Sie hielt eine Liſte von denen, welche ſie ihre Ar- men zu nennen pflegte, und ſetzte auf dieſelbe allemal einen neuen, wenn einer von ihnen ſtarb, oder auf andre Weiſe verſorget wurde. Doch legte ſie immer etwas zuruͤck, um im Fall der Noth jemanden in unvermutheten Ungluͤcksfaͤl- len T 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753/301
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753/301>, abgerufen am 21.11.2024.