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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751.

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Jch schreibe an Charlotte: und das ist so
gut, als wenn ich an alle meine Verwandten auf
einmal schriebe.

Du, Bruder, gieb mir gehörig Nachricht von
allem, was vorgehet: - sonderlich, wie du mit
deinen Anschlägen dich zu bessern fortkommst;
wie sich Mowbray und Tourville in meiner Ab-
wesenheit verhalten; und ob du etwa eine Gele-
genheit zu einer Frau hast; ich bin in diesem Stü-
cke um so viel mehr bekümmert, weil du zu geden-
ken scheinest, daß deine Züchtigung nicht vollkom-
men seyn werde, bis du gefesselt bist. Melde
mir auch, wie die Harloweische Familie in ihrer
Reue fortgehe; ob die Fräulein Howe vermählet
ist, oder bald vermählt werden wird; wie der
ehrliche Dolemann mit seinem Quacksalber fahre,
nachdem er seine ordentlichen Aerzte, oder sie viel-
mehr ihn verlassen haben; und ob einige Wahr-
scheinlichkeit zu seiner vollkommenen Genesung
vorhanden sey. Gewiß, melde mir alles recht
genau: denn ein jeder kleiner Umstand, der dieje-
nigen betrifft, welche wir werth achten, wird et-
was wichtiges, etwas, daran uns gelegen ist, wenn
wir ein wenig von ihnen entfernet sind. End-
lich mache dich bereit, deine Erzählung, die du
abgebrochen hast, zu ergänzen, wo du mich dir ver-
binden willst, als

Deinen
Lovelace.
Der


Jch ſchreibe an Charlotte: und das iſt ſo
gut, als wenn ich an alle meine Verwandten auf
einmal ſchriebe.

Du, Bruder, gieb mir gehoͤrig Nachricht von
allem, was vorgehet: ‒ ſonderlich, wie du mit
deinen Anſchlaͤgen dich zu beſſern fortkommſt;
wie ſich Mowbray und Tourville in meiner Ab-
weſenheit verhalten; und ob du etwa eine Gele-
genheit zu einer Frau haſt; ich bin in dieſem Stuͤ-
cke um ſo viel mehr bekuͤmmert, weil du zu geden-
ken ſcheineſt, daß deine Zuͤchtigung nicht vollkom-
men ſeyn werde, bis du gefeſſelt biſt. Melde
mir auch, wie die Harloweiſche Familie in ihrer
Reue fortgehe; ob die Fraͤulein Howe vermaͤhlet
iſt, oder bald vermaͤhlt werden wird; wie der
ehrliche Dolemann mit ſeinem Quackſalber fahre,
nachdem er ſeine ordentlichen Aerzte, oder ſie viel-
mehr ihn verlaſſen haben; und ob einige Wahr-
ſcheinlichkeit zu ſeiner vollkommenen Geneſung
vorhanden ſey. Gewiß, melde mir alles recht
genau: denn ein jeder kleiner Umſtand, der dieje-
nigen betrifft, welche wir werth achten, wird et-
was wichtiges, etwas, daran uns gelegen iſt, wenn
wir ein wenig von ihnen entfernet ſind. End-
lich mache dich bereit, deine Erzaͤhlung, die du
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binden willſt, als

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[831/0837] Jch ſchreibe an Charlotte: und das iſt ſo gut, als wenn ich an alle meine Verwandten auf einmal ſchriebe. Du, Bruder, gieb mir gehoͤrig Nachricht von allem, was vorgehet: ‒ ſonderlich, wie du mit deinen Anſchlaͤgen dich zu beſſern fortkommſt; wie ſich Mowbray und Tourville in meiner Ab- weſenheit verhalten; und ob du etwa eine Gele- genheit zu einer Frau haſt; ich bin in dieſem Stuͤ- cke um ſo viel mehr bekuͤmmert, weil du zu geden- ken ſcheineſt, daß deine Zuͤchtigung nicht vollkom- men ſeyn werde, bis du gefeſſelt biſt. Melde mir auch, wie die Harloweiſche Familie in ihrer Reue fortgehe; ob die Fraͤulein Howe vermaͤhlet iſt, oder bald vermaͤhlt werden wird; wie der ehrliche Dolemann mit ſeinem Quackſalber fahre, nachdem er ſeine ordentlichen Aerzte, oder ſie viel- mehr ihn verlaſſen haben; und ob einige Wahr- ſcheinlichkeit zu ſeiner vollkommenen Geneſung vorhanden ſey. Gewiß, melde mir alles recht genau: denn ein jeder kleiner Umſtand, der dieje- nigen betrifft, welche wir werth achten, wird et- was wichtiges, etwas, daran uns gelegen iſt, wenn wir ein wenig von ihnen entfernet ſind. End- lich mache dich bereit, deine Erzaͤhlung, die du abgebrochen haſt, zu ergaͤnzen, wo du mich dir ver- binden willſt, als Deinen Lovelace. Der

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 831. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/837>, abgerufen am 24.11.2024.