lein aber nannte er einen Engel des Lichts. Wir fürchteten uns, sprach er, saget eurem Herrn, den übersandten Brief zu lesen. - - Allein wir hatten es nicht nöthig - - Es ist ein preiswürdiger Brief von einer preiswürdigen Hand. - - Jedoch wird der Trost, den sie zu ertheilen willens ist, für das gegenwärtige nur den empfindlichen Schmer- zen, den wir alle über den Verlust einer so vor- trefflichen Person fühlen, erhöhen! Sagt dem Hern Belford, ich danke Gott, daß ich nicht der Mann bin, der die unverdiente Ehre hatte, sich ihren Bruder zu nennen.
Jch weiß, wie erschrecklich dich diese große Veränderung, wie ich sie wohl nennen mag, da so viele Personen darinn eingeflochten sind, rühret. Daher würde es mir lieb gewesen seyn, wenn ich dir von dem Herzeleid, das die erste Nachricht von derselben zu Harlowe-Burg verursacht haben muß, etwas genauers zu melden gehabt hätte. Wer kann inzwischen wohl anders als Mitleiden mit der unglücklichen Mutter haben.
Die Antwort, welche Jakob Harlowe auf den Brief des Obristen Mordens, worinn er den Tod seiner Schwester meldet, und auf ihr Ver- langen in Ansehung des Begräbnisses, ertheilet, wird zu einer kleinen Erklärung dienen, wie groß ihr Kummer seyn muß. Hier folgt eine Abschrist davon.
An
lein aber nannte er einen Engel des Lichts. Wir fuͤrchteten uns, ſprach er, ſaget eurem Herrn, den uͤberſandten Brief zu leſen. ‒ ‒ Allein wir hatten es nicht noͤthig ‒ ‒ Es iſt ein preiswuͤrdiger Brief von einer preiswuͤrdigen Hand. ‒ ‒ Jedoch wird der Troſt, den ſie zu ertheilen willens iſt, fuͤr das gegenwaͤrtige nur den empfindlichen Schmer- zen, den wir alle uͤber den Verluſt einer ſo vor- trefflichen Perſon fuͤhlen, erhoͤhen! Sagt dem Hern Belford, ich danke Gott, daß ich nicht der Mann bin, der die unverdiente Ehre hatte, ſich ihren Bruder zu nennen.
Jch weiß, wie erſchrecklich dich dieſe große Veraͤnderung, wie ich ſie wohl nennen mag, da ſo viele Perſonen darinn eingeflochten ſind, ruͤhret. Daher wuͤrde es mir lieb geweſen ſeyn, wenn ich dir von dem Herzeleid, das die erſte Nachricht von derſelben zu Harlowe-Burg verurſacht haben muß, etwas genauers zu melden gehabt haͤtte. Wer kann inzwiſchen wohl anders als Mitleiden mit der ungluͤcklichen Mutter haben.
Die Antwort, welche Jakob Harlowe auf den Brief des Obriſten Mordens, worinn er den Tod ſeiner Schweſter meldet, und auf ihr Ver- langen in Anſehung des Begraͤbniſſes, ertheilet, wird zu einer kleinen Erklaͤrung dienen, wie groß ihr Kummer ſeyn muß. Hier folgt eine Abſchriſt davon.
An
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lein aber nannte er einen Engel des Lichts. Wir
fuͤrchteten uns, ſprach er, ſaget eurem Herrn, den
uͤberſandten Brief zu leſen. ‒ ‒ Allein wir hatten
es nicht noͤthig ‒ ‒ Es iſt ein preiswuͤrdiger
Brief von einer preiswuͤrdigen Hand. ‒ ‒ Jedoch
wird der Troſt, den ſie zu ertheilen willens iſt, fuͤr
das gegenwaͤrtige nur den empfindlichen Schmer-
zen, den wir alle uͤber den Verluſt einer ſo vor-
trefflichen Perſon fuͤhlen, erhoͤhen! Sagt dem
Hern Belford, ich danke Gott, daß ich nicht der
Mann bin, der die unverdiente Ehre hatte, ſich
ihren Bruder zu nennen.
Jch weiß, wie erſchrecklich dich dieſe große
Veraͤnderung, wie ich ſie wohl nennen mag, da
ſo viele Perſonen darinn eingeflochten ſind, ruͤhret.
Daher wuͤrde es mir lieb geweſen ſeyn, wenn ich
dir von dem Herzeleid, das die erſte Nachricht
von derſelben zu Harlowe-Burg verurſacht haben
muß, etwas genauers zu melden gehabt haͤtte.
Wer kann inzwiſchen wohl anders als Mitleiden
mit der ungluͤcklichen Mutter haben.
Die Antwort, welche Jakob Harlowe auf
den Brief des Obriſten Mordens, worinn er den
Tod ſeiner Schweſter meldet, und auf ihr Ver-
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wird zu einer kleinen Erklaͤrung dienen, wie groß
ihr Kummer ſeyn muß. Hier folgt eine Abſchriſt
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 518. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/524>, abgerufen am 22.11.2024.
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