Der zwey und neunzigste Brief von Herrn Lovelace an Hrn. Joh. Belford.
Jch rüste mich, dieß Königreich zu verlassen. Mowbray und Tourville versprechen, mir in einem oder zween Monathen ihre Gesellschaft zu gönnen.
Jch will dir ein Verzeichniß von dem Wege geben, den ich nehmen werde.
Jch werde zuerst nach Paris gehen, und zum Zeitvertreib und zur Aufmunterung einige alte Freundschaften zu erneuren versuchen: Von dan- nen an einige deutsche Höfe; von dannen vielleicht nach Wien; von dannen durch Bayern und Ty- rol hinunter nach Venedig, wo ich das Carneval halten werde; von dannen nach Florenz und Tu- rin; von dannen wieder über Mont-Cenis nach Frankreich. Wenn ich nach Paris zurückkom- me: so werde ich erwarten, meinen Freund Bel- ford zu sehen, der unterdessen, wie ich nicht zwei- fele, mit Buße, Selbstverleugnung, Ertödtung des Fleisches, über und über bedeckt seyn wird; als ein rechter Einsiedler, nur ein wandelnder Ein- siedler, der herumreiset, in Hoffnung, durch die Bekehrung seines alten Mitgesellen eine Menge von seinen eignen Sünden zu bedecken.
Allein
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Der zwey und neunzigſte Brief von Herrn Lovelace an Hrn. Joh. Belford.
Jch ruͤſte mich, dieß Koͤnigreich zu verlaſſen. Mowbray und Tourville verſprechen, mir in einem oder zween Monathen ihre Geſellſchaft zu goͤnnen.
Jch will dir ein Verzeichniß von dem Wege geben, den ich nehmen werde.
Jch werde zuerſt nach Paris gehen, und zum Zeitvertreib und zur Aufmunterung einige alte Freundſchaften zu erneuren verſuchen: Von dan- nen an einige deutſche Hoͤfe; von dannen vielleicht nach Wien; von dannen durch Bayern und Ty- rol hinunter nach Venedig, wo ich das Carneval halten werde; von dannen nach Florenz und Tu- rin; von dannen wieder uͤber Mont-Cenis nach Frankreich. Wenn ich nach Paris zuruͤckkom- me: ſo werde ich erwarten, meinen Freund Bel- ford zu ſehen, der unterdeſſen, wie ich nicht zwei- fele, mit Buße, Selbſtverleugnung, Ertoͤdtung des Fleiſches, uͤber und uͤber bedeckt ſeyn wird; als ein rechter Einſiedler, nur ein wandelnder Ein- ſiedler, der herumreiſet, in Hoffnung, durch die Bekehrung ſeines alten Mitgeſellen eine Menge von ſeinen eignen Suͤnden zu bedecken.
Allein
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Der zwey und neunzigſte Brief
von
Herrn Lovelace an Hrn. Joh. Belford.
Jch ruͤſte mich, dieß Koͤnigreich zu verlaſſen.
Mowbray und Tourville verſprechen, mir
in einem oder zween Monathen ihre Geſellſchaft
zu goͤnnen.
Jch will dir ein Verzeichniß von dem Wege
geben, den ich nehmen werde.
Jch werde zuerſt nach Paris gehen, und zum
Zeitvertreib und zur Aufmunterung einige alte
Freundſchaften zu erneuren verſuchen: Von dan-
nen an einige deutſche Hoͤfe; von dannen vielleicht
nach Wien; von dannen durch Bayern und Ty-
rol hinunter nach Venedig, wo ich das Carneval
halten werde; von dannen nach Florenz und Tu-
rin; von dannen wieder uͤber Mont-Cenis nach
Frankreich. Wenn ich nach Paris zuruͤckkom-
me: ſo werde ich erwarten, meinen Freund Bel-
ford zu ſehen, der unterdeſſen, wie ich nicht zwei-
fele, mit Buße, Selbſtverleugnung, Ertoͤdtung
des Fleiſches, uͤber und uͤber bedeckt ſeyn wird;
als ein rechter Einſiedler, nur ein wandelnder Ein-
ſiedler, der herumreiſet, in Hoffnung, durch die
Bekehrung ſeines alten Mitgeſellen eine Menge
von ſeinen eignen Suͤnden zu bedecken.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 693. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/699>, abgerufen am 24.11.2024.
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