meiner Gewalt ist, und so weit sich dieß Vermö- gen erstrecket, ein allgemeiner Wohlthäter werde.
Nun sage mir, Lovelace, auf diesen schwachen Abriß von dem, was ich zu thun und zu seyn hoffe, ob dieß nicht ein Anschlag sey, der den wil- den, schädlichen und so wohl für Leib als Seele gefährlichen Absichten, denen wir nachgegangen sind, unendlich weit vorzuziehen ist?
Jch wollte wünschen, daß ich meinen Abriß euren Augen eben so liebenswürdig vorstellen könnte, als er mir vorkommt. Jch wollte es von ganzer Seele wünschen: denn ich habe euch alle- zeit lieb gehabt. Es ist dieß eben mein Unglück gewesen: indem es mich zu unendlichen Ueppig- keiten und Thorheiten verleitet hat, deren ich mich sonst, das denke ich in Wahrheit, nicht schuldig ge- macht haben würde.
Jhr habt ein großes Theil mehr zu verant- worten, als ich: wo es auch nur das zeitliche Un- glück dieses wundernswürdigen Frauenzimmers seyn sollte. Laßt mich euch nun gewinnen, da ihr noch jung, gesund und bey Verstande seyd: denn ich fürchte, ich fürchte gar sehr, daß diese einzige Bosheit, wodurch der Welt ein solches scheinen- des Licht geraubet worden, so ungeheuer groß ist, daß, wo ihr euch nicht geschwinde bessert, es nicht in eurer Gewalt seyn wird, euch zu bessern, und daß die Vorsehung, welche euch durch die Schick- sale eurer Unterhändler, der Sinclairinn und des Tomlinsons schon gewarnet hat, den Haupturhe-
ber
Siebenter Theil. Y y
meiner Gewalt iſt, und ſo weit ſich dieß Vermoͤ- gen erſtrecket, ein allgemeiner Wohlthaͤter werde.
Nun ſage mir, Lovelace, auf dieſen ſchwachen Abriß von dem, was ich zu thun und zu ſeyn hoffe, ob dieß nicht ein Anſchlag ſey, der den wil- den, ſchaͤdlichen und ſo wohl fuͤr Leib als Seele gefaͤhrlichen Abſichten, denen wir nachgegangen ſind, unendlich weit vorzuziehen iſt?
Jch wollte wuͤnſchen, daß ich meinen Abriß euren Augen eben ſo liebenswuͤrdig vorſtellen koͤnnte, als er mir vorkommt. Jch wollte es von ganzer Seele wuͤnſchen: denn ich habe euch alle- zeit lieb gehabt. Es iſt dieß eben mein Ungluͤck geweſen: indem es mich zu unendlichen Ueppig- keiten und Thorheiten verleitet hat, deren ich mich ſonſt, das denke ich in Wahrheit, nicht ſchuldig ge- macht haben wuͤrde.
Jhr habt ein großes Theil mehr zu verant- worten, als ich: wo es auch nur das zeitliche Un- gluͤck dieſes wundernswuͤrdigen Frauenzimmers ſeyn ſollte. Laßt mich euch nun gewinnen, da ihr noch jung, geſund und bey Verſtande ſeyd: denn ich fuͤrchte, ich fuͤrchte gar ſehr, daß dieſe einzige Bosheit, wodurch der Welt ein ſolches ſcheinen- des Licht geraubet worden, ſo ungeheuer groß iſt, daß, wo ihr euch nicht geſchwinde beſſert, es nicht in eurer Gewalt ſeyn wird, euch zu beſſern, und daß die Vorſehung, welche euch durch die Schick- ſale eurer Unterhaͤndler, der Sinclairinn und des Tomlinſons ſchon gewarnet hat, den Haupturhe-
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Siebenter Theil. Y y
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meiner Gewalt iſt, und ſo weit ſich dieß Vermoͤ-
gen erſtrecket, ein allgemeiner Wohlthaͤter werde.
Nun ſage mir, Lovelace, auf dieſen ſchwachen
Abriß von dem, was ich zu thun und zu ſeyn
hoffe, ob dieß nicht ein Anſchlag ſey, der den wil-
den, ſchaͤdlichen und ſo wohl fuͤr Leib als Seele
gefaͤhrlichen Abſichten, denen wir nachgegangen
ſind, unendlich weit vorzuziehen iſt?
Jch wollte wuͤnſchen, daß ich meinen Abriß
euren Augen eben ſo liebenswuͤrdig vorſtellen
koͤnnte, als er mir vorkommt. Jch wollte es von
ganzer Seele wuͤnſchen: denn ich habe euch alle-
zeit lieb gehabt. Es iſt dieß eben mein Ungluͤck
geweſen: indem es mich zu unendlichen Ueppig-
keiten und Thorheiten verleitet hat, deren ich mich
ſonſt, das denke ich in Wahrheit, nicht ſchuldig ge-
macht haben wuͤrde.
Jhr habt ein großes Theil mehr zu verant-
worten, als ich: wo es auch nur das zeitliche Un-
gluͤck dieſes wundernswuͤrdigen Frauenzimmers
ſeyn ſollte. Laßt mich euch nun gewinnen, da ihr
noch jung, geſund und bey Verſtande ſeyd: denn
ich fuͤrchte, ich fuͤrchte gar ſehr, daß dieſe einzige
Bosheit, wodurch der Welt ein ſolches ſcheinen-
des Licht geraubet worden, ſo ungeheuer groß iſt,
daß, wo ihr euch nicht geſchwinde beſſert, es nicht
in eurer Gewalt ſeyn wird, euch zu beſſern, und
daß die Vorſehung, welche euch durch die Schick-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 705. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/711>, abgerufen am 27.11.2024.
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