zahlreichen Zuschauern kommen. Jch begleite die gekränkten Leidtragenden zurück zu ihrer Woh- nung, wo kein Trost zu finden ist, und stimme in das allgemeine Concert von vergeblicher Trau- rigkeit mit ein, bis ich mich, wie ich vermuthe, daß sie sich allein begeben, gleichfalls wirklich al- lein begebe und neuen Aufzügen eines einsamen und schlaflosen Kummers Raum gebe: indem ich die Vollkommenheiten, deren Ende ich gesehen habe, überlege, und keine andere Erleichterung finde, als die mir ein Widerwillen verschaffet, der mich beweget, den Unwillen anderer gegen den un- glückseligen Menschen und diese eben so un- glückselige Anverwandten von ihr, welche an dem unersetzlichen Verlust schuld sind, zu billigen.
Verzeihen Sie mir diese Betrachtungen, mein Herr, und erlauben mir hiebey Jhnen dasjenige zu übersenden, was Sie nicht eher annehinen wollten, als bis das Leichenbegräbniß vorüber wä- re. - -
Er giebt ihm ein Verzeichniß von dem Gelde und den Sachen, die er ihm bey dieser Gelegenheit hinunter schicket, zu den Vermächtnissen zu Harlowe-Burg und in der Nachbarschaft: und bittet ihn, daß er damit dem Testament ge- mäß verfahren möge. Er schickt ihm auch ein Verzeichniß von andern Schritten, die er zur Vollzie-
zahlreichen Zuſchauern kommen. Jch begleite die gekraͤnkten Leidtragenden zuruͤck zu ihrer Woh- nung, wo kein Troſt zu finden iſt, und ſtimme in das allgemeine Concert von vergeblicher Trau- rigkeit mit ein, bis ich mich, wie ich vermuthe, daß ſie ſich allein begeben, gleichfalls wirklich al- lein begebe und neuen Aufzuͤgen eines einſamen und ſchlafloſen Kummers Raum gebe: indem ich die Vollkommenheiten, deren Ende ich geſehen habe, uͤberlege, und keine andere Erleichterung finde, als die mir ein Widerwillen verſchaffet, der mich beweget, den Unwillen anderer gegen den un- gluͤckſeligen Menſchen und dieſe eben ſo un- gluͤckſelige Anverwandten von ihr, welche an dem unerſetzlichen Verluſt ſchuld ſind, zu billigen.
Verzeihen Sie mir dieſe Betrachtungen, mein Herr, und erlauben mir hiebey Jhnen dasjenige zu uͤberſenden, was Sie nicht eher annehinen wollten, als bis das Leichenbegraͤbniß voruͤber waͤ- re. ‒ ‒
Er giebt ihm ein Verzeichniß von dem Gelde und den Sachen, die er ihm bey dieſer Gelegenheit hinunter ſchicket, zu den Vermaͤchtniſſen zu Harlowe-Burg und in der Nachbarſchaft: und bittet ihn, daß er damit dem Teſtament ge- maͤß verfahren moͤge. Er ſchickt ihm auch ein Verzeichniß von andern Schritten, die er zur Vollzie-
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zahlreichen Zuſchauern kommen. Jch begleite
die gekraͤnkten Leidtragenden zuruͤck zu ihrer Woh-
nung, wo kein Troſt zu finden iſt, und ſtimme
in das allgemeine Concert von vergeblicher Trau-
rigkeit mit ein, bis ich mich, wie ich vermuthe,
daß ſie ſich allein begeben, gleichfalls wirklich al-
lein begebe und neuen Aufzuͤgen eines einſamen
und ſchlafloſen Kummers Raum gebe: indem
ich die Vollkommenheiten, deren Ende ich geſehen
habe, uͤberlege, und keine andere Erleichterung
finde, als die mir ein Widerwillen verſchaffet, der
mich beweget, den Unwillen anderer gegen den un-
gluͤckſeligen Menſchen und dieſe eben ſo un-
gluͤckſelige Anverwandten von ihr, welche
an dem unerſetzlichen Verluſt ſchuld ſind, zu
billigen.
Verzeihen Sie mir dieſe Betrachtungen, mein
Herr, und erlauben mir hiebey Jhnen dasjenige
zu uͤberſenden, was Sie nicht eher annehinen
wollten, als bis das Leichenbegraͤbniß voruͤber waͤ-
re. ‒ ‒
Er giebt ihm ein Verzeichniß von dem
Gelde und den Sachen, die er ihm bey
dieſer Gelegenheit hinunter ſchicket, zu
den Vermaͤchtniſſen zu Harlowe-Burg
und in der Nachbarſchaft: und bittet
ihn, daß er damit dem Teſtament ge-
maͤß verfahren moͤge.
Er ſchickt ihm auch ein Verzeichniß von
andern Schritten, die er zur Vollzie-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 614. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/620>, abgerufen am 22.11.2024.
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