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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753.

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cher, die Aufseher, und andre artig geschrie-
bene Wochenblätter in ihren Mottos auf je-
dem ihrer Blätter mit einem einzigen Verse
strotzen,
und andre Autoren sich selbst etwas
darauf einbilden, zu den Tituln ihrer Bücher
einen Vers oder Sprüchwort aus den Clas-
sischen Schriftstellern
auszufinden, und sie
damit zu verschönern; Was für eine herrli-
che Figur würde denn ein solcher Brief, als
der eingeschlossene
ist, machen, der mit vor-
treflichen Lehren,
und schicklichen Cita-
tionen
aus den besten Scribenten so reich-
lich angefüllet ist!

Man hat mir erzählet, daß ein gewisser
Lord, der für einen grossen Minister eine
Schutzschrift verfertigen wollte, nachdem
er sich lange vergeblich unendliche Mühe ge-
geben, ein Lateinisches Motto dazu zu fin-
den, einem seiner Freunde auftrug, demjeni-
gen, der ihm nur an eines helfen könnte, das
sich recht paßete, wenn es nur aus einer o-
der ein par Zeilen bestünde, einen Korb des
schönsten rothen Weins
zu versprechen. So
kamen ihre Herrlichkeiten an ein Motto aus
dem Juvenal, welches sie zum Unglück nicht
verstanden, (da sie nicht wusten, daß Juve-
nal
ein Poet sei) und es als eine prosaische
Sentenz
auf den Titul drucken liessen.

Wenn also eine oder zwo Zeilen so viel
werth waren (einen ganzen Korb rothen
Weins!
Denken Sie einmal!) von was für

einem



cher, die Aufſeher, und andre artig geſchrie-
bene Wochenblaͤtter in ihren Mottos auf je-
dem ihrer Blaͤtter mit einem einzigen Verſe
ſtrotzen,
und andre Autoren ſich ſelbſt etwas
darauf einbilden, zu den Tituln ihrer Buͤcher
einen Vers oder Spruͤchwort aus den Claſ-
ſiſchen Schriftſtellern
auszufinden, und ſie
damit zu verſchoͤnern; Was fuͤr eine herrli-
che Figur wuͤrde denn ein ſolcher Brief, als
der eingeſchloſſene
iſt, machen, der mit vor-
treflichen Lehren,
und ſchicklichen Cita-
tionen
aus den beſten Scribenten ſo reich-
lich angefuͤllet iſt!

Man hat mir erzaͤhlet, daß ein gewiſſer
Lord, der fuͤr einen groſſen Miniſter eine
Schutzſchrift verfertigen wollte, nachdem
er ſich lange vergeblich unendliche Muͤhe ge-
geben, ein Lateiniſches Motto dazu zu fin-
den, einem ſeiner Freunde auftrug, demjeni-
gen, der ihm nur an eines helfen koͤnnte, das
ſich recht paßete, wenn es nur aus einer o-
der ein par Zeilen beſtuͤnde, einen Korb des
ſchoͤnſten rothen Weins
zu verſprechen. So
kamen ihre Herrlichkeiten an ein Motto aus
dem Juvenal, welches ſie zum Ungluͤck nicht
verſtanden, (da ſie nicht wuſten, daß Juve-
nal
ein Poet ſei) und es als eine proſaiſche
Sentenz
auf den Titul drucken lieſſen.

Wenn alſo eine oder zwo Zeilen ſo viel
werth waren (einen ganzen Korb rothen
Weins!
Denken Sie einmal!) von was fuͤr

einem
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[239/0247] cher, die Aufſeher, und andre artig geſchrie- bene Wochenblaͤtter in ihren Mottos auf je- dem ihrer Blaͤtter mit einem einzigen Verſe ſtrotzen, und andre Autoren ſich ſelbſt etwas darauf einbilden, zu den Tituln ihrer Buͤcher einen Vers oder Spruͤchwort aus den Claſ- ſiſchen Schriftſtellern auszufinden, und ſie damit zu verſchoͤnern; Was fuͤr eine herrli- che Figur wuͤrde denn ein ſolcher Brief, als der eingeſchloſſene iſt, machen, der mit vor- treflichen Lehren, und ſchicklichen Cita- tionen aus den beſten Scribenten ſo reich- lich angefuͤllet iſt! Man hat mir erzaͤhlet, daß ein gewiſſer Lord, der fuͤr einen groſſen Miniſter eine Schutzſchrift verfertigen wollte, nachdem er ſich lange vergeblich unendliche Muͤhe ge- geben, ein Lateiniſches Motto dazu zu fin- den, einem ſeiner Freunde auftrug, demjeni- gen, der ihm nur an eines helfen koͤnnte, das ſich recht paßete, wenn es nur aus einer o- der ein par Zeilen beſtuͤnde, einen Korb des ſchoͤnſten rothen Weins zu verſprechen. So kamen ihre Herrlichkeiten an ein Motto aus dem Juvenal, welches ſie zum Ungluͤck nicht verſtanden, (da ſie nicht wuſten, daß Juve- nal ein Poet ſei) und es als eine proſaiſche Sentenz auf den Titul drucken lieſſen. Wenn alſo eine oder zwo Zeilen ſo viel werth waren (einen ganzen Korb rothen Weins! Denken Sie einmal!) von was fuͤr einem

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753/247>, abgerufen am 23.11.2024.