ist, und jetzt nur um der Gesellschaft willen vor Gericht erscheinet. Sie zieret sich, lächelt, und weinet eins ums andre, und weiß nicht, ob sie traurig oder freudig seyn soll.
Aber aller Augen sind auf die Fräulein gehef- tet! - - Siehe! siehe! der wolgemachte Herr verneiget sich vor ihr?
Das verstehet sich, ich werde mich bis an die Erde verneigen, und ihr einen Kuß zuwerfen.
Siehe! wie sie sich schämet! Siehe! sie wendet sich von ihm weg! Ach, schreiet ein loser Vogel, das macht, weil es hier im öffentlichen Gericht ist! Jndem andre sie bewundern. - - Ach! das Mädgen ist noch wol werth, seinen Hals darum zu wagen!
Dann werden wir gelobet werden. - - Selbst die Richter, und die helle Versammlung der Beisitzer werden uns in ihren Herzen losspre- chen, und ein jeder wünschen, an meiner Stelle gewesen zu seyn. - - Die Weibsbilder werden indessen die Klage misbilligen, wenn es ihre eigne Sache wäre. Jn der That, Belford, der leidende Theil kann hiebei nicht halb so mun- ter aussehen, als wir.
Was wird dann die Sache für ein Geräusch machen! Stelle dir vor, wir gehen von dem Gefängniß nach dem Gericht. - - (*) Jst es
für
(*) Seit wenigen Jahren ist von den Gefängnis- sen nach dem Gericht ein Gang gemacht, durch welchen die Missethäter dahin geführet wer-
den,
iſt, und jetzt nur um der Geſellſchaft willen vor Gericht erſcheinet. Sie zieret ſich, laͤchelt, und weinet eins ums andre, und weiß nicht, ob ſie traurig oder freudig ſeyn ſoll.
Aber aller Augen ſind auf die Fraͤulein gehef- tet! ‒ ‒ Siehe! ſiehe! der wolgemachte Herr verneiget ſich vor ihr?
Das verſtehet ſich, ich werde mich bis an die Erde verneigen, und ihr einen Kuß zuwerfen.
Siehe! wie ſie ſich ſchaͤmet! Siehe! ſie wendet ſich von ihm weg! Ach, ſchreiet ein loſer Vogel, das macht, weil es hier im oͤffentlichen Gericht iſt! Jndem andre ſie bewundern. ‒ ‒ Ach! das Maͤdgen iſt noch wol werth, ſeinen Hals darum zu wagen!
Dann werden wir gelobet werden. ‒ ‒ Selbſt die Richter, und die helle Verſammlung der Beiſitzer werden uns in ihren Herzen losſpre- chen, und ein jeder wuͤnſchen, an meiner Stelle geweſen zu ſeyn. ‒ ‒ Die Weibsbilder werden indeſſen die Klage misbilligen, wenn es ihre eigne Sache waͤre. Jn der That, Belford, der leidende Theil kann hiebei nicht halb ſo mun- ter ausſehen, als wir.
Was wird dann die Sache fuͤr ein Geraͤuſch machen! Stelle dir vor, wir gehen von dem Gefaͤngniß nach dem Gericht. ‒ ‒ (*) Jſt es
fuͤr
(*) Seit wenigen Jahren iſt von den Gefaͤngniſ- ſen nach dem Gericht ein Gang gemacht, durch welchen die Miſſethaͤter dahin gefuͤhret wer-
den,
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iſt, und jetzt nur um der Geſellſchaft willen vor
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traurig oder freudig ſeyn ſoll.
Aber aller Augen ſind auf die Fraͤulein gehef-
tet! ‒ ‒ Siehe! ſiehe! der wolgemachte
Herr verneiget ſich vor ihr?
Das verſtehet ſich, ich werde mich bis an die
Erde verneigen, und ihr einen Kuß zuwerfen.
Siehe! wie ſie ſich ſchaͤmet! Siehe!
ſie wendet ſich von ihm weg! Ach, ſchreiet
ein loſer Vogel, das macht, weil es hier
im oͤffentlichen Gericht iſt! Jndem andre ſie
bewundern. ‒ ‒ Ach! das Maͤdgen iſt noch
wol werth, ſeinen Hals darum zu wagen!
Dann werden wir gelobet werden. ‒ ‒ Selbſt
die Richter, und die helle Verſammlung der
Beiſitzer werden uns in ihren Herzen losſpre-
chen, und ein jeder wuͤnſchen, an meiner Stelle
geweſen zu ſeyn. ‒ ‒ Die Weibsbilder werden
indeſſen die Klage misbilligen, wenn es ihre
eigne Sache waͤre. Jn der That, Belford,
der leidende Theil kann hiebei nicht halb ſo mun-
ter ausſehen, als wir.
Was wird dann die Sache fuͤr ein Geraͤuſch
machen! Stelle dir vor, wir gehen von dem
Gefaͤngniß nach dem Gericht. ‒ ‒ (*) Jſt es
fuͤr
(*) Seit wenigen Jahren iſt von den Gefaͤngniſ-
ſen nach dem Gericht ein Gang gemacht, durch
welchen die Miſſethaͤter dahin gefuͤhret wer-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753/184>, abgerufen am 16.02.2025.
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