Bis ich gewiß seyn kann, ob mir meine Freunde einige Hofnung geben wollen, oder nicht, muß ich etwas thun, was ich vorher in keinem Fall zu thun gedachte. Jch muß mich nemlich bemühen, daß unser Streit nicht ge- schlichtet wird. Und doch wird es mich in mei- nen eignen Augen verächtlich machen, weil ich dabei einen Endzweck haben muß, den ich nicht gestehen darf. Aber dies ist eine von den Folgen eines Schrittes, den ich gethan habe, und ewig beweinen werde. Eine natür- liche Frucht einer Verbindung, wo die Gemü- ther sich ganz und gar nicht für einander schicken.
Dies soll eine Warnung seyn, die ich allen Personen meines Geschlechts immer geben will. Bewahret euer Auge! Es wird immer gegen euren Verstand in einer Verschwörung seyn! Wenn ihr unter zwoen Partheien zu wählen habet, so wird der Verräther allezeit die schlimmste ergreifen!
Fragen Sie mich, mein Kind, wie sich die- se Warnung für mich schicket? So muß ich Jhnen ein Geheimniß sagen, daß ich nach ei- ner Selbst-Prüsung erst ganz kürzlich ausge- funden habe, ob Sie es gleich, wie es schei- net, längst entdecket haben mögen: Wäre nem- lich mein thörichtes Auge nicht zu sehr gefesselt gewesen; nimmer hätte ich mich mit der Em- sigkeit bemühet, einem Unglück zwischen ihm und einigen von unsrer Familie vorzubauen.
Dies
Bis ich gewiß ſeyn kann, ob mir meine Freunde einige Hofnung geben wollen, oder nicht, muß ich etwas thun, was ich vorher in keinem Fall zu thun gedachte. Jch muß mich nemlich bemuͤhen, daß unſer Streit nicht ge- ſchlichtet wird. Und doch wird es mich in mei- nen eignen Augen veraͤchtlich machen, weil ich dabei einen Endzweck haben muß, den ich nicht geſtehen darf. Aber dies iſt eine von den Folgen eines Schrittes, den ich gethan habe, und ewig beweinen werde. Eine natuͤr- liche Frucht einer Verbindung, wo die Gemuͤ- ther ſich ganz und gar nicht fuͤr einander ſchicken.
Dies ſoll eine Warnung ſeyn, die ich allen Perſonen meines Geſchlechts immer geben will. Bewahret euer Auge! Es wird immer gegen euren Verſtand in einer Verſchwoͤrung ſeyn! Wenn ihr unter zwoen Partheien zu waͤhlen habet, ſo wird der Verraͤther allezeit die ſchlimmſte ergreifen!
Fragen Sie mich, mein Kind, wie ſich die- ſe Warnung fuͤr mich ſchicket? So muß ich Jhnen ein Geheimniß ſagen, daß ich nach ei- ner Selbſt-Pruͤſung erſt ganz kuͤrzlich ausge- funden habe, ob Sie es gleich, wie es ſchei- net, laͤngſt entdecket haben moͤgen: Waͤre nem- lich mein thoͤrichtes Auge nicht zu ſehr gefeſſelt geweſen; nimmer haͤtte ich mich mit der Em- ſigkeit bemuͤhet, einem Ungluͤck zwiſchen ihm und einigen von unſrer Familie vorzubauen.
Dies
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Bis ich gewiß ſeyn kann, ob mir meine
Freunde einige Hofnung geben wollen, oder
nicht, muß ich etwas thun, was ich vorher in
keinem Fall zu thun gedachte. Jch muß mich
nemlich bemuͤhen, daß unſer Streit nicht ge-
ſchlichtet wird. Und doch wird es mich in mei-
nen eignen Augen veraͤchtlich machen, weil
ich dabei einen Endzweck haben muß, den ich
nicht geſtehen darf. Aber dies iſt eine von
den Folgen eines Schrittes, den ich gethan
habe, und ewig beweinen werde. Eine natuͤr-
liche Frucht einer Verbindung, wo die Gemuͤ-
ther ſich ganz und gar nicht fuͤr einander
ſchicken.
Dies ſoll eine Warnung ſeyn, die ich allen
Perſonen meines Geſchlechts immer geben will.
Bewahret euer Auge! Es wird immer gegen
euren Verſtand in einer Verſchwoͤrung ſeyn!
Wenn ihr unter zwoen Partheien zu waͤhlen
habet, ſo wird der Verraͤther allezeit die
ſchlimmſte ergreifen!
Fragen Sie mich, mein Kind, wie ſich die-
ſe Warnung fuͤr mich ſchicket? So muß ich
Jhnen ein Geheimniß ſagen, daß ich nach ei-
ner Selbſt-Pruͤſung erſt ganz kuͤrzlich ausge-
funden habe, ob Sie es gleich, wie es ſchei-
net, laͤngſt entdecket haben moͤgen: Waͤre nem-
lich mein thoͤrichtes Auge nicht zu ſehr gefeſſelt
geweſen; nimmer haͤtte ich mich mit der Em-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753/146>, abgerufen am 21.11.2024.
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