gestellet bist, an das Herz greiffen und zum Nach- sinnen verhelfen möge.
Henrich ist von seinem Gewerbe wieder ge- kommen und hat die hinterlassenen Briefe an die Familie und die Fräulein Howe, und das Schrei- ben des Obristen, welches dem Jakob Harlowe den Tod seiner Schwester und ihr Verlangen bey ihrem Großvater begraben zu werden, meldet, überbracht.
Er ist vor keinen von der Familie gelassen worden. Sie sind eben, wie es scheint, alle zu Harlowe - Burg auf Veranlassung des Brie- fes von dem Obristen, der ihnen von dem gefähr- lichen Zustande der Fräulein Nachricht gab (*), versammlet gewesen, und haben sich, wie Henrichen gesagt ist, mit der Hoffnung getröstet, daß der Herr Morden ihren Zustand auf das schlimmste vorge- stellt haben würde, damit er ihre Entschließung beschleunigen möchte.
Es ist also leicht zu urtheilen, wie groß ihr Kummer, wie groß ihre Bestürzung seyn mußte, da sie die unglückliche Zeitung bekamen, welche ih- nen die Briefe, die Henrich hineinschickte, brachten.
Er blieb lange genug da, das ganze Haus in Verwirrung zu finden. Die Bedienten liefen einer hier, der andere dort hinaus, klagten jämmerlich, und rungen die Hände, wie sie liefen; sonderlich die Mägde: als wenn jemand; sonder Zweifel
die
(*) Man sehe den vorhergehenden LVten Brief.
geſtellet biſt, an das Herz greiffen und zum Nach- ſinnen verhelfen moͤge.
Henrich iſt von ſeinem Gewerbe wieder ge- kommen und hat die hinterlaſſenen Briefe an die Familie und die Fraͤulein Howe, und das Schrei- ben des Obriſten, welches dem Jakob Harlowe den Tod ſeiner Schweſter und ihr Verlangen bey ihrem Großvater begraben zu werden, meldet, uͤberbracht.
Er iſt vor keinen von der Familie gelaſſen worden. Sie ſind eben, wie es ſcheint, alle zu Harlowe ‒ Burg auf Veranlaſſung des Brie- fes von dem Obriſten, der ihnen von dem gefaͤhr- lichen Zuſtande der Fraͤulein Nachricht gab (*), verſammlet geweſen, und haben ſich, wie Henrichen geſagt iſt, mit der Hoffnung getroͤſtet, daß der Herr Morden ihren Zuſtand auf das ſchlimmſte vorge- ſtellt haben wuͤrde, damit er ihre Entſchließung beſchleunigen moͤchte.
Es iſt alſo leicht zu urtheilen, wie groß ihr Kummer, wie groß ihre Beſtuͤrzung ſeyn mußte, da ſie die ungluͤckliche Zeitung bekamen, welche ih- nen die Briefe, die Henrich hineinſchickte, brachten.
Er blieb lange genug da, das ganze Haus in Verwirrung zu finden. Die Bedienten liefen einer hier, der andere dort hinaus, klagten jaͤmmerlich, und rungen die Haͤnde, wie ſie liefen; ſonderlich die Maͤgde: als wenn jemand; ſonder Zweifel
die
(*) Man ſehe den vorhergehenden LVten Brief.
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geſtellet biſt, an das Herz greiffen und zum Nach-
ſinnen verhelfen moͤge.
Henrich iſt von ſeinem Gewerbe wieder ge-
kommen und hat die hinterlaſſenen Briefe an die
Familie und die Fraͤulein Howe, und das Schrei-
ben des Obriſten, welches dem Jakob Harlowe
den Tod ſeiner Schweſter und ihr Verlangen bey
ihrem Großvater begraben zu werden, meldet,
uͤberbracht.
Er iſt vor keinen von der Familie gelaſſen
worden. Sie ſind eben, wie es ſcheint, alle zu
Harlowe ‒ Burg auf Veranlaſſung des Brie-
fes von dem Obriſten, der ihnen von dem gefaͤhr-
lichen Zuſtande der Fraͤulein Nachricht gab (*),
verſammlet geweſen, und haben ſich, wie Henrichen
geſagt iſt, mit der Hoffnung getroͤſtet, daß der Herr
Morden ihren Zuſtand auf das ſchlimmſte vorge-
ſtellt haben wuͤrde, damit er ihre Entſchließung
beſchleunigen moͤchte.
Es iſt alſo leicht zu urtheilen, wie groß ihr
Kummer, wie groß ihre Beſtuͤrzung ſeyn mußte,
da ſie die ungluͤckliche Zeitung bekamen, welche ih-
nen die Briefe, die Henrich hineinſchickte,
brachten.
Er blieb lange genug da, das ganze Haus in
Verwirrung zu finden. Die Bedienten liefen einer
hier, der andere dort hinaus, klagten jaͤmmerlich,
und rungen die Haͤnde, wie ſie liefen; ſonderlich
die Maͤgde: als wenn jemand; ſonder Zweifel
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(*) Man ſehe den vorhergehenden LVten Brief.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 514. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/520>, abgerufen am 22.11.2024.
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