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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751.

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fen, daß sich gegen eine solche Entschließung, als
Sie gefaßt haben sollen, viele Vorstellungen ma-
chen lassen.

Jch will Jhnen alsdenn zugleich einige Stel-
len aus seinen Briefen vorlesen. Zweene dersel-
ben, wovon ich den einen erst diesen Augenblick
empfangen habe, werden Sie überzeugen, daß der
unglückliche Mensch, welcher itzo erst seinen Ver-
stand wieder bekommen, keiner größern Strafe
bedürfe, als die er von seinen eignen Vorstellun-
gen hat.

Jch habe eben die Abschriften von den hin-
terlassenen Briefen der lieben Fräulein durchgele-
sen. Jch schicke sie Jhnen alle in Abschrift zu,
denjenigen ausgenommen, der an Herrn Lovelace
gerichtet ist. Diesen behalte ich so lange zurück,
bis ich das Vergnügen habe, Sie zu sehen. Er-
lauben Sie mir, zu bitten, daß Sie den Brief
an sich selbst und den an ihren (*) Bruder, wel-
chen letztern ich Jhnen itzt übersende, noch einmal
lesen, da sie eben die gegenwärtige Sache be-
treffen.

Jch denke, mein Herr, es ist nichts darauf zu
antworten. Wenigstens haben sie eine solche
Wirkung bey mir, daß ich hoffe, ich werde nie-
mals mehr gereizet werden, in einem geheimen
Streit meinen Degen wieder zu ziehen.

Zu dem Gewichte, welches diese Briefe noth-
wendig bey Jhnen haben müssen, erlauben Sie

mir
(*) Man sehe den LXIXten Brief dieses Theils.
Z z 5



fen, daß ſich gegen eine ſolche Entſchließung, als
Sie gefaßt haben ſollen, viele Vorſtellungen ma-
chen laſſen.

Jch will Jhnen alsdenn zugleich einige Stel-
len aus ſeinen Briefen vorleſen. Zweene derſel-
ben, wovon ich den einen erſt dieſen Augenblick
empfangen habe, werden Sie uͤberzeugen, daß der
ungluͤckliche Menſch, welcher itzo erſt ſeinen Ver-
ſtand wieder bekommen, keiner groͤßern Strafe
beduͤrfe, als die er von ſeinen eignen Vorſtellun-
gen hat.

Jch habe eben die Abſchriften von den hin-
terlaſſenen Briefen der lieben Fraͤulein durchgele-
ſen. Jch ſchicke ſie Jhnen alle in Abſchrift zu,
denjenigen ausgenommen, der an Herrn Lovelace
gerichtet iſt. Dieſen behalte ich ſo lange zuruͤck,
bis ich das Vergnuͤgen habe, Sie zu ſehen. Er-
lauben Sie mir, zu bitten, daß Sie den Brief
an ſich ſelbſt und den an ihren (*) Bruder, wel-
chen letztern ich Jhnen itzt uͤberſende, noch einmal
leſen, da ſie eben die gegenwaͤrtige Sache be-
treffen.

Jch denke, mein Herr, es iſt nichts darauf zu
antworten. Wenigſtens haben ſie eine ſolche
Wirkung bey mir, daß ich hoffe, ich werde nie-
mals mehr gereizet werden, in einem geheimen
Streit meinen Degen wieder zu ziehen.

Zu dem Gewichte, welches dieſe Briefe noth-
wendig bey Jhnen haben muͤſſen, erlauben Sie

mir
(*) Man ſehe den LXIXten Brief dieſes Theils.
Z z 5
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[729/0735] fen, daß ſich gegen eine ſolche Entſchließung, als Sie gefaßt haben ſollen, viele Vorſtellungen ma- chen laſſen. Jch will Jhnen alsdenn zugleich einige Stel- len aus ſeinen Briefen vorleſen. Zweene derſel- ben, wovon ich den einen erſt dieſen Augenblick empfangen habe, werden Sie uͤberzeugen, daß der ungluͤckliche Menſch, welcher itzo erſt ſeinen Ver- ſtand wieder bekommen, keiner groͤßern Strafe beduͤrfe, als die er von ſeinen eignen Vorſtellun- gen hat. Jch habe eben die Abſchriften von den hin- terlaſſenen Briefen der lieben Fraͤulein durchgele- ſen. Jch ſchicke ſie Jhnen alle in Abſchrift zu, denjenigen ausgenommen, der an Herrn Lovelace gerichtet iſt. Dieſen behalte ich ſo lange zuruͤck, bis ich das Vergnuͤgen habe, Sie zu ſehen. Er- lauben Sie mir, zu bitten, daß Sie den Brief an ſich ſelbſt und den an ihren (*) Bruder, wel- chen letztern ich Jhnen itzt uͤberſende, noch einmal leſen, da ſie eben die gegenwaͤrtige Sache be- treffen. Jch denke, mein Herr, es iſt nichts darauf zu antworten. Wenigſtens haben ſie eine ſolche Wirkung bey mir, daß ich hoffe, ich werde nie- mals mehr gereizet werden, in einem geheimen Streit meinen Degen wieder zu ziehen. Zu dem Gewichte, welches dieſe Briefe noth- wendig bey Jhnen haben muͤſſen, erlauben Sie mir (*) Man ſehe den LXIXten Brief dieſes Theils. Z z 5

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 729. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/735>, abgerufen am 27.11.2024.