für alle ihre edelmüthige Gütigkeit gegen mich Dank zu sagen.
Jch werde es mir selbst niemals vergeben, meine geliebteste und wertheste Base, war seine Antwort; wobey ihm die Augen übergingen; daß ich ihnen nicht eher meine Aufwartung ge- macht habe. Jch ließ mir gar nicht in den Sinn kommen, daß es so schlecht mit ihnen wäre: es glaubt dieses auch keiner von ihren Freunden. Wenn sie es glaubten - -
Wenn sie es glaubten; wiederhohlte sie, und fiel ihm in die Rede: so würde ich mehr Mit- leiden bey ihnen gefunden haben. Das bin ich versichert. Allein, erlauben sie, mein Herr, wie haben sie sie verlassen? Haben sie sich wieder mit ihnen vertragen? Wo nicht: so bitte ich, thun sie es, wofern sie ihre arme Clarissa lieb haben. Denn eine jede vergrößerte Mishelligkeit vergrößert nur meinen Fehltritt: weil dieser der Grund von al- lem ist.
Jch hatte schon einige Stunden vortheilhafte Nachricht für sie, meine werthe Base, von ihnen erwartet; sprach er: als der Brief von diesem Herrn ankam und mich zur Eilfertigkeit auffor- derte. Allein ich habe die Rechnung von dem Gute ihres Großvaters mit ihnen zur Richtigkeit zu bringen, und habe von jenen deswegen Hand- schriften und Anweisungen auf ihren Wechsler zu den Geldern, die ihnen zukommen. Man ver- langet, daß sie dieselben annehmen mögen, damit sie keinen Mangel an Gelde leiden dürfen. Und
dieß
Siebenter Theil. E e
fuͤr alle ihre edelmuͤthige Guͤtigkeit gegen mich Dank zu ſagen.
Jch werde es mir ſelbſt niemals vergeben, meine geliebteſte und wertheſte Baſe, war ſeine Antwort; wobey ihm die Augen uͤbergingen; daß ich ihnen nicht eher meine Aufwartung ge- macht habe. Jch ließ mir gar nicht in den Sinn kommen, daß es ſo ſchlecht mit ihnen waͤre: es glaubt dieſes auch keiner von ihren Freunden. Wenn ſie es glaubten ‒ ‒
Wenn ſie es glaubten; wiederhohlte ſie, und fiel ihm in die Rede: ſo wuͤrde ich mehr Mit- leiden bey ihnen gefunden haben. Das bin ich verſichert. Allein, erlauben ſie, mein Herr, wie haben ſie ſie verlaſſen? Haben ſie ſich wieder mit ihnen vertragen? Wo nicht: ſo bitte ich, thun ſie es, wofern ſie ihre arme Clariſſa lieb haben. Denn eine jede vergroͤßerte Mishelligkeit vergroͤßert nur meinen Fehltritt: weil dieſer der Grund von al- lem iſt.
Jch hatte ſchon einige Stunden vortheilhafte Nachricht fuͤr ſie, meine werthe Baſe, von ihnen erwartet; ſprach er: als der Brief von dieſem Herrn ankam und mich zur Eilfertigkeit auffor- derte. Allein ich habe die Rechnung von dem Gute ihres Großvaters mit ihnen zur Richtigkeit zu bringen, und habe von jenen deswegen Hand- ſchriften und Anweiſungen auf ihren Wechsler zu den Geldern, die ihnen zukommen. Man ver- langet, daß ſie dieſelben annehmen moͤgen, damit ſie keinen Mangel an Gelde leiden duͤrfen. Und
dieß
Siebenter Theil. E e
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fuͤr alle ihre edelmuͤthige Guͤtigkeit gegen mich
Dank zu ſagen.
Jch werde es mir ſelbſt niemals vergeben,
meine geliebteſte und wertheſte Baſe, war ſeine
Antwort; wobey ihm die Augen uͤbergingen;
daß ich ihnen nicht eher meine Aufwartung ge-
macht habe. Jch ließ mir gar nicht in den Sinn
kommen, daß es ſo ſchlecht mit ihnen waͤre: es
glaubt dieſes auch keiner von ihren Freunden.
Wenn ſie es glaubten ‒ ‒
Wenn ſie es glaubten; wiederhohlte ſie,
und fiel ihm in die Rede: ſo wuͤrde ich mehr Mit-
leiden bey ihnen gefunden haben. Das bin ich
verſichert. Allein, erlauben ſie, mein Herr, wie
haben ſie ſie verlaſſen? Haben ſie ſich wieder mit
ihnen vertragen? Wo nicht: ſo bitte ich, thun ſie
es, wofern ſie ihre arme Clariſſa lieb haben. Denn
eine jede vergroͤßerte Mishelligkeit vergroͤßert nur
meinen Fehltritt: weil dieſer der Grund von al-
lem iſt.
Jch hatte ſchon einige Stunden vortheilhafte
Nachricht fuͤr ſie, meine werthe Baſe, von ihnen
erwartet; ſprach er: als der Brief von dieſem
Herrn ankam und mich zur Eilfertigkeit auffor-
derte. Allein ich habe die Rechnung von dem
Gute ihres Großvaters mit ihnen zur Richtigkeit
zu bringen, und habe von jenen deswegen Hand-
ſchriften und Anweiſungen auf ihren Wechsler zu
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 433. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/439>, abgerufen am 25.11.2024.
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