ob sie gleich itzo nur unter niedrigen und geringen Umständen ist, eine Heilige im Himmel seyn - - Sagen sie ihnen beyden, daß ich mich ihrer mit dankbaren Segenswünschen in meinen letzten Au- genblicken erinnere - - und Gott bitte, ihnen auf viele, viele Jahre, um ihrer Freunde und um derer willen, die sie lieben, hier Glück, und nach diesem eine himmlische Krone, und solche Gewißheit da- von, als ich habe, durch das vollgültige Verdienst meines gelobten Erlösers, zu geben.
Jhre angenehme Stimme, und ihre gebroch- ne Rede, deucht mich, schallt mir noch in den Oh- ren, und wird niemals aus meinem Gedächtnisse kommen.
Nach einem kurzen Stillfchweigen, fing sie wieder an, in einem gebrochnern und schwächern Tone - - Und sie, Herr Belsord, erhalte Gott, und bringe sie zu einer Empfindung aller ihrer Fehltritte - - Sie sehen an mir, wie sich alles en- diget - - Jch wünsche, daß sie - - Hiemit sank ihr Kopf auf ihr Hauptküssen nieder. Sie fiel in Ohnmacht und zog ihre Hände von uns.
Wir dachten, sie wäre schon dahin, und ein je- der ließ einem heftigen Ausbruch der Traurigkeit den Lauf.
Allein sie gab bald Zeichen von sich, daß das Leben wiederkäme, und zog unsere Aufmerksamkeit wieder an sich. Jch bat sie, als sie sich ein we- nig erhohlet hatte, ihren halb ausgesprochenen Segen zu meinem Besten zu vollenden. Sie bewegte ihre Hand auf und nieder gegen uns beyde,
und
ob ſie gleich itzo nur unter niedrigen und geringen Umſtaͤnden iſt, eine Heilige im Himmel ſeyn ‒ ‒ Sagen ſie ihnen beyden, daß ich mich ihrer mit dankbaren Segenswuͤnſchen in meinen letzten Au- genblicken erinnere ‒ ‒ und Gott bitte, ihnen auf viele, viele Jahre, um ihrer Freunde und um derer willen, die ſie lieben, hier Gluͤck, und nach dieſem eine himmliſche Krone, und ſolche Gewißheit da- von, als ich habe, durch das vollguͤltige Verdienſt meines gelobten Erloͤſers, zu geben.
Jhre angenehme Stimme, und ihre gebroch- ne Rede, deucht mich, ſchallt mir noch in den Oh- ren, und wird niemals aus meinem Gedaͤchtniſſe kommen.
Nach einem kurzen Stillfchweigen, fing ſie wieder an, in einem gebrochnern und ſchwaͤchern Tone ‒ ‒ Und ſie, Herr Belſord, erhalte Gott, und bringe ſie zu einer Empfindung aller ihrer Fehltritte ‒ ‒ Sie ſehen an mir, wie ſich alles en- diget ‒ ‒ Jch wuͤnſche, daß ſie ‒ ‒ Hiemit ſank ihr Kopf auf ihr Hauptkuͤſſen nieder. Sie fiel in Ohnmacht und zog ihre Haͤnde von uns.
Wir dachten, ſie waͤre ſchon dahin, und ein je- der ließ einem heftigen Ausbruch der Traurigkeit den Lauf.
Allein ſie gab bald Zeichen von ſich, daß das Leben wiederkaͤme, und zog unſere Aufmerkſamkeit wieder an ſich. Jch bat ſie, als ſie ſich ein we- nig erhohlet hatte, ihren halb ausgeſprochenen Segen zu meinem Beſten zu vollenden. Sie bewegte ihre Hand auf und nieder gegen uns beyde,
und
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0467"n="461"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>
ob ſie gleich itzo nur unter niedrigen und geringen<lb/>
Umſtaͤnden iſt, eine Heilige im Himmel ſeyn ‒‒<lb/>
Sagen ſie ihnen beyden, daß ich mich ihrer mit<lb/>
dankbaren Segenswuͤnſchen in meinen letzten Au-<lb/>
genblicken erinnere ‒‒ und Gott bitte, ihnen auf<lb/>
viele, viele Jahre, um ihrer Freunde und um derer<lb/>
willen, die ſie lieben, hier Gluͤck, und nach dieſem<lb/>
eine himmliſche Krone, und ſolche Gewißheit da-<lb/>
von, als ich habe, durch das vollguͤltige Verdienſt<lb/>
meines gelobten Erloͤſers, zu geben.</p><lb/><p>Jhre angenehme Stimme, und ihre gebroch-<lb/>
ne Rede, deucht mich, ſchallt mir noch in den Oh-<lb/>
ren, und wird niemals aus meinem Gedaͤchtniſſe<lb/>
kommen.</p><lb/><p>Nach einem kurzen Stillfchweigen, fing ſie<lb/>
wieder an, in einem gebrochnern und ſchwaͤchern<lb/>
Tone ‒‒ Und ſie, Herr Belſord, erhalte Gott,<lb/>
und bringe ſie zu einer Empfindung aller ihrer<lb/>
Fehltritte ‒‒ Sie ſehen an mir, wie ſich alles en-<lb/>
diget ‒‒ Jch wuͤnſche, daß <hirendition="#fr">ſie</hi>‒‒ Hiemit ſank<lb/>
ihr Kopf auf ihr Hauptkuͤſſen nieder. Sie fiel in<lb/>
Ohnmacht und zog ihre Haͤnde von uns.</p><lb/><p>Wir dachten, ſie waͤre ſchon dahin, und ein je-<lb/>
der ließ einem heftigen Ausbruch der Traurigkeit<lb/>
den Lauf.</p><lb/><p>Allein ſie gab bald Zeichen von ſich, daß das<lb/>
Leben wiederkaͤme, und zog unſere Aufmerkſamkeit<lb/>
wieder an ſich. Jch bat ſie, als ſie ſich ein we-<lb/>
nig erhohlet hatte, ihren halb ausgeſprochenen<lb/>
Segen zu meinem Beſten zu vollenden. Sie<lb/>
bewegte ihre Hand auf und nieder gegen uns beyde,<lb/><fwplace="bottom"type="catch">und</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[461/0467]
ob ſie gleich itzo nur unter niedrigen und geringen
Umſtaͤnden iſt, eine Heilige im Himmel ſeyn ‒ ‒
Sagen ſie ihnen beyden, daß ich mich ihrer mit
dankbaren Segenswuͤnſchen in meinen letzten Au-
genblicken erinnere ‒ ‒ und Gott bitte, ihnen auf
viele, viele Jahre, um ihrer Freunde und um derer
willen, die ſie lieben, hier Gluͤck, und nach dieſem
eine himmliſche Krone, und ſolche Gewißheit da-
von, als ich habe, durch das vollguͤltige Verdienſt
meines gelobten Erloͤſers, zu geben.
Jhre angenehme Stimme, und ihre gebroch-
ne Rede, deucht mich, ſchallt mir noch in den Oh-
ren, und wird niemals aus meinem Gedaͤchtniſſe
kommen.
Nach einem kurzen Stillfchweigen, fing ſie
wieder an, in einem gebrochnern und ſchwaͤchern
Tone ‒ ‒ Und ſie, Herr Belſord, erhalte Gott,
und bringe ſie zu einer Empfindung aller ihrer
Fehltritte ‒ ‒ Sie ſehen an mir, wie ſich alles en-
diget ‒ ‒ Jch wuͤnſche, daß ſie ‒ ‒ Hiemit ſank
ihr Kopf auf ihr Hauptkuͤſſen nieder. Sie fiel in
Ohnmacht und zog ihre Haͤnde von uns.
Wir dachten, ſie waͤre ſchon dahin, und ein je-
der ließ einem heftigen Ausbruch der Traurigkeit
den Lauf.
Allein ſie gab bald Zeichen von ſich, daß das
Leben wiederkaͤme, und zog unſere Aufmerkſamkeit
wieder an ſich. Jch bat ſie, als ſie ſich ein we-
nig erhohlet hatte, ihren halb ausgeſprochenen
Segen zu meinem Beſten zu vollenden. Sie
bewegte ihre Hand auf und nieder gegen uns beyde,
und
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 461. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/467>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.