der meine Umstände noch meine Gemüthsart, mich verleiten werden, bey der Vollziehung des Testaments einen Gewinnsüchtigen abzugeben. Jch werde mir ein Vergnügen daraus machen, in allem, wo ich kann, in die Fußtapfen der be- wundernswürdigen Person, von welcher das Te- stament herkommt, zu treten: und will ihrer Ar- men Capital vielmehr vermehren, als verrin- gern.
Jn Ansehung der Mühe, die mit der Aus- richtung des Testaments verknüpft ist, will ich nur sagen, daß ich, ihrem Gedächtnisse zu Ehren, zehn mal mehr Mühe, als mir dieß machen kann, nicht achten werde. Jch habe freylich noch die Voll- ziehung von zweyen andern Testamenten unter Händen: allein beyde machen mir nicht viel Schwierigkeiten; und die Hinterbliebenen kön- nen ihre Zeit nicht besser oder christlicher an- wenden.
Jch stelle mir vor, daß alle Stücke, ausge- nommen das, was das Capital der Armen betrifft, binnen zween Monathen, aufs längste, vollzogen seyn können.
Veranlassungen zum Streit oder Zorn sollen von mir nicht kommen. Sie dürfen sich nur an den Herrn Obrist Morden wenden, der mir in al- len Dingen zu befehlen haben soll, worinn mir das Testament Jhrer Familie zu willfahren erlaubet. Jch versichere, daß ich eben so wenig geneigt bin,
mich
der meine Umſtaͤnde noch meine Gemuͤthsart, mich verleiten werden, bey der Vollziehung des Teſtaments einen Gewinnſuͤchtigen abzugeben. Jch werde mir ein Vergnuͤgen daraus machen, in allem, wo ich kann, in die Fußtapfen der be- wundernswuͤrdigen Perſon, von welcher das Te- ſtament herkommt, zu treten: und will ihrer Ar- men Capital vielmehr vermehren, als verrin- gern.
Jn Anſehung der Muͤhe, die mit der Aus- richtung des Teſtaments verknuͤpft iſt, will ich nur ſagen, daß ich, ihrem Gedaͤchtniſſe zu Ehren, zehn mal mehr Muͤhe, als mir dieß machen kann, nicht achten werde. Jch habe freylich noch die Voll- ziehung von zweyen andern Teſtamenten unter Haͤnden: allein beyde machen mir nicht viel Schwierigkeiten; und die Hinterbliebenen koͤn- nen ihre Zeit nicht beſſer oder chriſtlicher an- wenden.
Jch ſtelle mir vor, daß alle Stuͤcke, ausge- nommen das, was das Capital der Armen betrifft, binnen zween Monathen, aufs laͤngſte, vollzogen ſeyn koͤnnen.
Veranlaſſungen zum Streit oder Zorn ſollen von mir nicht kommen. Sie duͤrfen ſich nur an den Herrn Obriſt Morden wenden, der mir in al- len Dingen zu befehlen haben ſoll, worinn mir das Teſtament Jhrer Familie zu willfahren erlaubet. Jch verſichere, daß ich eben ſo wenig geneigt bin,
mich
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der meine Umſtaͤnde noch meine Gemuͤthsart,
mich verleiten werden, bey der Vollziehung des
Teſtaments einen Gewinnſuͤchtigen abzugeben.
Jch werde mir ein Vergnuͤgen daraus machen,
in allem, wo ich kann, in die Fußtapfen der be-
wundernswuͤrdigen Perſon, von welcher das Te-
ſtament herkommt, zu treten: und will ihrer Ar-
men Capital vielmehr vermehren, als verrin-
gern.
Jn Anſehung der Muͤhe, die mit der Aus-
richtung des Teſtaments verknuͤpft iſt, will ich nur
ſagen, daß ich, ihrem Gedaͤchtniſſe zu Ehren, zehn
mal mehr Muͤhe, als mir dieß machen kann, nicht
achten werde. Jch habe freylich noch die Voll-
ziehung von zweyen andern Teſtamenten unter
Haͤnden: allein beyde machen mir nicht viel
Schwierigkeiten; und die Hinterbliebenen koͤn-
nen ihre Zeit nicht beſſer oder chriſtlicher an-
wenden.
Jch ſtelle mir vor, daß alle Stuͤcke, ausge-
nommen das, was das Capital der Armen betrifft,
binnen zween Monathen, aufs laͤngſte, vollzogen
ſeyn koͤnnen.
Veranlaſſungen zum Streit oder Zorn ſollen
von mir nicht kommen. Sie duͤrfen ſich nur an
den Herrn Obriſt Morden wenden, der mir in al-
len Dingen zu befehlen haben ſoll, worinn mir das
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Jch verſichere, daß ich eben ſo wenig geneigt bin,
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 621. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/627>, abgerufen am 22.11.2024.
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