"ganzes Geschlecht um seinetwillen: selbst Män- "ner von untadelhafter Gemüthsart; welche ich "zu solchen Zeiten nicht anders ansehen kann, "als wie Leute, die ich noch nicht ergründet "habe.
"Wo meiner lieben Freundinn eigne Juwe- "len, fährt sie fort, zum Verkauf an Sie geschickt "werden: so bitte ich mir zu erlauben, daß ich die "Käuferinn seyn möge, zu dem höchsten Preise "- - Von der Halsschnur und dem Kreuze in- "sonderheit.
"O wie viele Thränen kostete mich die Durch- "lesung des Testaments von meiner Geliebten! "- - Allein ich muß die herznagende Sache nur "nicht berühren. Jch kann weder davon anfan- "gen noch dabey beschließen, ohne mit Verfluchung "des Bösewichts, den alle Welt verfluchen muß.
Herr Belford verspricht in seiner Antwort, daß sie die Käuferinn zu den Juwelen seyn soll, wo sie ihm in die Hände kommen.
Er meldet ihr, daß die Familie dem Obrist Morden die Schlüssel zu allem dem gegeben hät- te, was der lieben Verstorbenen zugehöret; daß die unglückliche Mutter befohlen, wie das Testa- ment erlaubet, ein Stück von der gestickten Ar- beit für sie aufzuheben; daß sie Fr. Norton er- sucht, das kleine Buch von geistlichen Betrach- tungen abschreiben und sie das Urstück behalten zu lassen, weil das alles wäre, was sie von ihrer lieben Tochter Hand geschriebenes hätte, und ihr, wenn sie es ertragen könnte, hineinzusehen, Trost
geben
„ganzes Geſchlecht um ſeinetwillen: ſelbſt Maͤn- „ner von untadelhafter Gemuͤthsart; welche ich „zu ſolchen Zeiten nicht anders anſehen kann, „als wie Leute, die ich noch nicht ergruͤndet „habe.
„Wo meiner lieben Freundinn eigne Juwe- „len, faͤhrt ſie fort, zum Verkauf an Sie geſchickt „werden: ſo bitte ich mir zu erlauben, daß ich die „Kaͤuferinn ſeyn moͤge, zu dem hoͤchſten Preiſe „‒ ‒ Von der Halsſchnur und dem Kreuze in- „ſonderheit.
„O wie viele Thraͤnen koſtete mich die Durch- „leſung des Teſtaments von meiner Geliebten! „‒ ‒ Allein ich muß die herznagende Sache nur „nicht beruͤhren. Jch kann weder davon anfan- „gen noch dabey beſchließen, ohne mit Verfluchung „des Boͤſewichts, den alle Welt verfluchen muß.
Herr Belford verſpricht in ſeiner Antwort, daß ſie die Kaͤuferinn zu den Juwelen ſeyn ſoll, wo ſie ihm in die Haͤnde kommen.
Er meldet ihr, daß die Familie dem Obriſt Morden die Schluͤſſel zu allem dem gegeben haͤt- te, was der lieben Verſtorbenen zugehoͤret; daß die ungluͤckliche Mutter befohlen, wie das Teſta- ment erlaubet, ein Stuͤck von der geſtickten Ar- beit fuͤr ſie aufzuheben; daß ſie Fr. Norton er- ſucht, das kleine Buch von geiſtlichen Betrach- tungen abſchreiben und ſie das Urſtuͤck behalten zu laſſen, weil das alles waͤre, was ſie von ihrer lieben Tochter Hand geſchriebenes haͤtte, und ihr, wenn ſie es ertragen koͤnnte, hineinzuſehen, Troſt
geben
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0675"n="669"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>„ganzes Geſchlecht um ſeinetwillen: ſelbſt Maͤn-<lb/>„ner von untadelhafter Gemuͤthsart; welche ich<lb/>„zu ſolchen Zeiten nicht anders anſehen kann,<lb/>„als wie Leute, die ich noch nicht <hirendition="#fr">ergruͤndet</hi><lb/>„habe.</p><lb/><p>„Wo meiner lieben Freundinn eigne Juwe-<lb/>„len, faͤhrt ſie fort, zum Verkauf an Sie geſchickt<lb/>„werden: ſo bitte ich mir zu erlauben, daß ich die<lb/>„Kaͤuferinn ſeyn moͤge, zu dem <hirendition="#fr">hoͤchſten</hi> Preiſe<lb/>„‒‒ Von der Halsſchnur und dem Kreuze in-<lb/>„ſonderheit.</p><lb/><p>„O wie viele Thraͤnen koſtete mich die Durch-<lb/>„leſung des Teſtaments von meiner Geliebten!<lb/>„‒‒ Allein ich muß die herznagende Sache nur<lb/>„nicht beruͤhren. Jch kann weder davon anfan-<lb/>„gen noch dabey beſchließen, ohne mit Verfluchung<lb/>„des Boͤſewichts, den alle Welt verfluchen muß.</p><lb/><p>Herr Belford verſpricht in ſeiner Antwort,<lb/>
daß ſie die Kaͤuferinn zu den Juwelen ſeyn ſoll,<lb/>
wo ſie ihm in die Haͤnde kommen.</p><lb/><p>Er meldet ihr, daß die Familie dem Obriſt<lb/>
Morden die Schluͤſſel zu allem dem gegeben haͤt-<lb/>
te, was der lieben Verſtorbenen zugehoͤret; daß<lb/>
die ungluͤckliche Mutter befohlen, wie das Teſta-<lb/>
ment erlaubet, ein Stuͤck von der geſtickten Ar-<lb/>
beit fuͤr ſie aufzuheben; daß ſie Fr. Norton er-<lb/>ſucht, das kleine Buch von <hirendition="#fr">geiſtlichen Betrach-<lb/>
tungen</hi> abſchreiben und ſie das Urſtuͤck behalten<lb/>
zu laſſen, weil das alles waͤre, was ſie von ihrer<lb/>
lieben Tochter Hand geſchriebenes haͤtte, und ihr,<lb/>
wenn ſie es ertragen koͤnnte, hineinzuſehen, Troſt<lb/><fwplace="bottom"type="catch">geben</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[669/0675]
„ganzes Geſchlecht um ſeinetwillen: ſelbſt Maͤn-
„ner von untadelhafter Gemuͤthsart; welche ich
„zu ſolchen Zeiten nicht anders anſehen kann,
„als wie Leute, die ich noch nicht ergruͤndet
„habe.
„Wo meiner lieben Freundinn eigne Juwe-
„len, faͤhrt ſie fort, zum Verkauf an Sie geſchickt
„werden: ſo bitte ich mir zu erlauben, daß ich die
„Kaͤuferinn ſeyn moͤge, zu dem hoͤchſten Preiſe
„‒ ‒ Von der Halsſchnur und dem Kreuze in-
„ſonderheit.
„O wie viele Thraͤnen koſtete mich die Durch-
„leſung des Teſtaments von meiner Geliebten!
„‒ ‒ Allein ich muß die herznagende Sache nur
„nicht beruͤhren. Jch kann weder davon anfan-
„gen noch dabey beſchließen, ohne mit Verfluchung
„des Boͤſewichts, den alle Welt verfluchen muß.
Herr Belford verſpricht in ſeiner Antwort,
daß ſie die Kaͤuferinn zu den Juwelen ſeyn ſoll,
wo ſie ihm in die Haͤnde kommen.
Er meldet ihr, daß die Familie dem Obriſt
Morden die Schluͤſſel zu allem dem gegeben haͤt-
te, was der lieben Verſtorbenen zugehoͤret; daß
die ungluͤckliche Mutter befohlen, wie das Teſta-
ment erlaubet, ein Stuͤck von der geſtickten Ar-
beit fuͤr ſie aufzuheben; daß ſie Fr. Norton er-
ſucht, das kleine Buch von geiſtlichen Betrach-
tungen abſchreiben und ſie das Urſtuͤck behalten
zu laſſen, weil das alles waͤre, was ſie von ihrer
lieben Tochter Hand geſchriebenes haͤtte, und ihr,
wenn ſie es ertragen koͤnnte, hineinzuſehen, Troſt
geben
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 669. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/675>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.