ben seyn, daß eine gutgeartete Frau, die eine beständige Zeugin seiner Schmerzen ist, welche er bei seinen Zufällen leidet, die dazu immer häufiger und stärker werden, daß die, sage ich, ihrem eignen Willen und Wünschen entsaget, um einem Ehemann gefällig zu seyn, der so viel ausstehen muß, und dessen Liebe gegen sie allezeit außer allen Zweifel gewesen ist? Wenn das aber ist, war es denn nicht natürlich, (denn Menschen sind nicht vollkommen, mein Kind,) daß ein Mann, dem so von seiner Frau nach- gegeben worden, unfähig werden mußte, von irgend jemanden Widerspruch zu leiden, am wenigsten von seinen Kindern?
Wollen Sie also meinen höchsten Unwillen vermeiden, so müssen Sie meiner Mutter scho- nen; und gewiß, Sie werden mirs nicht aus- reden wollen, daß ich nebst ihr nicht nur Mit- leiden mit meinem Vater habe, sondern daß ich ihn auch liebe und ehre.
Jch habe außer Sie keinen Freund, auf des- sen Urtheil ich mich berufen kan, oder gegen den ich klagen dürfte. Jn den unglücklichen Umständen, darin ich bin, ist es nur gar zu warscheinlich, daß ich mich beklagen werde, weil es ebenfals mehr als warscheinlich ist, daß man mir immer mehr Ursachen dazu geben wird. Wenn ich es aber thue, so lassen Sie es Jhre Sorge seyn, mein aufgebrachtes Gemüth und meinen Unwillen zu besänftigen: um so viel
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ben ſeyn, daß eine gutgeartete Frau, die eine beſtaͤndige Zeugin ſeiner Schmerzen iſt, welche er bei ſeinen Zufaͤllen leidet, die dazu immer haͤufiger und ſtaͤrker werden, daß die, ſage ich, ihrem eignen Willen und Wuͤnſchen entſaget, um einem Ehemann gefaͤllig zu ſeyn, der ſo viel ausſtehen muß, und deſſen Liebe gegen ſie allezeit außer allen Zweifel geweſen iſt? Wenn das aber iſt, war es denn nicht natuͤrlich, (denn Menſchen ſind nicht vollkommen, mein Kind,) daß ein Mann, dem ſo von ſeiner Frau nach- gegeben worden, unfaͤhig werden mußte, von irgend jemanden Widerſpruch zu leiden, am wenigſten von ſeinen Kindern?
Wollen Sie alſo meinen hoͤchſten Unwillen vermeiden, ſo muͤſſen Sie meiner Mutter ſcho- nen; und gewiß, Sie werden mirs nicht aus- reden wollen, daß ich nebſt ihr nicht nur Mit- leiden mit meinem Vater habe, ſondern daß ich ihn auch liebe und ehre.
Jch habe außer Sie keinen Freund, auf deſ- ſen Urtheil ich mich berufen kan, oder gegen den ich klagen duͤrfte. Jn den ungluͤcklichen Umſtaͤnden, darin ich bin, iſt es nur gar zu warſcheinlich, daß ich mich beklagen werde, weil es ebenfals mehr als warſcheinlich iſt, daß man mir immer mehr Urſachen dazu geben wird. Wenn ich es aber thue, ſo laſſen Sie es Jhre Sorge ſeyn, mein aufgebrachtes Gemuͤth und meinen Unwillen zu beſaͤnftigen: um ſo viel
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[2/0010]
ben ſeyn, daß eine gutgeartete Frau, die eine
beſtaͤndige Zeugin ſeiner Schmerzen iſt, welche
er bei ſeinen Zufaͤllen leidet, die dazu immer
haͤufiger und ſtaͤrker werden, daß die, ſage ich,
ihrem eignen Willen und Wuͤnſchen entſaget,
um einem Ehemann gefaͤllig zu ſeyn, der ſo
viel ausſtehen muß, und deſſen Liebe gegen ſie
allezeit außer allen Zweifel geweſen iſt? Wenn
das aber iſt, war es denn nicht natuͤrlich, (denn
Menſchen ſind nicht vollkommen, mein Kind,)
daß ein Mann, dem ſo von ſeiner Frau nach-
gegeben worden, unfaͤhig werden mußte, von
irgend jemanden Widerſpruch zu leiden, am
wenigſten von ſeinen Kindern?
Wollen Sie alſo meinen hoͤchſten Unwillen
vermeiden, ſo muͤſſen Sie meiner Mutter ſcho-
nen; und gewiß, Sie werden mirs nicht aus-
reden wollen, daß ich nebſt ihr nicht nur Mit-
leiden mit meinem Vater habe, ſondern daß
ich ihn auch liebe und ehre.
Jch habe außer Sie keinen Freund, auf deſ-
ſen Urtheil ich mich berufen kan, oder gegen
den ich klagen duͤrfte. Jn den ungluͤcklichen
Umſtaͤnden, darin ich bin, iſt es nur gar zu
warſcheinlich, daß ich mich beklagen werde, weil
es ebenfals mehr als warſcheinlich iſt, daß man
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753/10>, abgerufen am 16.07.2024.
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