genheit eines Besuches, den Sie mir zugedacht haben, wenn Sie nach London kommen, so, wie ich billig sollte, anzunehmen: so ergreiffe ich diese Gelegenheit, Jhnen, weil ich noch im Stande bin, die gehorsamsten Danksagungen eines erkenntli- chen Herzens für alle Jhre Güte gegen mich, von meiner Kindheit an, bis auf die gegenwärtige Zeit, und ins besondre noch mehr für Jhre itzige liebreiche Fürbitte zu meinem Besten, abzustat- ten. - Gott der Allmächtige segne Sie ewig, wer- thester Herr, für die Gütigkeit, welche Sie sich mir auszuwirken bemühet haben.
Eine Hauptabsicht, warum ich auf diese feyer- liche Art an Sie schreibe, ist, Sie zu ersuchen, daß Sie in ihrer edlen Brust keinen thätigen Zorn meinetwegen Platz nehmen lassen, wenn Sie alle Umstände meiner Geschichte erfahren.
Erinnern Sie sich, mein werthester Herr Vetter, daß die Rache Gottes Werk sey, und er es selbst über sich genommen habe, sie zu vergel- ten. Jch hoffe, Sie werden sich dieß Amt nicht anmaßen: - - sonderlich da Sie nicht nöthig ha- ben, meinen guten Namen zu retten, weil der Be- leidiger selbst, ehe man ihn aufgefordert hat, her- vorgetreten ist und sich erboten hat, mir alle Ge- rechtigkeit widerfahren zu lassen, die Sie, wenn ich am Leben geblieben wäre, von ihm hätten er- zwingen können; und da Jhre eigne Person Schaden nehmen mag, wenn Sie mit einem Schuldigen gleiche Gefahr laufen.
Ein
genheit eines Beſuches, den Sie mir zugedacht haben, wenn Sie nach London kommen, ſo, wie ich billig ſollte, anzunehmen: ſo ergreiffe ich dieſe Gelegenheit, Jhnen, weil ich noch im Stande bin, die gehorſamſten Dankſagungen eines erkenntli- chen Herzens fuͤr alle Jhre Guͤte gegen mich, von meiner Kindheit an, bis auf die gegenwaͤrtige Zeit, und ins beſondre noch mehr fuͤr Jhre itzige liebreiche Fuͤrbitte zu meinem Beſten, abzuſtat- ten. ‒ Gott der Allmaͤchtige ſegne Sie ewig, wer- theſter Herr, fuͤr die Guͤtigkeit, welche Sie ſich mir auszuwirken bemuͤhet haben.
Eine Hauptabſicht, warum ich auf dieſe feyer- liche Art an Sie ſchreibe, iſt, Sie zu erſuchen, daß Sie in ihrer edlen Bruſt keinen thaͤtigen Zorn meinetwegen Platz nehmen laſſen, wenn Sie alle Umſtaͤnde meiner Geſchichte erfahren.
Erinnern Sie ſich, mein wertheſter Herr Vetter, daß die Rache Gottes Werk ſey, und er es ſelbſt uͤber ſich genommen habe, ſie zu vergel- ten. Jch hoffe, Sie werden ſich dieß Amt nicht anmaßen: ‒ ‒ ſonderlich da Sie nicht noͤthig ha- ben, meinen guten Namen zu retten, weil der Be- leidiger ſelbſt, ehe man ihn aufgefordert hat, her- vorgetreten iſt und ſich erboten hat, mir alle Ge- rechtigkeit widerfahren zu laſſen, die Sie, wenn ich am Leben geblieben waͤre, von ihm haͤtten er- zwingen koͤnnen; und da Jhre eigne Perſon Schaden nehmen mag, wenn Sie mit einem Schuldigen gleiche Gefahr laufen.
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genheit eines Beſuches, den Sie mir zugedacht
haben, wenn Sie nach London kommen, ſo, wie
ich billig ſollte, anzunehmen: ſo ergreiffe ich dieſe
Gelegenheit, Jhnen, weil ich noch im Stande bin,
die gehorſamſten Dankſagungen eines erkenntli-
chen Herzens fuͤr alle Jhre Guͤte gegen mich, von
meiner Kindheit an, bis auf die gegenwaͤrtige
Zeit, und ins beſondre noch mehr fuͤr Jhre itzige
liebreiche Fuͤrbitte zu meinem Beſten, abzuſtat-
ten. ‒ Gott der Allmaͤchtige ſegne Sie ewig, wer-
theſter Herr, fuͤr die Guͤtigkeit, welche Sie ſich
mir auszuwirken bemuͤhet haben.
Eine Hauptabſicht, warum ich auf dieſe feyer-
liche Art an Sie ſchreibe, iſt, Sie zu erſuchen,
daß Sie in ihrer edlen Bruſt keinen thaͤtigen
Zorn meinetwegen Platz nehmen laſſen, wenn Sie
alle Umſtaͤnde meiner Geſchichte erfahren.
Erinnern Sie ſich, mein wertheſter Herr
Vetter, daß die Rache Gottes Werk ſey, und er
es ſelbſt uͤber ſich genommen habe, ſie zu vergel-
ten. Jch hoffe, Sie werden ſich dieß Amt nicht
anmaßen: ‒ ‒ ſonderlich da Sie nicht noͤthig ha-
ben, meinen guten Namen zu retten, weil der Be-
leidiger ſelbſt, ehe man ihn aufgefordert hat, her-
vorgetreten iſt und ſich erboten hat, mir alle Ge-
rechtigkeit widerfahren zu laſſen, die Sie, wenn
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 733. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/739>, abgerufen am 27.11.2024.
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