Der sieben und achtzigste Brief von Obrist Morden an Herrn Joh. Belford.
Sonnabends, den 16ten Sept
Jch habe eine sehr betrübte Arbeit gehabt: das Testament der lieben Verstorbenen zu lesen.
Die unglückliche Mutter und Fr. Norton wollten bey der traurigen Gelegenheit nicht zuge- gen seyn. Allein Fr. Harlowe äußerte, als ihre inständigste Bitte, daß ein jeder Artikel davon vollzogen werden sollte.
Die ersten Worte des Testaments: "Jch "Clarissa Harlowe, die ich itzo wegen seltsamer "und betrübter Zufälle etc. meinen Aufenthalt ha- "be etc." erzwangen von einigen Thränen, von an- dern Seufzer.
Die Anordnungen wegen ihres Begräbnisses, es möchte nun erlaubt werden, daß sie hinunter- gebracht würde, oder nicht; die Anzeige, daß sie verordnet hätte, wie man sie kleiden sollte; und das gesetzte Gemüth, welches so augenscheinlich durch und durch hervorleuchtet, brachten sie zur Bewunderung, welche sie mit aufgehobenen Hän- den und Augen und herabfließenden Thränen an den Tag legten.
Als
Der ſieben und achtzigſte Brief von Obriſt Morden an Herrn Joh. Belford.
Sonnabends, den 16ten Sept
Jch habe eine ſehr betruͤbte Arbeit gehabt: das Teſtament der lieben Verſtorbenen zu leſen.
Die ungluͤckliche Mutter und Fr. Norton wollten bey der traurigen Gelegenheit nicht zuge- gen ſeyn. Allein Fr. Harlowe aͤußerte, als ihre inſtaͤndigſte Bitte, daß ein jeder Artikel davon vollzogen werden ſollte.
Die erſten Worte des Teſtaments: „Jch „Clariſſa Harlowe, die ich itzo wegen ſeltſamer „und betruͤbter Zufaͤlle ꝛc. meinen Aufenthalt ha- „be ꝛc.“ erzwangen von einigen Thraͤnen, von an- dern Seufzer.
Die Anordnungen wegen ihres Begraͤbniſſes, es moͤchte nun erlaubt werden, daß ſie hinunter- gebracht wuͤrde, oder nicht; die Anzeige, daß ſie verordnet haͤtte, wie man ſie kleiden ſollte; und das geſetzte Gemuͤth, welches ſo augenſcheinlich durch und durch hervorleuchtet, brachten ſie zur Bewunderung, welche ſie mit aufgehobenen Haͤn- den und Augen und herabfließenden Thraͤnen an den Tag legten.
Als
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Der ſieben und achtzigſte Brief
von
Obriſt Morden an Herrn Joh. Belford.
Sonnabends, den 16ten Sept
Jch habe eine ſehr betruͤbte Arbeit gehabt:
das Teſtament der lieben Verſtorbenen zu
leſen.
Die ungluͤckliche Mutter und Fr. Norton
wollten bey der traurigen Gelegenheit nicht zuge-
gen ſeyn. Allein Fr. Harlowe aͤußerte, als ihre
inſtaͤndigſte Bitte, daß ein jeder Artikel davon
vollzogen werden ſollte.
Die erſten Worte des Teſtaments: „Jch
„Clariſſa Harlowe, die ich itzo wegen ſeltſamer
„und betruͤbter Zufaͤlle ꝛc. meinen Aufenthalt ha-
„be ꝛc.“ erzwangen von einigen Thraͤnen, von an-
dern Seufzer.
Die Anordnungen wegen ihres Begraͤbniſſes,
es moͤchte nun erlaubt werden, daß ſie hinunter-
gebracht wuͤrde, oder nicht; die Anzeige, daß ſie
verordnet haͤtte, wie man ſie kleiden ſollte; und
das geſetzte Gemuͤth, welches ſo augenſcheinlich
durch und durch hervorleuchtet, brachten ſie zur
Bewunderung, welche ſie mit aufgehobenen Haͤn-
den und Augen und herabfließenden Thraͤnen an
den Tag legten.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 655. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/661>, abgerufen am 22.12.2024.
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