Der hundert und zweyte Brief von der Fräulein Howe an Herrn Joh. Belford.
Montags, den 2ten October.
Wenn Sie mir solche Fragen vorlegen, mein Herr, wie Sie thun, und in einer Sache, die mich so nahe angehet; aber als einer, der die Person meiner geliebtesten Freundinn vorstellet; und wenn Sie bisher in allen Umständen diesem Charakter gemäß gehandelt haben: so haben Sie ein Recht, Achtung und Aufmerksamkeit von mir zu fordern; sonderlich da Sie in Jhren vorgelegten Fragen von einem Cavallier unterstützt werden, den ich als den liebsten und nähesten Ver- wandten meiner werthesten Freundinn ansehe, weil er der würdigste ist; und der, wie es scheint, ein so strenges Urtheil über meine Aufführung ge- fället hat, daß Jhre Höflichkeit Jhnen nicht er- lauben will, mir seinen Brief nebst den andern von ihm zu übersenden, sondern nur eine Abschrift, in welcher die Stellen wider mich ausgelassen sind.
Jch vermuthe inzwischen, daß dasjenige, was mit der beunruhigenden Freyheit des Obristen ge- meynet ist, nichts mehr sey, als was Sie mir bey- de schon zu verstehen gegeben haben: als wenn Sie dächten, daß ich nicht geneigt wäre, gegen
den
Der hundert und zweyte Brief von der Fraͤulein Howe an Herrn Joh. Belford.
Montags, den 2ten October.
Wenn Sie mir ſolche Fragen vorlegen, mein Herr, wie Sie thun, und in einer Sache, die mich ſo nahe angehet; aber als einer, der die Perſon meiner geliebteſten Freundinn vorſtellet; und wenn Sie bisher in allen Umſtaͤnden dieſem Charakter gemaͤß gehandelt haben: ſo haben Sie ein Recht, Achtung und Aufmerkſamkeit von mir zu fordern; ſonderlich da Sie in Jhren vorgelegten Fragen von einem Cavallier unterſtuͤtzt werden, den ich als den liebſten und naͤheſten Ver- wandten meiner wertheſten Freundinn anſehe, weil er der wuͤrdigſte iſt; und der, wie es ſcheint, ein ſo ſtrenges Urtheil uͤber meine Auffuͤhrung ge- faͤllet hat, daß Jhre Hoͤflichkeit Jhnen nicht er- lauben will, mir ſeinen Brief nebſt den andern von ihm zu uͤberſenden, ſondern nur eine Abſchrift, in welcher die Stellen wider mich ausgelaſſen ſind.
Jch vermuthe inzwiſchen, daß dasjenige, was mit der beunruhigenden Freyheit des Obriſten ge- meynet iſt, nichts mehr ſey, als was Sie mir bey- de ſchon zu verſtehen gegeben haben: als wenn Sie daͤchten, daß ich nicht geneigt waͤre, gegen
den
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Der hundert und zweyte Brief
von der
Fraͤulein Howe an Herrn Joh. Belford.
Montags, den 2ten October.
Wenn Sie mir ſolche Fragen vorlegen, mein
Herr, wie Sie thun, und in einer Sache,
die mich ſo nahe angehet; aber als einer, der die
Perſon meiner geliebteſten Freundinn vorſtellet;
und wenn Sie bisher in allen Umſtaͤnden dieſem
Charakter gemaͤß gehandelt haben: ſo haben
Sie ein Recht, Achtung und Aufmerkſamkeit
von mir zu fordern; ſonderlich da Sie in Jhren
vorgelegten Fragen von einem Cavallier unterſtuͤtzt
werden, den ich als den liebſten und naͤheſten Ver-
wandten meiner wertheſten Freundinn anſehe,
weil er der wuͤrdigſte iſt; und der, wie es ſcheint,
ein ſo ſtrenges Urtheil uͤber meine Auffuͤhrung ge-
faͤllet hat, daß Jhre Hoͤflichkeit Jhnen nicht er-
lauben will, mir ſeinen Brief nebſt den andern
von ihm zu uͤberſenden, ſondern nur eine Abſchrift,
in welcher die Stellen wider mich ausgelaſſen
ſind.
Jch vermuthe inzwiſchen, daß dasjenige, was
mit der beunruhigenden Freyheit des Obriſten ge-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 768. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/774>, abgerufen am 24.11.2024.
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