Muth zusprechen solltest, um ihm sein Schicksal tragen zu helfen.
Es ist mir leid, daß er das unvermeidliche Schicksal so schwer empfindet. Allein er ist lan- ge krank gewesen: und Krankheit schwächet das Gemüth so wohl, als den Körper; wie er selbst sehr nachdrücklich gegen dich bemerket hat.
Der vierte Brief von Herrn Lovelace an Herrn Joh. Belford.
Mittwoch. Abends.
Jch habe deinen verdrieslichen Brief gelesen. - - Der arme Belton! Wie viele fröhli- che Stunden haben wir mit einander zugebracht! Es war ein unerschrockner, lustiger Bruder! - - Wer hätte denken sollen, daß alles auf so nieder- geschlagenes Wimmern und Schrecken hinaus- laufen würde?
Aber warum sprachst du dem armen Kerl, wegen des unvermutheten Zweykampfs zwischen ihm und der feigen Memme Metcalfe, keinen Trost zu? Er handelte ja in der Sache, wie ein Mann, der auf wahre Ehre hält, und wie ich selbst unter eben den Umständen gehandelt haben würde. Erzähle ihm, daß ich dieß sage. Was
sich
Muth zuſprechen ſollteſt, um ihm ſein Schickſal tragen zu helfen.
Es iſt mir leid, daß er das unvermeidliche Schickſal ſo ſchwer empfindet. Allein er iſt lan- ge krank geweſen: und Krankheit ſchwaͤchet das Gemuͤth ſo wohl, als den Koͤrper; wie er ſelbſt ſehr nachdruͤcklich gegen dich bemerket hat.
Der vierte Brief von Herrn Lovelace an Herrn Joh. Belford.
Mittwoch. Abends.
Jch habe deinen verdrieslichen Brief geleſen. ‒ ‒ Der arme Belton! Wie viele froͤhli- che Stunden haben wir mit einander zugebracht! Es war ein unerſchrockner, luſtiger Bruder! ‒ ‒ Wer haͤtte denken ſollen, daß alles auf ſo nieder- geſchlagenes Wimmern und Schrecken hinaus- laufen wuͤrde?
Aber warum ſprachſt du dem armen Kerl, wegen des unvermutheten Zweykampfs zwiſchen ihm und der feigen Memme Metcalfe, keinen Troſt zu? Er handelte ja in der Sache, wie ein Mann, der auf wahre Ehre haͤlt, und wie ich ſelbſt unter eben den Umſtaͤnden gehandelt haben wuͤrde. Erzaͤhle ihm, daß ich dieß ſage. Was
ſich
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Muth zuſprechen ſollteſt, um ihm ſein Schickſal
tragen zu helfen.
Es iſt mir leid, daß er das unvermeidliche
Schickſal ſo ſchwer empfindet. Allein er iſt lan-
ge krank geweſen: und Krankheit ſchwaͤchet das
Gemuͤth ſo wohl, als den Koͤrper; wie er ſelbſt
ſehr nachdruͤcklich gegen dich bemerket hat.
Der vierte Brief
von
Herrn Lovelace an Herrn Joh. Belford.
Mittwoch. Abends.
Jch habe deinen verdrieslichen Brief geleſen.
‒ ‒ Der arme Belton! Wie viele froͤhli-
che Stunden haben wir mit einander zugebracht!
Es war ein unerſchrockner, luſtiger Bruder! ‒ ‒
Wer haͤtte denken ſollen, daß alles auf ſo nieder-
geſchlagenes Wimmern und Schrecken hinaus-
laufen wuͤrde?
Aber warum ſprachſt du dem armen Kerl,
wegen des unvermutheten Zweykampfs zwiſchen
ihm und der feigen Memme Metcalfe, keinen
Troſt zu? Er handelte ja in der Sache, wie ein
Mann, der auf wahre Ehre haͤlt, und wie ich
ſelbſt unter eben den Umſtaͤnden gehandelt haben
wuͤrde. Erzaͤhle ihm, daß ich dieß ſage. Was
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/49>, abgerufen am 24.11.2024.
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