Und diese Seligkeit, theils neidisch ihr nicht gönnen, Theils mürrisch mit Verdruß umsonst bedau- ren können - -
Wo ich mich so elend in der Fremde befinde: so will ich bald wieder nach England zurückkehren, und eurem Exempel folgen, denke ich - - ein Einsiedler, oder ein oder das andere dergleichen elendes Ding werden, und zusehen, was ein be- ständiger Lebenslauf von Reue und ertödtender Züchtigung für mich ausrichten wird. Auf die- sen Fuß läßt sich nicht leben - - der Henker hoh- le mich: wo es möglich ist.
Wo mir irgend ein Unfall begegnen sollte: so werdet ihr von de la Tour genaue Nachricht davon bekommen. Er weiß freylich nicht ein Wort vom Englischen: allein alle heutige Spra- chen sind auch eure Sprachen. Er ist ein treuer und verschlagener Kerl: und wo etwas vorfällt; so wird er noch einige andere Papiere, die ich ver- siegelt in Bereitschaft halten werde, für euch ha- ben, damit ihr sie dem Lord M. zuschicket. Und weil du so erfahren und so bereit bist die Vollzie- hung der Testamente zu übernehmen: so bitte ich dich, Belford, übernimm das Amt so wohl für mich, als für meine Clarissa - - Clarissa Lo- velacinn laß mich sie nennen.
Bey
Und dieſe Seligkeit, theils neidiſch ihr nicht goͤnnen, Theils muͤrriſch mit Verdruß umſonſt bedau- ren koͤnnen ‒ ‒
Wo ich mich ſo elend in der Fremde befinde: ſo will ich bald wieder nach England zuruͤckkehren, und eurem Exempel folgen, denke ich ‒ ‒ ein Einſiedler, oder ein oder das andere dergleichen elendes Ding werden, und zuſehen, was ein be- ſtaͤndiger Lebenslauf von Reue und ertoͤdtender Zuͤchtigung fuͤr mich ausrichten wird. Auf die- ſen Fuß laͤßt ſich nicht leben ‒ ‒ der Henker hoh- le mich: wo es moͤglich iſt.
Wo mir irgend ein Unfall begegnen ſollte: ſo werdet ihr von de la Tour genaue Nachricht davon bekommen. Er weiß freylich nicht ein Wort vom Engliſchen: allein alle heutige Spra- chen ſind auch eure Sprachen. Er iſt ein treuer und verſchlagener Kerl: und wo etwas vorfaͤllt; ſo wird er noch einige andere Papiere, die ich ver- ſiegelt in Bereitſchaft halten werde, fuͤr euch ha- ben, damit ihr ſie dem Lord M. zuſchicket. Und weil du ſo erfahren und ſo bereit biſt die Vollzie- hung der Teſtamente zu uͤbernehmen: ſo bitte ich dich, Belford, uͤbernimm das Amt ſo wohl fuͤr mich, als fuͤr meine Clariſſa ‒ ‒ Clariſſa Lo- velacinn laß mich ſie nennen.
Bey
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Und dieſe Seligkeit, theils neidiſch ihr nicht
goͤnnen,
Theils muͤrriſch mit Verdruß umſonſt bedau-
ren koͤnnen ‒ ‒
Wo ich mich ſo elend in der Fremde befinde:
ſo will ich bald wieder nach England zuruͤckkehren,
und eurem Exempel folgen, denke ich ‒ ‒ ein
Einſiedler, oder ein oder das andere dergleichen
elendes Ding werden, und zuſehen, was ein be-
ſtaͤndiger Lebenslauf von Reue und ertoͤdtender
Zuͤchtigung fuͤr mich ausrichten wird. Auf die-
ſen Fuß laͤßt ſich nicht leben ‒ ‒ der Henker hoh-
le mich: wo es moͤglich iſt.
Wo mir irgend ein Unfall begegnen ſollte:
ſo werdet ihr von de la Tour genaue Nachricht
davon bekommen. Er weiß freylich nicht ein
Wort vom Engliſchen: allein alle heutige Spra-
chen ſind auch eure Sprachen. Er iſt ein treuer
und verſchlagener Kerl: und wo etwas vorfaͤllt;
ſo wird er noch einige andere Papiere, die ich ver-
ſiegelt in Bereitſchaft halten werde, fuͤr euch ha-
ben, damit ihr ſie dem Lord M. zuſchicket. Und
weil du ſo erfahren und ſo bereit biſt die Vollzie-
hung der Teſtamente zu uͤbernehmen: ſo bitte ich
dich, Belford, uͤbernimm das Amt ſo wohl fuͤr
mich, als fuͤr meine Clariſſa ‒ ‒ Clariſſa Lo-
velacinn laß mich ſie nennen.
Bey
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 862. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/868>, abgerufen am 22.11.2024.
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