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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751.

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gene Woche herdurch gefühlet habe. Jch wün-
sche dir eine Probe davon, wo du keinen Brief
fertig hast für

Deinen
Lovelace.


Der acht und vierzigste Brief
von
Herrn Belford
zur Fortsetzung seines letztern.

Die Fräulein bleibt ausnehmend schwach und
krank. Jnzwischen ist ihr Verstand noch
eben so unbenebelt und stark, als vorher: und
mit ihrer Gottseligkeit und Gedult ist nichts zu
vergleichen. Jedermann denkt, daß diese Nacht
ihre letzte seyn werde. Wie empfindlich ist es,
das von einem solchen Muster aller Vorzüge zu
sagen! Sie will gleichwohl ihren Brief an ihre
Norton noch nicht wegschicken. Sie bemühte
sich vergebens, die Aufschrift darauf zu setzen: al-
so bat sie mich, es zu thun. Jhre Finger wollen
die Feder nicht mehr mit der gehörigen Festigkeit
halten. Jch fürchte, sie hat ihr letztes geschrie-
ben und gelesen!

Um
B b 4



gene Woche herdurch gefuͤhlet habe. Jch wuͤn-
ſche dir eine Probe davon, wo du keinen Brief
fertig haſt fuͤr

Deinen
Lovelace.


Der acht und vierzigſte Brief
von
Herrn Belford
zur Fortſetzung ſeines letztern.

Die Fraͤulein bleibt ausnehmend ſchwach und
krank. Jnzwiſchen iſt ihr Verſtand noch
eben ſo unbenebelt und ſtark, als vorher: und
mit ihrer Gottſeligkeit und Gedult iſt nichts zu
vergleichen. Jedermann denkt, daß dieſe Nacht
ihre letzte ſeyn werde. Wie empfindlich iſt es,
das von einem ſolchen Muſter aller Vorzuͤge zu
ſagen! Sie will gleichwohl ihren Brief an ihre
Norton noch nicht wegſchicken. Sie bemuͤhte
ſich vergebens, die Aufſchrift darauf zu ſetzen: al-
ſo bat ſie mich, es zu thun. Jhre Finger wollen
die Feder nicht mehr mit der gehoͤrigen Feſtigkeit
halten. Jch fuͤrchte, ſie hat ihr letztes geſchrie-
ben und geleſen!

Um
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[391/0397] gene Woche herdurch gefuͤhlet habe. Jch wuͤn- ſche dir eine Probe davon, wo du keinen Brief fertig haſt fuͤr Deinen Lovelace. Der acht und vierzigſte Brief von Herrn Belford zur Fortſetzung ſeines letztern. Dienſt. den 5ten Sept. um fuͤnfe. Die Fraͤulein bleibt ausnehmend ſchwach und krank. Jnzwiſchen iſt ihr Verſtand noch eben ſo unbenebelt und ſtark, als vorher: und mit ihrer Gottſeligkeit und Gedult iſt nichts zu vergleichen. Jedermann denkt, daß dieſe Nacht ihre letzte ſeyn werde. Wie empfindlich iſt es, das von einem ſolchen Muſter aller Vorzuͤge zu ſagen! Sie will gleichwohl ihren Brief an ihre Norton noch nicht wegſchicken. Sie bemuͤhte ſich vergebens, die Aufſchrift darauf zu ſetzen: al- ſo bat ſie mich, es zu thun. Jhre Finger wollen die Feder nicht mehr mit der gehoͤrigen Feſtigkeit halten. Jch fuͤrchte, ſie hat ihr letztes geſchrie- ben und geleſen! Um B b 4

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 391. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/397>, abgerufen am 22.12.2024.