gleichen, und mich so wohl der Gewalt, die ich über meinen Freund hätte, bedienen, allem künf- tigen Unglück von ihm vorzubeugen, als auch der- jenigen, die mir die aufgetragene Vollziehung des Testaments geben könnte, so gebrauchen, daß al- lem Unglück wider ihn vorgebeuget würde.
Sie machte einige Entschuldigungen gegen ihren Vetter, daß sie nicht im Stande gewesen wäre, ihr Testament zu ändern und ihm zugleich mit mir die Vollziehung aufzutragen: und gegen mich, daß sie mir so viele Unruhe gemacht hätte, und noch machen sollte.
Sie hatte sich so sehr angegriffen und abge- mattet, indem sie augenscheinlich schwächer ward, daß sie ihren Kopf auf ihre Hauptküssen sinken ließ, und beynahe in Ohnmacht gefallen wäre. Wir gingen an das Fenster und sahen einander an; konnten aber uns nicht erklären, was wir zu sagen hatten, und gleichwohl schienen wir spre- chen zu wollen: allein die Bewegung ging mit Stillschweigen vorüber. Unsere Augen redeten nur: und das auf eine Art, wozu sie bey keinem von uns beyden gewohnt waren; die meinigen we- nigstens nicht, bis ich dieß unvergleichliche Frau- enzimmer kennen gelernt hatte.
Der Obrist ging weg seinen Bothen abzufer- tigen und den Brief an Fr. Norton fortzuschicken. Jch bediente mich der Gelegenheit, mich gleich- falls wegzubegeben und so weit zu schreiben: und weil Joel wiederkommt, es abzuhohlen; so schließe ich itzo hier.
Um eilfe.
Der
gleichen, und mich ſo wohl der Gewalt, die ich uͤber meinen Freund haͤtte, bedienen, allem kuͤnf- tigen Ungluͤck von ihm vorzubeugen, als auch der- jenigen, die mir die aufgetragene Vollziehung des Teſtaments geben koͤnnte, ſo gebrauchen, daß al- lem Ungluͤck wider ihn vorgebeuget wuͤrde.
Sie machte einige Entſchuldigungen gegen ihren Vetter, daß ſie nicht im Stande geweſen waͤre, ihr Teſtament zu aͤndern und ihm zugleich mit mir die Vollziehung aufzutragen: und gegen mich, daß ſie mir ſo viele Unruhe gemacht haͤtte, und noch machen ſollte.
Sie hatte ſich ſo ſehr angegriffen und abge- mattet, indem ſie augenſcheinlich ſchwaͤcher ward, daß ſie ihren Kopf auf ihre Hauptkuͤſſen ſinken ließ, und beynahe in Ohnmacht gefallen waͤre. Wir gingen an das Fenſter und ſahen einander an; konnten aber uns nicht erklaͤren, was wir zu ſagen hatten, und gleichwohl ſchienen wir ſpre- chen zu wollen: allein die Bewegung ging mit Stillſchweigen voruͤber. Unſere Augen redeten nur: und das auf eine Art, wozu ſie bey keinem von uns beyden gewohnt waren; die meinigen we- nigſtens nicht, bis ich dieß unvergleichliche Frau- enzimmer kennen gelernt hatte.
Der Obriſt ging weg ſeinen Bothen abzufer- tigen und den Brief an Fr. Norton fortzuſchicken. Jch bediente mich der Gelegenheit, mich gleich- falls wegzubegeben und ſo weit zu ſchreiben: und weil Joel wiederkommt, es abzuhohlen; ſo ſchließe ich itzo hier.
Um eilfe.
Der
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0448"n="442"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>
gleichen, und mich ſo wohl der Gewalt, die ich<lb/>
uͤber meinen Freund haͤtte, bedienen, allem kuͤnf-<lb/>
tigen Ungluͤck <hirendition="#fr">von</hi> ihm vorzubeugen, als auch der-<lb/>
jenigen, die mir die aufgetragene Vollziehung des<lb/>
Teſtaments geben koͤnnte, ſo gebrauchen, daß al-<lb/>
lem Ungluͤck <hirendition="#fr">wider</hi> ihn vorgebeuget wuͤrde.</p><lb/><p>Sie machte einige Entſchuldigungen gegen<lb/>
ihren <hirendition="#fr">Vetter,</hi> daß ſie nicht im Stande geweſen<lb/>
waͤre, ihr Teſtament zu aͤndern und ihm zugleich<lb/>
mit mir die Vollziehung aufzutragen: und gegen<lb/><hirendition="#fr">mich,</hi> daß ſie mir ſo viele Unruhe gemacht haͤtte,<lb/>
und noch machen ſollte.</p><lb/><p>Sie hatte ſich ſo ſehr angegriffen und abge-<lb/>
mattet, indem ſie augenſcheinlich ſchwaͤcher ward,<lb/>
daß ſie ihren Kopf auf ihre Hauptkuͤſſen ſinken<lb/>
ließ, und beynahe in Ohnmacht gefallen waͤre.<lb/>
Wir gingen an das Fenſter und ſahen einander<lb/>
an; konnten aber uns nicht erklaͤren, was wir zu<lb/>ſagen hatten, und gleichwohl ſchienen wir ſpre-<lb/>
chen zu wollen: allein die Bewegung ging mit<lb/>
Stillſchweigen voruͤber. Unſere Augen redeten<lb/>
nur: und das auf eine Art, wozu ſie bey keinem<lb/>
von uns beyden gewohnt waren; die meinigen we-<lb/>
nigſtens nicht, bis ich dieß unvergleichliche Frau-<lb/>
enzimmer kennen gelernt hatte.</p><lb/><p>Der Obriſt ging weg ſeinen Bothen abzufer-<lb/>
tigen und den Brief an Fr. Norton fortzuſchicken.<lb/>
Jch bediente mich der Gelegenheit, mich gleich-<lb/>
falls wegzubegeben und ſo weit zu ſchreiben: und<lb/>
weil Joel wiederkommt, es abzuhohlen; ſo ſchließe<lb/>
ich itzo hier.</p><lb/><dateline><hirendition="#et">Um eilfe.</hi></dateline></div></div><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">Der</hi></fw><lb/></div></body></text></TEI>
[442/0448]
gleichen, und mich ſo wohl der Gewalt, die ich
uͤber meinen Freund haͤtte, bedienen, allem kuͤnf-
tigen Ungluͤck von ihm vorzubeugen, als auch der-
jenigen, die mir die aufgetragene Vollziehung des
Teſtaments geben koͤnnte, ſo gebrauchen, daß al-
lem Ungluͤck wider ihn vorgebeuget wuͤrde.
Sie machte einige Entſchuldigungen gegen
ihren Vetter, daß ſie nicht im Stande geweſen
waͤre, ihr Teſtament zu aͤndern und ihm zugleich
mit mir die Vollziehung aufzutragen: und gegen
mich, daß ſie mir ſo viele Unruhe gemacht haͤtte,
und noch machen ſollte.
Sie hatte ſich ſo ſehr angegriffen und abge-
mattet, indem ſie augenſcheinlich ſchwaͤcher ward,
daß ſie ihren Kopf auf ihre Hauptkuͤſſen ſinken
ließ, und beynahe in Ohnmacht gefallen waͤre.
Wir gingen an das Fenſter und ſahen einander
an; konnten aber uns nicht erklaͤren, was wir zu
ſagen hatten, und gleichwohl ſchienen wir ſpre-
chen zu wollen: allein die Bewegung ging mit
Stillſchweigen voruͤber. Unſere Augen redeten
nur: und das auf eine Art, wozu ſie bey keinem
von uns beyden gewohnt waren; die meinigen we-
nigſtens nicht, bis ich dieß unvergleichliche Frau-
enzimmer kennen gelernt hatte.
Der Obriſt ging weg ſeinen Bothen abzufer-
tigen und den Brief an Fr. Norton fortzuſchicken.
Jch bediente mich der Gelegenheit, mich gleich-
falls wegzubegeben und ſo weit zu ſchreiben: und
weil Joel wiederkommt, es abzuhohlen; ſo ſchließe
ich itzo hier.
Um eilfe. Der
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 442. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/448>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.