oder auf einen schmutzigen Erker fliehen, und sich genöthiget sehen, mit der Aufwartung ei- nes schmierigen alten Weibes vorlieb zu neh- men, die nur ihre Armuth beweget, solchen Kerln die letzten Dienste zu erweisen, die unter den jungen Weibern eine so ärgerliche Verwü- stung angerichtet haben!
Wie kläglich werden sie dann schreien und winseln! Jhre groben starken Stimmen sind in wimmernde Wehklagen verwandelt, die um Mitleiden flehen! Wie hülflos werden ihre jetzt fürchterlichen Klauen seyn! - - Jhre jetzt erhab- nen Nacken versagen den mit Schmerz erfüllten Häuptern die Stütze, und diese Köpfe voll Bos- heit wackeln auf ihren zitternden Schultern! Wie werden sie dann die Gesichter verdrehen! Jhr Herz macht ihrem Kopfe Vorwürfe! Jh- re ausgetrocknete Mäuler stehen voneinander! Eingefallne Wangen! Ein herabhängender Un- terkinn! Sie grunzen wie die Schweine, denen sie im Leben ähnlich waren! O was für ein nie- driger Bösewicht bin ich gewesen! O könn- te ich mein Leben wieder zurück rufen! - - Sie beichten einem alten Weibe, die sie nicht los- sprechen kann! Schreckbilder von Geistern ent- ehrter Jungfrauen, befleckter Matronen, schwe- ben ihnen vor den starren Augen herum! Und ihr Schrecken recht voll zu machen, lächelt ein alter Satan boshaft hinter einem Spiegel, den er ihnen vorhält, um sie mit dem Grausen zu erfüllen, das in ihren Gesichtern erscheinet.
Kann
oder auf einen ſchmutzigen Erker fliehen, und ſich genoͤthiget ſehen, mit der Aufwartung ei- nes ſchmierigen alten Weibes vorlieb zu neh- men, die nur ihre Armuth beweget, ſolchen Kerln die letzten Dienſte zu erweiſen, die unter den jungen Weibern eine ſo aͤrgerliche Verwuͤ- ſtung angerichtet haben!
Wie klaͤglich werden ſie dann ſchreien und winſeln! Jhre groben ſtarken Stimmen ſind in wimmernde Wehklagen verwandelt, die um Mitleiden flehen! Wie huͤlflos werden ihre jetzt fuͤrchterlichen Klauen ſeyn! ‒ ‒ Jhre jetzt erhab- nen Nacken verſagen den mit Schmerz erfuͤllten Haͤuptern die Stuͤtze, und dieſe Koͤpfe voll Bos- heit wackeln auf ihren zitternden Schultern! Wie werden ſie dann die Geſichter verdrehen! Jhr Herz macht ihrem Kopfe Vorwuͤrfe! Jh- re ausgetrocknete Maͤuler ſtehen voneinander! Eingefallne Wangen! Ein herabhaͤngender Un- terkinn! Sie grunzen wie die Schweine, denen ſie im Leben aͤhnlich waren! O was fuͤr ein nie- driger Boͤſewicht bin ich geweſen! O koͤnn- te ich mein Leben wieder zuruͤck rufen! ‒ ‒ Sie beichten einem alten Weibe, die ſie nicht los- ſprechen kann! Schreckbilder von Geiſtern ent- ehrter Jungfrauen, befleckter Matronen, ſchwe- ben ihnen vor den ſtarren Augen herum! Und ihr Schrecken recht voll zu machen, laͤchelt ein alter Satan boshaft hinter einem Spiegel, den er ihnen vorhaͤlt, um ſie mit dem Grauſen zu erfuͤllen, das in ihren Geſichtern erſcheinet.
Kann
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oder auf einen ſchmutzigen Erker fliehen, und
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Kerln die letzten Dienſte zu erweiſen, die unter
den jungen Weibern eine ſo aͤrgerliche Verwuͤ-
ſtung angerichtet haben!
Wie klaͤglich werden ſie dann ſchreien und
winſeln! Jhre groben ſtarken Stimmen ſind in
wimmernde Wehklagen verwandelt, die um
Mitleiden flehen! Wie huͤlflos werden ihre jetzt
fuͤrchterlichen Klauen ſeyn! ‒ ‒ Jhre jetzt erhab-
nen Nacken verſagen den mit Schmerz erfuͤllten
Haͤuptern die Stuͤtze, und dieſe Koͤpfe voll Bos-
heit wackeln auf ihren zitternden Schultern!
Wie werden ſie dann die Geſichter verdrehen!
Jhr Herz macht ihrem Kopfe Vorwuͤrfe! Jh-
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Eingefallne Wangen! Ein herabhaͤngender Un-
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erfuͤllen, das in ihren Geſichtern erſcheinet.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753/230>, abgerufen am 16.02.2025.
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