fühle - - und lange schon gefühlet habe. - - Erzähle ihr die öftern und empfindlichsten Re- gungen meines Gewissens - - Es wäre unmög- lich, sage ihr, daß solche Regungen nicht endlich kräftige Gewissensbisse erzeugen sollten - - Je- doch müßte sie mich nicht verlassen - - Sie müß- te leben: wo sie wünschen wollte, daß meine Buße vollkommen seyn möchte - - Denn was kann aus Verzweifelung entstehen? - -
Jch will alles thun, was ihr haben wollt, in Zurücksendung eurer Briefe. Jhr habt mich durch diesen letzten, und durch eure inständige Fürbitte, daß sie mich vor sich lassen möchte, un- endlich verbunden, ob die Bitte gleich keine Wir- kung gehabt hat.
Noch einmal, wie habe ich ein so schändlicher Bösewicht gegen ein so göttliches Frauenzimmer seyn können! Und sie dennoch alle die Zeit über so lieben können, als niemals eine Mannsperson ein Frauenzimmer geliebet hat! - - Verflucht sey meine ränksüchtige Natur! Verflucht mein Kopf, der Künste ersinnet, und mein Herz, das ihm zu statten kommet! - - Sollte ich mit dem guten Namen, mit der Ehre, mit dem Leben ei- nes solchen Engels von einem Frauenzimmer ein Spiel getrieben haben! - - O mein verdammter Unglaube! - - Daß ich in den Gedanken, als wenn sie ein Frauenzimmer wäre, hoffen mußte,
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fuͤhle ‒ ‒ und lange ſchon gefuͤhlet habe. ‒ ‒ Erzaͤhle ihr die oͤftern und empfindlichſten Re- gungen meines Gewiſſens ‒ ‒ Es waͤre unmoͤg- lich, ſage ihr, daß ſolche Regungen nicht endlich kraͤftige Gewiſſensbiſſe erzeugen ſollten ‒ ‒ Je- doch muͤßte ſie mich nicht verlaſſen ‒ ‒ Sie muͤß- te leben: wo ſie wuͤnſchen wollte, daß meine Buße vollkommen ſeyn moͤchte ‒ ‒ Denn was kann aus Verzweifelung entſtehen? ‒ ‒
Jch will alles thun, was ihr haben wollt, in Zuruͤckſendung eurer Briefe. Jhr habt mich durch dieſen letzten, und durch eure inſtaͤndige Fuͤrbitte, daß ſie mich vor ſich laſſen moͤchte, un- endlich verbunden, ob die Bitte gleich keine Wir- kung gehabt hat.
Noch einmal, wie habe ich ein ſo ſchaͤndlicher Boͤſewicht gegen ein ſo goͤttliches Frauenzimmer ſeyn koͤnnen! Und ſie dennoch alle die Zeit uͤber ſo lieben koͤnnen, als niemals eine Mannsperſon ein Frauenzimmer geliebet hat! ‒ ‒ Verflucht ſey meine raͤnkſuͤchtige Natur! Verflucht mein Kopf, der Kuͤnſte erſinnet, und mein Herz, das ihm zu ſtatten kommet! ‒ ‒ Sollte ich mit dem guten Namen, mit der Ehre, mit dem Leben ei- nes ſolchen Engels von einem Frauenzimmer ein Spiel getrieben haben! ‒ ‒ O mein verdammter Unglaube! ‒ ‒ Daß ich in den Gedanken, als wenn ſie ein Frauenzimmer waͤre, hoffen mußte,
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fuͤhle ‒ ‒ und lange ſchon gefuͤhlet habe. ‒ ‒
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gungen meines Gewiſſens ‒ ‒ Es waͤre unmoͤg-
lich, ſage ihr, daß ſolche Regungen nicht endlich
kraͤftige Gewiſſensbiſſe erzeugen ſollten ‒ ‒ Je-
doch muͤßte ſie mich nicht verlaſſen ‒ ‒ Sie muͤß-
te leben: wo ſie wuͤnſchen wollte, daß meine Buße
vollkommen ſeyn moͤchte ‒ ‒ Denn was kann aus
Verzweifelung entſtehen? ‒ ‒
Jch will alles thun, was ihr haben wollt, in
Zuruͤckſendung eurer Briefe. Jhr habt mich
durch dieſen letzten, und durch eure inſtaͤndige
Fuͤrbitte, daß ſie mich vor ſich laſſen moͤchte, un-
endlich verbunden, ob die Bitte gleich keine Wir-
kung gehabt hat.
Noch einmal, wie habe ich ein ſo ſchaͤndlicher
Boͤſewicht gegen ein ſo goͤttliches Frauenzimmer
ſeyn koͤnnen! Und ſie dennoch alle die Zeit uͤber
ſo lieben koͤnnen, als niemals eine Mannsperſon
ein Frauenzimmer geliebet hat! ‒ ‒ Verflucht
ſey meine raͤnkſuͤchtige Natur! Verflucht mein
Kopf, der Kuͤnſte erſinnet, und mein Herz, das
ihm zu ſtatten kommet! ‒ ‒ Sollte ich mit dem
guten Namen, mit der Ehre, mit dem Leben ei-
nes ſolchen Engels von einem Frauenzimmer ein
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Unglaube! ‒ ‒ Daß ich in den Gedanken, als
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 403. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/409>, abgerufen am 25.11.2024.
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