zig Guineas für einen andern von ihren Anzügen bringen würde.
Die Witwe erzählte mir, daß sie sich die Freyheit genommen hätte, ihr wegen der Ursa- che, weswegen sie dieß Geld mit so großem Ver- lust aufzubringen nöthig achtete, Einwendungen zu machen: und das verursachte folgende kurze und rührende Unterredung zwischen ihnen.
Keine von meinen Anverwandtinnen wird et- was von meinen Sachen tragen, sprach die Fräu- lein. Jch werde viele gute Sachen hinterlassen. - - Was aber die Angelegenheit betrifft, wozu ich Geld brauche: - - so wundern sie sich nicht; - - - - allein setzen sie, daß ich es gebrauche, ein Haus zu kaufen.
Sie reden lauter Geheimnisse, wertheste Fräu- lein: ich verstehe sie nicht.
Wohlan denn, Fr. Lovick, ich will mich er- klären. Jch habe einer Mannsperson, nicht ei- nem Frauenzimmer die Vollziehung meines letz- ten Willens aufgetragen. Denken sie aber, daß ich irgend etwas, das meine Person selbst betrifft, seiner Fürsorge überlassen werde? - - Nun, Fr. Lovick, setzte sie mit Lächeln hinzu, verstehen sie mich itzo?
Fr. Lovick weinte.
O pfuy! fuhr die Fräulein fort, indem sie ihr die Thränen mit ihrem eignen Schnupftuch ab- wischte und ihr einen Kuß gab - - Was soll diese freundschaftliche Weichherzigkeit gegen eine Person, mit der sie eine so kurze Zeit bekannt ge-
wesen
zig Guineas fuͤr einen andern von ihren Anzuͤgen bringen wuͤrde.
Die Witwe erzaͤhlte mir, daß ſie ſich die Freyheit genommen haͤtte, ihr wegen der Urſa- che, weswegen ſie dieß Geld mit ſo großem Ver- luſt aufzubringen noͤthig achtete, Einwendungen zu machen: und das verurſachte folgende kurze und ruͤhrende Unterredung zwiſchen ihnen.
Keine von meinen Anverwandtinnen wird et- was von meinen Sachen tragen, ſprach die Fraͤu- lein. Jch werde viele gute Sachen hinterlaſſen. ‒ ‒ Was aber die Angelegenheit betrifft, wozu ich Geld brauche: ‒ ‒ ſo wundern ſie ſich nicht; ‒ ‒ ‒ ‒ allein ſetzen ſie, daß ich es gebrauche, ein Haus zu kaufen.
Sie reden lauter Geheimniſſe, wertheſte Fraͤu- lein: ich verſtehe ſie nicht.
Wohlan denn, Fr. Lovick, ich will mich er- klaͤren. Jch habe einer Mannsperſon, nicht ei- nem Frauenzimmer die Vollziehung meines letz- ten Willens aufgetragen. Denken ſie aber, daß ich irgend etwas, das meine Perſon ſelbſt betrifft, ſeiner Fuͤrſorge uͤberlaſſen werde? ‒ ‒ Nun, Fr. Lovick, ſetzte ſie mit Laͤcheln hinzu, verſtehen ſie mich itzo?
Fr. Lovick weinte.
O pfuy! fuhr die Fraͤulein fort, indem ſie ihr die Thraͤnen mit ihrem eignen Schnupftuch ab- wiſchte und ihr einen Kuß gab ‒ ‒ Was ſoll dieſe freundſchaftliche Weichherzigkeit gegen eine Perſon, mit der ſie eine ſo kurze Zeit bekannt ge-
weſen
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zig Guineas fuͤr einen andern von ihren Anzuͤgen
bringen wuͤrde.
Die Witwe erzaͤhlte mir, daß ſie ſich die
Freyheit genommen haͤtte, ihr wegen der Urſa-
che, weswegen ſie dieß Geld mit ſo großem Ver-
luſt aufzubringen noͤthig achtete, Einwendungen
zu machen: und das verurſachte folgende kurze
und ruͤhrende Unterredung zwiſchen ihnen.
Keine von meinen Anverwandtinnen wird et-
was von meinen Sachen tragen, ſprach die Fraͤu-
lein. Jch werde viele gute Sachen hinterlaſſen.
‒ ‒ Was aber die Angelegenheit betrifft, wozu
ich Geld brauche: ‒ ‒ ſo wundern ſie ſich nicht;
‒ ‒ ‒ ‒ allein ſetzen ſie, daß ich es gebrauche, ein
Haus zu kaufen.
Sie reden lauter Geheimniſſe, wertheſte Fraͤu-
lein: ich verſtehe ſie nicht.
Wohlan denn, Fr. Lovick, ich will mich er-
klaͤren. Jch habe einer Mannsperſon, nicht ei-
nem Frauenzimmer die Vollziehung meines letz-
ten Willens aufgetragen. Denken ſie aber, daß
ich irgend etwas, das meine Perſon ſelbſt betrifft,
ſeiner Fuͤrſorge uͤberlaſſen werde? ‒ ‒ Nun, Fr.
Lovick, ſetzte ſie mit Laͤcheln hinzu, verſtehen ſie
mich itzo?
Fr. Lovick weinte.
O pfuy! fuhr die Fraͤulein fort, indem ſie ihr
die Thraͤnen mit ihrem eignen Schnupftuch ab-
wiſchte und ihr einen Kuß gab ‒ ‒ Was ſoll
dieſe freundſchaftliche Weichherzigkeit gegen eine
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/96>, abgerufen am 22.11.2024.
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