walt, daß ein Ochse davon gefallen seyn würde, vor die Stirn schlug, und so stampfte und tobte, daß der Wirth herein und noch geschwinder wie- der heraus lief. Und dieser unsinnige Aufzug wührte einige Zeit.
Vergebens war alles, was ihm Jakob, oder ich, sagen konnte. Jch wollte einmal seine Hand ergreifen; weil er, wie ich glaubte, sich Leid thun wollte, da er sich nach seinen Pistolen umsahe, die er auf den Tisch gelegt, Wilhelm aber ungesehen mit sich hinausgenommen hatte; ein getreuer ehr- licher Kerl, der Wilhelm, ich werde den Buben dafür allezeit lieb haben: allein er gab mir eine so verdammte Maulschelle, daß mir die Nase da- von blutete. Es war gut, daß er es war: denn ich wußte kaum, wie ich es aufnehmen sollte.
Jakob war böse über ihn, und sagte ihm, wie gottlos es an ihm wäre, einen Freund so unver- nünftig zu mishandeln, und um eine Weibsper- son den Verstand zu verlieren. Darauf sagte er endlich, es wäre ihm leid, und Wilhelm wagte sich mit Wasser und einer Handquäle herein: der Hund aber freuete sich, wie ich an seinen Bli- cken merken konnte, daß ich, nicht er, es bekom- men hätte.
Und so brachten wir ihn nach und nach ein wenig zu rechte, und er versprach sich männlicher aufzuführen. Daher vergab ich ihm: und wir ritten im Finstern fort hierher, nach Dolemans Hause. Wir versuchten alle, ihn durch Beschä- mung aus seiner wahnwitzigen und unbändigen
Thor-
walt, daß ein Ochſe davon gefallen ſeyn wuͤrde, vor die Stirn ſchlug, und ſo ſtampfte und tobte, daß der Wirth herein und noch geſchwinder wie- der heraus lief. Und dieſer unſinnige Aufzug wuͤhrte einige Zeit.
Vergebens war alles, was ihm Jakob, oder ich, ſagen konnte. Jch wollte einmal ſeine Hand ergreifen; weil er, wie ich glaubte, ſich Leid thun wollte, da er ſich nach ſeinen Piſtolen umſahe, die er auf den Tiſch gelegt, Wilhelm aber ungeſehen mit ſich hinausgenommen hatte; ein getreuer ehr- licher Kerl, der Wilhelm, ich werde den Buben dafuͤr allezeit lieb haben: allein er gab mir eine ſo verdammte Maulſchelle, daß mir die Naſe da- von blutete. Es war gut, daß er es war: denn ich wußte kaum, wie ich es aufnehmen ſollte.
Jakob war boͤſe uͤber ihn, und ſagte ihm, wie gottlos es an ihm waͤre, einen Freund ſo unver- nuͤnftig zu mishandeln, und um eine Weibsper- ſon den Verſtand zu verlieren. Darauf ſagte er endlich, es waͤre ihm leid, und Wilhelm wagte ſich mit Waſſer und einer Handquaͤle herein: der Hund aber freuete ſich, wie ich an ſeinen Bli- cken merken konnte, daß ich, nicht er, es bekom- men haͤtte.
Und ſo brachten wir ihn nach und nach ein wenig zu rechte, und er verſprach ſich maͤnnlicher aufzufuͤhren. Daher vergab ich ihm: und wir ritten im Finſtern fort hierher, nach Dolemans Hauſe. Wir verſuchten alle, ihn durch Beſchaͤ- mung aus ſeiner wahnwitzigen und unbaͤndigen
Thor-
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walt, daß ein Ochſe davon gefallen ſeyn wuͤrde,
vor die Stirn ſchlug, und ſo ſtampfte und tobte,
daß der Wirth herein und noch geſchwinder wie-
der heraus lief. Und dieſer unſinnige Aufzug
wuͤhrte einige Zeit.
Vergebens war alles, was ihm Jakob, oder
ich, ſagen konnte. Jch wollte einmal ſeine Hand
ergreifen; weil er, wie ich glaubte, ſich Leid thun
wollte, da er ſich nach ſeinen Piſtolen umſahe, die
er auf den Tiſch gelegt, Wilhelm aber ungeſehen
mit ſich hinausgenommen hatte; ein getreuer ehr-
licher Kerl, der Wilhelm, ich werde den Buben
dafuͤr allezeit lieb haben: allein er gab mir eine
ſo verdammte Maulſchelle, daß mir die Naſe da-
von blutete. Es war gut, daß er es war: denn
ich wußte kaum, wie ich es aufnehmen ſollte.
Jakob war boͤſe uͤber ihn, und ſagte ihm, wie
gottlos es an ihm waͤre, einen Freund ſo unver-
nuͤnftig zu mishandeln, und um eine Weibsper-
ſon den Verſtand zu verlieren. Darauf ſagte er
endlich, es waͤre ihm leid, und Wilhelm wagte
ſich mit Waſſer und einer Handquaͤle herein:
der Hund aber freuete ſich, wie ich an ſeinen Bli-
cken merken konnte, daß ich, nicht er, es bekom-
men haͤtte.
Und ſo brachten wir ihn nach und nach ein
wenig zu rechte, und er verſprach ſich maͤnnlicher
aufzufuͤhren. Daher vergab ich ihm: und wir
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Hauſe. Wir verſuchten alle, ihn durch Beſchaͤ-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 452. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/458>, abgerufen am 22.11.2024.
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