ihrer geliebten Freundinn willen zu kaufen wün- schen können.
Die Juwelen von der Großmutter sind auch geschätzt; und das Geld wird mir für Sie bezahlt werden, damit es zu dem durch das Testament be- stimmten Gebrauch angewandt werde.
Fr. Norton schickt sich mit aller Einwilli- gung an, ihr Amt als Haushälterinn auf dem Hayn anzutreten. Jch bin aber der Meynung, daß sie nicht lange disseit des Himmels leben werde.
Jch habe der Fräulein Howe selbst mit dem, was ihr und ihrer Mutter vermacht war, aufge- wartet, wie ich Jhnen gemeldet, daß ich es wil- lens gewesen bin. Wenn ich in Ansehung dieser Fräulein, die meiner geliebten Base so werth ge- wesen ist, einige Anmerkungen mache: so wird es Jhnen vielleicht nicht unangenehm seyn; da Sie keine persönliche Bekanntschaft mit ihr haben.
Es ist niemals eine festere und edlere Freund- schaft unter Frauenzimmern gewesen, als die der gottlose Mensch zwischen meiner werthen Base und der Fräulein Howe zerstöret hat.
Die Freundschaft, überhaupt davon zu re- den, Herr Belford, ist eine zu feurige Flamme, daß weibliche Gemüther wohl damit umgehen könnten: ein Licht, das nur in wenigen von ihren Händen beständig brennet, und das schöne Ge- schlecht oft zu einem übertriebenen Schwunge und zur Ungereimtheit verleitet. Wie andere zu hoch getriebene Dinge kann sie schwerlich allezeit dau-
ren.
ihrer geliebten Freundinn willen zu kaufen wuͤn- ſchen koͤnnen.
Die Juwelen von der Großmutter ſind auch geſchaͤtzt; und das Geld wird mir fuͤr Sie bezahlt werden, damit es zu dem durch das Teſtament be- ſtimmten Gebrauch angewandt werde.
Fr. Norton ſchickt ſich mit aller Einwilli- gung an, ihr Amt als Haushaͤlterinn auf dem Hayn anzutreten. Jch bin aber der Meynung, daß ſie nicht lange diſſeit des Himmels leben werde.
Jch habe der Fraͤulein Howe ſelbſt mit dem, was ihr und ihrer Mutter vermacht war, aufge- wartet, wie ich Jhnen gemeldet, daß ich es wil- lens geweſen bin. Wenn ich in Anſehung dieſer Fraͤulein, die meiner geliebten Baſe ſo werth ge- weſen iſt, einige Anmerkungen mache: ſo wird es Jhnen vielleicht nicht unangenehm ſeyn; da Sie keine perſoͤnliche Bekanntſchaft mit ihr haben.
Es iſt niemals eine feſtere und edlere Freund- ſchaft unter Frauenzimmern geweſen, als die der gottloſe Menſch zwiſchen meiner werthen Baſe und der Fraͤulein Howe zerſtoͤret hat.
Die Freundſchaft, uͤberhaupt davon zu re- den, Herr Belford, iſt eine zu feurige Flamme, daß weibliche Gemuͤther wohl damit umgehen koͤnnten: ein Licht, das nur in wenigen von ihren Haͤnden beſtaͤndig brennet, und das ſchoͤne Ge- ſchlecht oft zu einem uͤbertriebenen Schwunge und zur Ungereimtheit verleitet. Wie andere zu hoch getriebene Dinge kann ſie ſchwerlich allezeit dau-
ren.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0756"n="750"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>
ihrer geliebten Freundinn willen zu kaufen wuͤn-<lb/>ſchen koͤnnen.</p><lb/><p>Die Juwelen von der Großmutter ſind auch<lb/>
geſchaͤtzt; und das Geld wird mir fuͤr Sie bezahlt<lb/>
werden, damit es zu dem durch das Teſtament be-<lb/>ſtimmten Gebrauch angewandt werde.</p><lb/><p>Fr. Norton ſchickt ſich mit aller Einwilli-<lb/>
gung an, ihr Amt als Haushaͤlterinn auf dem<lb/><hirendition="#fr">Hayn</hi> anzutreten. Jch bin aber der Meynung,<lb/>
daß ſie nicht lange diſſeit des Himmels leben<lb/>
werde.</p><lb/><p>Jch habe der Fraͤulein Howe ſelbſt mit dem,<lb/>
was ihr und ihrer Mutter vermacht war, aufge-<lb/>
wartet, wie ich Jhnen gemeldet, daß ich es wil-<lb/>
lens geweſen bin. Wenn ich in Anſehung dieſer<lb/>
Fraͤulein, die meiner geliebten Baſe ſo werth ge-<lb/>
weſen iſt, einige Anmerkungen mache: ſo wird es<lb/>
Jhnen vielleicht nicht unangenehm ſeyn; da Sie<lb/>
keine perſoͤnliche Bekanntſchaft mit ihr haben.</p><lb/><p>Es iſt niemals eine feſtere und edlere Freund-<lb/>ſchaft unter Frauenzimmern geweſen, als die der<lb/>
gottloſe Menſch zwiſchen meiner werthen Baſe<lb/>
und der Fraͤulein Howe zerſtoͤret hat.</p><lb/><p>Die <hirendition="#fr">Freundſchaft,</hi> uͤberhaupt davon zu re-<lb/>
den, Herr Belford, iſt eine zu feurige Flamme,<lb/>
daß weibliche Gemuͤther wohl damit umgehen<lb/>
koͤnnten: ein Licht, das nur in wenigen von ihren<lb/>
Haͤnden beſtaͤndig brennet, und das ſchoͤne Ge-<lb/>ſchlecht oft zu einem uͤbertriebenen Schwunge und<lb/>
zur Ungereimtheit verleitet. Wie andere zu hoch<lb/>
getriebene Dinge kann ſie ſchwerlich allezeit dau-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ren.</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[750/0756]
ihrer geliebten Freundinn willen zu kaufen wuͤn-
ſchen koͤnnen.
Die Juwelen von der Großmutter ſind auch
geſchaͤtzt; und das Geld wird mir fuͤr Sie bezahlt
werden, damit es zu dem durch das Teſtament be-
ſtimmten Gebrauch angewandt werde.
Fr. Norton ſchickt ſich mit aller Einwilli-
gung an, ihr Amt als Haushaͤlterinn auf dem
Hayn anzutreten. Jch bin aber der Meynung,
daß ſie nicht lange diſſeit des Himmels leben
werde.
Jch habe der Fraͤulein Howe ſelbſt mit dem,
was ihr und ihrer Mutter vermacht war, aufge-
wartet, wie ich Jhnen gemeldet, daß ich es wil-
lens geweſen bin. Wenn ich in Anſehung dieſer
Fraͤulein, die meiner geliebten Baſe ſo werth ge-
weſen iſt, einige Anmerkungen mache: ſo wird es
Jhnen vielleicht nicht unangenehm ſeyn; da Sie
keine perſoͤnliche Bekanntſchaft mit ihr haben.
Es iſt niemals eine feſtere und edlere Freund-
ſchaft unter Frauenzimmern geweſen, als die der
gottloſe Menſch zwiſchen meiner werthen Baſe
und der Fraͤulein Howe zerſtoͤret hat.
Die Freundſchaft, uͤberhaupt davon zu re-
den, Herr Belford, iſt eine zu feurige Flamme,
daß weibliche Gemuͤther wohl damit umgehen
koͤnnten: ein Licht, das nur in wenigen von ihren
Haͤnden beſtaͤndig brennet, und das ſchoͤne Ge-
ſchlecht oft zu einem uͤbertriebenen Schwunge und
zur Ungereimtheit verleitet. Wie andere zu hoch
getriebene Dinge kann ſie ſchwerlich allezeit dau-
ren.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 750. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/756>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.