wesen sind? Liebe, gute Fr. Lovick, betrüben sie sich meinetwegen nicht über eine bevorstehende Veränderung, worüber ich Ursache habe vergnügt zu seyn: sondern gehen sie morgen zu ihren Freun- dinnen, und bringen mir das Geld, das sie ihnen zu geben einig geworden sind.
So, Lovelace, ist offenbar, daß sie sich ihr letztes Haus zu bestellen gedenket! Hier ist ein gesetztes Gemüth! Hier ist ein ruhiges Herz! - - Dieß ist in der That Großmuth! - - Könntest du, oder konnte ich, mit aller unserer ungestümen Herzhaftigkeit und allem unsern feindseligen und falschen Muth, wohl so handeln? - - Armer Belton! wie ungleich war dein Bezeigen!
Fr. Lovick sagt mir, daß die Fräulein von ei- nem Briefe geredet, den sie, wehrend meiner Ab- wesenheit, von dem bey ihr am höchsten geachte- ten Geistlichen, D. Lewin, bekommen; und von einer Antwort, die sie darauf gegeben hätte. Aber Fr. Lovick weiß, weder von dieser, noch von jener, den Jnhalt.
Wenn du diesen Brief empfängest: so wirst du sehen, was bald das Ende von allen Beleidi- gungen seyn wird, die du gegen diese göttliche Fräulein verübet hast. Jch sage, wenn du ihn empfängest: denn ich will ihn noch auf eine kleine Zeit zurückbehalten; damit du dir nicht, unter dem Vorwand, dich wegen der falschen Hoff- nung, die dir der Brief von ihr machen muß, zu rächen, in den Kopf kommen lassest, sie wiederum zu beunruhigen.
Weil
weſen ſind? Liebe, gute Fr. Lovick, betruͤben ſie ſich meinetwegen nicht uͤber eine bevorſtehende Veraͤnderung, woruͤber ich Urſache habe vergnuͤgt zu ſeyn: ſondern gehen ſie morgen zu ihren Freun- dinnen, und bringen mir das Geld, das ſie ihnen zu geben einig geworden ſind.
So, Lovelace, iſt offenbar, daß ſie ſich ihr letztes Haus zu beſtellen gedenket! Hier iſt ein geſetztes Gemuͤth! Hier iſt ein ruhiges Herz! ‒ ‒ Dieß iſt in der That Großmuth! ‒ ‒ Koͤnnteſt du, oder konnte ich, mit aller unſerer ungeſtuͤmen Herzhaftigkeit und allem unſern feindſeligen und falſchen Muth, wohl ſo handeln? ‒ ‒ Armer Belton! wie ungleich war dein Bezeigen!
Fr. Lovick ſagt mir, daß die Fraͤulein von ei- nem Briefe geredet, den ſie, wehrend meiner Ab- weſenheit, von dem bey ihr am hoͤchſten geachte- ten Geiſtlichen, D. Lewin, bekommen; und von einer Antwort, die ſie darauf gegeben haͤtte. Aber Fr. Lovick weiß, weder von dieſer, noch von jener, den Jnhalt.
Wenn du dieſen Brief empfaͤngeſt: ſo wirſt du ſehen, was bald das Ende von allen Beleidi- gungen ſeyn wird, die du gegen dieſe goͤttliche Fraͤulein veruͤbet haſt. Jch ſage, wenn du ihn empfaͤngeſt: denn ich will ihn noch auf eine kleine Zeit zuruͤckbehalten; damit du dir nicht, unter dem Vorwand, dich wegen der falſchen Hoff- nung, die dir der Brief von ihr machen muß, zu raͤchen, in den Kopf kommen laſſeſt, ſie wiederum zu beunruhigen.
Weil
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weſen ſind? Liebe, gute Fr. Lovick, betruͤben ſie
ſich meinetwegen nicht uͤber eine bevorſtehende
Veraͤnderung, woruͤber ich Urſache habe vergnuͤgt
zu ſeyn: ſondern gehen ſie morgen zu ihren Freun-
dinnen, und bringen mir das Geld, das ſie ihnen
zu geben einig geworden ſind.
So, Lovelace, iſt offenbar, daß ſie ſich ihr
letztes Haus zu beſtellen gedenket! Hier iſt ein
geſetztes Gemuͤth! Hier iſt ein ruhiges Herz! ‒ ‒
Dieß iſt in der That Großmuth! ‒ ‒ Koͤnnteſt
du, oder konnte ich, mit aller unſerer ungeſtuͤmen
Herzhaftigkeit und allem unſern feindſeligen und
falſchen Muth, wohl ſo handeln? ‒ ‒ Armer
Belton! wie ungleich war dein Bezeigen!
Fr. Lovick ſagt mir, daß die Fraͤulein von ei-
nem Briefe geredet, den ſie, wehrend meiner Ab-
weſenheit, von dem bey ihr am hoͤchſten geachte-
ten Geiſtlichen, D. Lewin, bekommen; und von
einer Antwort, die ſie darauf gegeben haͤtte.
Aber Fr. Lovick weiß, weder von dieſer, noch von
jener, den Jnhalt.
Wenn du dieſen Brief empfaͤngeſt: ſo wirſt
du ſehen, was bald das Ende von allen Beleidi-
gungen ſeyn wird, die du gegen dieſe goͤttliche
Fraͤulein veruͤbet haſt. Jch ſage, wenn du ihn
empfaͤngeſt: denn ich will ihn noch auf eine
kleine Zeit zuruͤckbehalten; damit du dir nicht,
unter dem Vorwand, dich wegen der falſchen Hoff-
nung, die dir der Brief von ihr machen muß, zu
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/97>, abgerufen am 28.11.2024.
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