wird alles bald vorüber seyn. - - Wenige - - sehr wenige Augenblicke - - werden diesem Kampfe ein Ende machen: - - und ich werde glückselig seyn!
Getrost hier, mein Herr - - so wandte sie ihr Gesicht gegen den Obristen - - Getrost, Herr Vetter - - Siehe! - - die sträfliche Gütigkeit - - Er wollte nicht wünschen, daß ich - - so bald glücklich seyn sollte!
Hier hielte sie auf zwo oder drey Minuten in- ne, und sahe ihn ernsthaft an. Darauf nahm sie das Wort wieder. Mein liebster Herr Vetter, lassen sie sich doch trösten - - Was ist der Tod anders, als das gemeine Looß? - - Der sterbliche Bau mag unter einer Last zu arbeiten scheinen - - Aber das ist auch alles! - - Es ist nicht so hart, zu sterben, als ich geglaubet habe! - - Die Vorbereitung ist die Schwierigkeit - - - Jch danke Gott, daß ich dazu Zeit gehabt habe. - - Das Uebrige ist ärger für die Zuschauer, als für mich - - Jch bin voll seliger Hoffnung - - ja die Hoffnung selbst.
Sie sahe so aus, wie sie sagte: ein angeneh- mes Lächeln strahlte über ihr Gesicht.
Nach einem kurzen Stillschweigen fuhr sie wieder fort. Noch einmal, mein lieber Herr Vetter, sagte sie, aber noch immer in gebrochner Sprache, empfehlen sie mich aufs gehorsamste bey meinem Vater und Mutter - - Da brach sie ab. Bald aber fuhr sie fort - - Bey meiner Schwester, bey meinem Bruder, bey meinen On-
kels
wird alles bald voruͤber ſeyn. ‒ ‒ Wenige ‒ ‒ ſehr wenige Augenblicke ‒ ‒ werden dieſem Kampfe ein Ende machen: ‒ ‒ und ich werde gluͤckſelig ſeyn!
Getroſt hier, mein Herr ‒ ‒ ſo wandte ſie ihr Geſicht gegen den Obriſten ‒ ‒ Getroſt, Herr Vetter ‒ ‒ Siehe! ‒ ‒ die ſtraͤfliche Guͤtigkeit ‒ ‒ Er wollte nicht wuͤnſchen, daß ich ‒ ‒ ſo bald gluͤcklich ſeyn ſollte!
Hier hielte ſie auf zwo oder drey Minuten in- ne, und ſahe ihn ernſthaft an. Darauf nahm ſie das Wort wieder. Mein liebſter Herr Vetter, laſſen ſie ſich doch troͤſten ‒ ‒ Was iſt der Tod anders, als das gemeine Looß? ‒ ‒ Der ſterbliche Bau mag unter einer Laſt zu arbeiten ſcheinen ‒ ‒ Aber das iſt auch alles! ‒ ‒ Es iſt nicht ſo hart, zu ſterben, als ich geglaubet habe! ‒ ‒ Die Vorbereitung iſt die Schwierigkeit ‒ ‒ ‒ Jch danke Gott, daß ich dazu Zeit gehabt habe. ‒ ‒ Das Uebrige iſt aͤrger fuͤr die Zuſchauer, als fuͤr mich ‒ ‒ Jch bin voll ſeliger Hoffnung ‒ ‒ ja die Hoffnung ſelbſt.
Sie ſahe ſo aus, wie ſie ſagte: ein angeneh- mes Laͤcheln ſtrahlte uͤber ihr Geſicht.
Nach einem kurzen Stillſchweigen fuhr ſie wieder fort. Noch einmal, mein lieber Herr Vetter, ſagte ſie, aber noch immer in gebrochner Sprache, empfehlen ſie mich aufs gehorſamſte bey meinem Vater und Mutter ‒ ‒ Da brach ſie ab. Bald aber fuhr ſie fort ‒ ‒ Bey meiner Schweſter, bey meinem Bruder, bey meinen On-
kels
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wird alles bald voruͤber ſeyn. ‒ ‒ Wenige ‒ ‒ ſehr
wenige Augenblicke ‒ ‒ werden dieſem Kampfe
ein Ende machen: ‒ ‒ und ich werde gluͤckſelig
ſeyn!
Getroſt hier, mein Herr ‒ ‒ ſo wandte ſie ihr
Geſicht gegen den Obriſten ‒ ‒ Getroſt, Herr
Vetter ‒ ‒ Siehe! ‒ ‒ die ſtraͤfliche Guͤtigkeit
‒ ‒ Er wollte nicht wuͤnſchen, daß ich ‒ ‒ ſo
bald gluͤcklich ſeyn ſollte!
Hier hielte ſie auf zwo oder drey Minuten in-
ne, und ſahe ihn ernſthaft an. Darauf nahm ſie
das Wort wieder. Mein liebſter Herr Vetter,
laſſen ſie ſich doch troͤſten ‒ ‒ Was iſt der Tod
anders, als das gemeine Looß? ‒ ‒ Der ſterbliche
Bau mag unter einer Laſt zu arbeiten ſcheinen
‒ ‒ Aber das iſt auch alles! ‒ ‒ Es iſt nicht ſo
hart, zu ſterben, als ich geglaubet habe! ‒ ‒ Die
Vorbereitung iſt die Schwierigkeit ‒ ‒ ‒ Jch
danke Gott, daß ich dazu Zeit gehabt habe. ‒ ‒
Das Uebrige iſt aͤrger fuͤr die Zuſchauer, als fuͤr
mich ‒ ‒ Jch bin voll ſeliger Hoffnung ‒ ‒ ja
die Hoffnung ſelbſt.
Sie ſahe ſo aus, wie ſie ſagte: ein angeneh-
mes Laͤcheln ſtrahlte uͤber ihr Geſicht.
Nach einem kurzen Stillſchweigen fuhr ſie
wieder fort. Noch einmal, mein lieber Herr
Vetter, ſagte ſie, aber noch immer in gebrochner
Sprache, empfehlen ſie mich aufs gehorſamſte
bey meinem Vater und Mutter ‒ ‒ Da brach
ſie ab. Bald aber fuhr ſie fort ‒ ‒ Bey meiner
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 458. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/464>, abgerufen am 25.11.2024.
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