ben noch heiserer geworden war, gegen mich aus: O Herr Belford! O mein Herr! sehen sie, wie es mir gegangen ist! - - Sehen sie, wozu ich gera- then bin! - - Daß ich so einen verfluchten Hau- fen um mich haben muß und doch keine von ihnen Sorge für mich trägt! - - sondern mich die Treppen hinunter taumeln läßt, so weit von dem Zimmer woraus ich kam! so weit von dem Zim- mer, wohin ich gehn wollte! O verflucht sey ei- ne jede von den unachtsamen Teufeln! - - Jch wünsche, daß es ihnen allen eben so, oder noch är- ger gehen möge!
Darauf fluchte und schwur sie noch heftiger: um so viel mehr, weil zwo oder dreye von ihnen sich damit entschuldigten, daß sie damals eben so wenig im Stande gewesen wären, sich selbst zu helfen, als sie.
So bald als sie durch die Schwüre und Flü- che, welche ihre wilde Ungedult sie auszustoßen trieb, den Weg in ihrer Kehle frey gemacht hatte, fing sie mit einem hohlern und weinenden Tone an, sich zu beklagen. Und hier; sagte sie, indem sie zugleich ihre Hände zusammenschlug und wie- der aus einander that; hier, Gott verleihe mir Gedult! muß ich so jämmerlich sterben! - - an einem Beinbruch in meinen alten Tagen! - - durch meine eigne Unmäßigkeit hingerissen! - - Keine Zeit zu meinen Sachen! Keine Zeit zur Buße! - - Und in wenigen Stunden O! - O! - - nebst noch einem lange heulenden O - -! welches ein schreiender Husten beschloß - -
wer
ben noch heiſerer geworden war, gegen mich aus: O Herr Belford! O mein Herr! ſehen ſie, wie es mir gegangen iſt! ‒ ‒ Sehen ſie, wozu ich gera- then bin! ‒ ‒ Daß ich ſo einen verfluchten Hau- fen um mich haben muß und doch keine von ihnen Sorge fuͤr mich traͤgt! ‒ ‒ ſondern mich die Treppen hinunter taumeln laͤßt, ſo weit von dem Zimmer woraus ich kam! ſo weit von dem Zim- mer, wohin ich gehn wollte! O verflucht ſey ei- ne jede von den unachtſamen Teufeln! ‒ ‒ Jch wuͤnſche, daß es ihnen allen eben ſo, oder noch aͤr- ger gehen moͤge!
Darauf fluchte und ſchwur ſie noch heftiger: um ſo viel mehr, weil zwo oder dreye von ihnen ſich damit entſchuldigten, daß ſie damals eben ſo wenig im Stande geweſen waͤren, ſich ſelbſt zu helfen, als ſie.
So bald als ſie durch die Schwuͤre und Fluͤ- che, welche ihre wilde Ungedult ſie auszuſtoßen trieb, den Weg in ihrer Kehle frey gemacht hatte, fing ſie mit einem hohlern und weinenden Tone an, ſich zu beklagen. Und hier; ſagte ſie, indem ſie zugleich ihre Haͤnde zuſammenſchlug und wie- der aus einander that; hier, Gott verleihe mir Gedult! muß ich ſo jaͤmmerlich ſterben! ‒ ‒ an einem Beinbruch in meinen alten Tagen! ‒ ‒ durch meine eigne Unmaͤßigkeit hingeriſſen! ‒ ‒ Keine Zeit zu meinen Sachen! Keine Zeit zur Buße! ‒ ‒ Und in wenigen Stunden O! ‒ O! ‒ ‒ nebſt noch einem lange heulenden O ‒ ‒! welches ein ſchreiender Huſten beſchloß ‒ ‒
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ben noch heiſerer geworden war, gegen mich aus:
O Herr Belford! O mein Herr! ſehen ſie, wie es
mir gegangen iſt! ‒ ‒ Sehen ſie, wozu ich gera-
then bin! ‒ ‒ Daß ich ſo einen verfluchten Hau-
fen um mich haben muß und doch keine von ihnen
Sorge fuͤr mich traͤgt! ‒ ‒ ſondern mich die
Treppen hinunter taumeln laͤßt, ſo weit von dem
Zimmer woraus ich kam! ſo weit von dem Zim-
mer, wohin ich gehn wollte! O verflucht ſey ei-
ne jede von den unachtſamen Teufeln! ‒ ‒ Jch
wuͤnſche, daß es ihnen allen eben ſo, oder noch aͤr-
ger gehen moͤge!
Darauf fluchte und ſchwur ſie noch heftiger:
um ſo viel mehr, weil zwo oder dreye von ihnen
ſich damit entſchuldigten, daß ſie damals eben ſo
wenig im Stande geweſen waͤren, ſich ſelbſt zu
helfen, als ſie.
So bald als ſie durch die Schwuͤre und Fluͤ-
che, welche ihre wilde Ungedult ſie auszuſtoßen
trieb, den Weg in ihrer Kehle frey gemacht hatte,
fing ſie mit einem hohlern und weinenden Tone
an, ſich zu beklagen. Und hier; ſagte ſie, indem
ſie zugleich ihre Haͤnde zuſammenſchlug und wie-
der aus einander that; hier, Gott verleihe mir
Gedult! muß ich ſo jaͤmmerlich ſterben! ‒ ‒ an
einem Beinbruch in meinen alten Tagen! ‒ ‒
durch meine eigne Unmaͤßigkeit hingeriſſen! ‒ ‒
Keine Zeit zu meinen Sachen! Keine Zeit zur
Buße! ‒ ‒ Und in wenigen Stunden O! ‒ O!
‒ ‒ nebſt noch einem lange heulenden O ‒ ‒!
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 546. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/552>, abgerufen am 22.11.2024.
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