dem Herrn Hickmann, mitzutheilen. Wenn ihn nur dieser Herr durchlieset: so wird es eben so gut seyn, als wenn ihn niemand, außer Jhnen selbst, gesehen hätte.
Einer von den Briefen des Obrist Mordens, die ich beyschließe, ist nur eine Abschrist (*), gnä- dige Fräulein, wie Sie bemerken werden. Die wahre Ursache davon, will ich aufrichtig gestehen, ist eine und die andere freye, aber zugleich ehrer- bietige Anmerkung, welche der Obrist über Sie gemacht hat, weil Sie noch Schwierigkeiten ma- chen, Jhren Theil von den letzten Bitten Jhrer werthen Freundinn zur Vollziehung zu bringen. Jch habe daher aus Achtung gegen diesen würdi- gen Herrn, weil er mich desfalls erinnert hat, die Stellen weggelassen.
Wollen Sie mir inzwischen erlauben, gnädi- ge Fräulein, Jhnen zu eröffnen, daß ich selbst nicht hätte glauben können, daß die eigne Fräu- lein Howe der unvergleichlichen Urheberinn des mir zur Vollziehung anvertraueten Testaments die letzte seyn würde, ein solches Stück von dem letzten Willen ihrer liebsten Freundinn, das gänz- lich in ihrer Gewalt stehet, in Erfüllung zu brin- gen - - sonderlich da diese Erfüllung einen der würdigsten Männer, und denjenigen, welchen sie vermuthlich sich vorgenommen hat, mit ihrer Hand zu beehren, glücklich machen würde?
Ent-
(*) Nämlich der unmittelbar vorhergehende Brief.
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dem Herrn Hickmann, mitzutheilen. Wenn ihn nur dieſer Herr durchlieſet: ſo wird es eben ſo gut ſeyn, als wenn ihn niemand, außer Jhnen ſelbſt, geſehen haͤtte.
Einer von den Briefen des Obriſt Mordens, die ich beyſchließe, iſt nur eine Abſchriſt (*), gnaͤ- dige Fraͤulein, wie Sie bemerken werden. Die wahre Urſache davon, will ich aufrichtig geſtehen, iſt eine und die andere freye, aber zugleich ehrer- bietige Anmerkung, welche der Obriſt uͤber Sie gemacht hat, weil Sie noch Schwierigkeiten ma- chen, Jhren Theil von den letzten Bitten Jhrer werthen Freundinn zur Vollziehung zu bringen. Jch habe daher aus Achtung gegen dieſen wuͤrdi- gen Herrn, weil er mich desfalls erinnert hat, die Stellen weggelaſſen.
Wollen Sie mir inzwiſchen erlauben, gnaͤdi- ge Fraͤulein, Jhnen zu eroͤffnen, daß ich ſelbſt nicht haͤtte glauben koͤnnen, daß die eigne Fraͤu- lein Howe der unvergleichlichen Urheberinn des mir zur Vollziehung anvertraueten Teſtaments die letzte ſeyn wuͤrde, ein ſolches Stuͤck von dem letzten Willen ihrer liebſten Freundinn, das gaͤnz- lich in ihrer Gewalt ſtehet, in Erfuͤllung zu brin- gen ‒ ‒ ſonderlich da dieſe Erfuͤllung einen der wuͤrdigſten Maͤnner, und denjenigen, welchen ſie vermuthlich ſich vorgenommen hat, mit ihrer Hand zu beehren, gluͤcklich machen wuͤrde?
Ent-
(*) Naͤmlich der unmittelbar vorhergehende Brief.
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dem Herrn Hickmann, mitzutheilen. Wenn ihn
nur dieſer Herr durchlieſet: ſo wird es eben ſo gut
ſeyn, als wenn ihn niemand, außer Jhnen ſelbſt,
geſehen haͤtte.
Einer von den Briefen des Obriſt Mordens,
die ich beyſchließe, iſt nur eine Abſchriſt (*), gnaͤ-
dige Fraͤulein, wie Sie bemerken werden. Die
wahre Urſache davon, will ich aufrichtig geſtehen,
iſt eine und die andere freye, aber zugleich ehrer-
bietige Anmerkung, welche der Obriſt uͤber Sie
gemacht hat, weil Sie noch Schwierigkeiten ma-
chen, Jhren Theil von den letzten Bitten Jhrer
werthen Freundinn zur Vollziehung zu bringen.
Jch habe daher aus Achtung gegen dieſen wuͤrdi-
gen Herrn, weil er mich desfalls erinnert hat, die
Stellen weggelaſſen.
Wollen Sie mir inzwiſchen erlauben, gnaͤdi-
ge Fraͤulein, Jhnen zu eroͤffnen, daß ich ſelbſt
nicht haͤtte glauben koͤnnen, daß die eigne Fraͤu-
lein Howe der unvergleichlichen Urheberinn des
mir zur Vollziehung anvertraueten Teſtaments
die letzte ſeyn wuͤrde, ein ſolches Stuͤck von dem
letzten Willen ihrer liebſten Freundinn, das gaͤnz-
lich in ihrer Gewalt ſtehet, in Erfuͤllung zu brin-
gen ‒ ‒ ſonderlich da dieſe Erfuͤllung einen der
wuͤrdigſten Maͤnner, und denjenigen, welchen ſie
vermuthlich ſich vorgenommen hat, mit ihrer Hand
zu beehren, gluͤcklich machen wuͤrde?
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(*) Naͤmlich der unmittelbar vorhergehende Brief.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 761. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/767>, abgerufen am 23.11.2024.
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